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    Neuauflage im Heimkino: Einer der besten Western aller Zeiten ist jetzt noch besser als je zuvor
    Sidney Schering
    Sidney Schering
    -Freier Autor und Kritiker
    Er findet Streaming zwar praktisch, eine echte Sammlung kann es für ihn aber nicht ersetzen: Was im eigenen Regal steht, ist sicher vor Internet-Blackouts, auslaufenden Lizenzverträgen und nachträglichen Schnitten.

    Es ist einer der besten Western der Kinogeschichte – und der schönste sowie ehrlichste mit Westernlegende John Wayne: „Der Mann, der Liberty Valance erschoss“. Nun bekommt der Film eine aufwändig restaurierte Uncut-Heimkinoveröffentlichung spendiert.

    Paramount Pictures

    +++ Meinung +++

    Obwohl das Western-Genre sehr vielfältig ist, hat sich der Filmdiskurs in den vergangenen Jahren auf eine kleine Handvoll an Western-Facetten eingeschossen: Spaghettiwestern wie sie Sergio Leone geprägt hat, und nachdenkliche Slow-Western wie etwa „The Power of the Dog“. Die vielen weiteren Darreichungsformen des Western-Genres sind dagegen zwar nicht völlig in der Nische verschwunden – jedoch kann man wohl kaum behaupten, dass sie in der Breite weiterhin große Beachtung erhalten.

    Ein Grund mehr, auf die neuste Heimkinoveröffentlichung eines absoluten Klassikers hinzuweisen:Der Mann, der Liberty Valance erschoss“ ist einer der besten Western der Kinogeschichte – auch wenn er längst nicht so oft kopiert wurde wie Leones „Dollar-Trilogie“. Der spannende und berührende Top-Western des Meisterregisseurs John Ford erscheint am 19. Mai 2022 erstmals in einer aufwändigen 4K-Restauration – und das komplett ungekürzt.

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    Die neue Edition umfasst sowohl die 4K-Disc als auch die Standard-Blu-ray. Neben dem Film, der im Kino und zu VHS-Zeiten noch gekürzt nach Deutschland kam, gibt es auf den Discs umfangreiches, sehenswertes Bonusmaterial über die filmhistorische Bedeutung dieses Klassikers.

    Das ist "Der Mann, der Liberty Valance erschoss"

    Senator Stoddard (James Stewart) ist in Kummer: Sein Freund Tom (John Wayne) ist gestorben und soll bald in der Westernstadt Shinbone beerdigt werden. Angestachelt von einem Reporter, schwelgt Stoddard in Erinnerungen an die Zeit, als er selbst noch dort gelebt und als Lehrer gearbeitet hat. Stoddard und Tom waren lange in dieselbe Frau verliebt – und taten sich zusammen, um den berüchtigten Ganoven Liberty Valance (Lee Marvin) ins Jenseits zu befördern. Oder ist das alles reine Legende..?

    John Fords Westernfilme sind üblicherweise nicht actionlastig, fallen jedoch ebenso wenig in den Bereich „Slow Western“. Stattdessen kreiert der Regisseur zumeist ein bewegtes, komplexes Bild einer ländlichen Gemeinschaft, in der Komfort und Gefahr, sture Abgeschiedenheit und ritualisierter Zusammenhalt einen diffizilen Tanz miteinander wagen. Und nahezu durchweg spielen bei ihm die normalen Leute eine genauso wichtige Rolle, wenn nicht sogar eine bedeutsamere, als die reitenden Revolverhelden.

    Diese Revolverhelden hat John Ford nie verherrlicht – allerdings auch niemals auf derart schwermütige Weise kritisiert wie in „Der Mann, der Liberty Valance erschoss“. Dass ausgerechnet in diesem Film John Wayne eine tragende Rolle spielt, macht diesen Umstand umso denkwürdiger: Wayne ging vornehmlich für seine kernigen, trotzdem strahlenden Helden in die Filmgeschichte ein. Dieser Film wiederum wird von nicht wenigen Filmhistoriker*innen aufgrund seiner komplexen Figurenzeichnung und seiner Balance aus Melancholie und Gesellschaftskritik als erster US-Spätwestern bezeichnet.

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    Dieser Clash aus John Fords Idealismus und einem rauen John Wayne, der zwar nicht demontiert, wohl aber hinterfragt wird, führt zu einer Handlung, die wie eine Selbstkritik Fords wirkt, der hinter seinen naiven Frühwestern aufräumen will. Und das, ohne in einen ihm fremden Zynismus zu verfallen: In „Der Mann, der Liberty Valance erschoss“ geht es auf wehmütige Weise darum, wie sehr in der US-Gesellschaft die Lüge von früher über die Wahrheit von heute gestellt wird.

    Gestützt von einer berührenden Performance von James Stewart und eingefangen in hübschen, aber auch atmosphärisch-distanzierten Schwarz-Weiß-Bildern, bleibt „Der Mann, der Liberty Valance erschoss“ als ebenso schöner wie gewitzter und kritisch-ehrlicher Western in Erinnerung. Seine meisterlichen 5 Sterne in der FILMSTARTS-Kritik hat sich der Film redlich verdient, erzählt er doch ohne belehrenden Duktus „von Freiheit, Recht und Ordnung, Politik, Gewalt und Presse(freiheit)“, während er einen Sturm der Emotionen auslöst.

    Der Mann, der Liberty Valance erschoss

    Um weiter aus unserer Kritik zu zitieren: „Der Mann, der Liberty Valance erschoss“ ist „inszenatorisch auf allerhöchstem Niveau und darstellerisch bemerkenswert“, so dass nicht nur Westernfans auf ihre Kosten kommen – „Genregegner sollten gerade bei diesem Film mal einen Blick wagen.“ Die Extras sind weiteres Lockmittel: Filmkritiker und -historiker Leonard Maltin führt durch eine lehrreiche Begleitdoku, und Regielegende Peter Bogdanovich („Die letzte Vorstellung“) ordnet den Film in einem kurzweiligen Audiokommentar mit präzisen Worten in Fords Schaffen und die Geschichte des Westernkinos ein.

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