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    "Blond" erklärt: Wer ist der Vater von Marilyn Monroe? Und hat Netflix uns einen Inzest-Rache-Plan erspart?
    Björn Becher
    Björn Becher
    -Mitglied der Chefredaktion
    Lesen ist eine große Leidenschaft von Björn. Bei vielen Romanverfilmungen kennt er daher die Bücher, hofft im Kino aber trotzdem überrascht zu werden.

    Die Frage nach dem Vater von Marilyn Monroe begleitet uns „Blonde“ hindurch, wird aber nie gelöst. In der Realität ist das für viele Fans nun anders, denn jüngst hat ein DNA-Test angeblich den finalen Beweis geliefert ...

    Netflix

    Ihre Mutter zeigt der kleinen Norma Jeane zu Beginn des Netflix-Dramas „Blond“ ein Foto eines Mannes. Schick gekleidet, mit Hut, Krawatte und Mantel, wirkt er wie ein sagenumwobener Hollywood-Star. Und auch die Mutter macht gegenüber ihrer Tochter Andeutungen, dass der Papa ein ziemlich mächtiger Mann in der Traumfabrik ist und deswegen nicht das außereheliche Kind anerkennen kann.

    In „Blond“ ist die Suche nach ihrem Vater ein wichtiger Antrieb für Norma Jeane. Er führt sie nach Hollywood, wo sie als Marilyn Monroe zum Superstar wird, auf ihn projiziert sie all ihre Liebhaber, die sie deswegen auch immer wieder „Daddy“ nennt.

    In Andrew Dominiks Netflix-Film, der auf dem gleichnamigen Roman von Joyce Carol Oates basiert, erhält sie dann plötzlich Briefe ihres Vaters, der ein Treffen mit ihr will, es aber immer wieder verschiebt. Ob er ihr wirklich schreibt, sie sich dies nur einbildet oder ihr jemand einen üblen Streich spielt, löst der bewusst nicht die Realität abbildende, sondern in solchen Fällen die Historie interpretierende und fiktionalisierende Film nicht endgültig auf. Dazu gibt es nur Andeutungen. Und auch wer der Vater nun ist, verrät Dominik nicht. Das behauptet hingegen ein anderer Film aus diesem Jahr zu tun...

    Doku zeigt DNA-Test: Das soll Marilyn Monroes Vater sein

    Denn kürzlich veröffentlichte der französische Filmemacher François Pomès die in Deutschland bislang noch nicht ausgestrahlte, in Österreich aber Anfang August im TV gezeigte Dokumentation „Marilyn Monroe - Ihr letztes Geheimnis“. Dort begibt er sich auf die Suche nach dem Vater von Monroe – und zwar mittels DNA-Tests. Am Ende will er „eindeutig und unwiderruflich“ festgestellt haben, dass Charles Stanley Gifford der Vater von Marilyn Monroe war. Er galt schon lange als wahrscheinlicher Kandidat – und auch in „Blond“ wird darauf verwiesen.

    Das zu Beginn des Films von der Mutter ihrer kleinen Tochter präsentierte Foto zeigt nämlich den realen Charles Stanley Gifford. Der war allerdings nicht der große Hollywood-Player, wie sie hier den Eindruck erweckt, auch wenn er in einem bedeutenden Unternehmen der Filmindustrie arbeitete. Er war für Consolidated Film Industries, dem damals wichtigsten Labor für die Herstellung und Bearbeitung der Filmnegative vieler Hollywood-Produktionen, tätig. Als sogenannter Film Negative Cutter arbeitete er dabei mit Marilyn Monroes Mutter Gladys Pearl Baker zusammen. Dabei kam es zu einem Verhältnis. Als sie schwanger wurde, brach er das aber ab.

    Wollte Marilyn Monroe ihren eigenen Vater verführen?

    Während in „Blond“ Norma Jeane bis zum Ende nicht weiß, wer ihr Vater ist, behauptet der französische Dokumentarfilmer Pomès in seinem Werk übrigens, dass sie dies ihr ganzes Leben ahnte und irgendwann wusste – und geht sogar noch weiter. In seiner Doku kommt der Modedesigner Henry Rosenfeld zu Wort, der mit Marilyn Monroe befreundet war. Er behauptet, dass die Schauspielerin einen Hass auf ihren Vater entwickelt habe, weil der jegliche Kontaktversuche ablehnte. Daher habe sie einen Plan geschmiedet.

    Monroe wollte sich laut Rosenfeld mit einer Perücke maskieren und ihren Vater in einer Bar aufreißen und zum One-Night-Stand verführen. Nach dem Sex wollte sie ihm dann offenbaren, dass er gerade mit seiner Tochter geschlafen habe.

    Ob es diesen Inzest-Plan wirklich gab, kann nur spekuliert werden. Womöglich ist Rosenfelds Erzählung nur Fiktion – wie auch viele Dinge in „Blond“ nur Fiktion sind. Netflix und Andrew Dominik haben wie gesagt kein klassisches Biopic abgeliefert, weil auch schon die Vorlage von Joyce Carol Oates keine Biografie, sondern ein Roman ist. Dabei gehen sie sehr weit, wenn ihre Hauptfigur sogar vom US-Präsidenten John F. Kennedy zum Oralsex gezwungen wird, aber ein inzestuöser Racheplan wäre dann vielleicht doch zu viel gewesen ... und hätte auch sicher nicht in die Erzählung der Beziehung der Tochter zum abwesenden Vater gepasst.

    Blond
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