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    National Treasure
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    Michael S.
    Michael S.

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    Serienkritik
    4,0
    Veröffentlicht am 23. Dezember 2017
    Robbie Coltrane kennt man noch am ehesten als Halbriesen Rubeus Hagrid in den "Harry Potter"-Filmen. Doch der Schotte beweist hier, dass er auch eine ganz andere Seite spielen kann. Auf den ersten Blick ist seine Figur ein alternder, aber trotzdem recht liebenswürdiges Pop-Idol à la Jimmy Savile, der zwar von seinem Publikum geliebt wird, der großen Bühne aber auch gerne den Rücken kehren würde. Einige kurze Hinweise in Richtung Lampenfieber und widerwillig entgegengenommener Ehrungen für das Lebenswerk versprechen einen Schuss Medienkritik, darum geht es hier aber nur teilweise.

    Der eigentlich zentrale Konflikt, ob Paul denn nun wirklich unschuldig ist oder nicht, bleibt für den Zuschauer fast bis zuletzt unklar. Vielmehr stehen die Auswirkungen der Missbrauchsvorwürfe im Mittelpunkt, denn Medien und ehemalige Wegbegleiter stürzen sich dankbar aufauch nur die leiseste Vermutungen, dass da etwas dran sein könnte. Natürlich hat das Auswirkungen auf Pauls Ehe und seine ohnehin schon labile Tochter Dee (Andrea Riseborough), denn Ehefrau (Julie Walters) und Kind sind sich schon bald auch nicht mehr sicher, was sie denn nun glauben sollen.

    Je besser man Coltranes Paul kennenlernt, desto mehr traut man ihm trotz aller augenscheinlichen Sympathie ein Verbrechen wie sexuelle Nötigung tatsächlich zu. Regisseur Marc Munden (u.a. "Utopia" und "Philip K. Dick's Electric Dreams") spielt geschickt mit den Erwartungen und der Loyalität der Zuschauer. Mit den einfachen Wahrheiten ist es zum Glück nicht so weit her, denn zumindest einige der Frauen scheinen den Zeitpunkt ihrer Enthüllungen auffällig günstig gewählt zu haben.

    Somit stellt "National Treasure" nicht nur die dringend notwendige Frage, was das Ausnutzen von Macht und Beliebtheit mit Menschen machen kann, sondern hält auch jedem, der die Thematik vorschnell kommentiert, den Spiegel vor. Denn mit den Opfern solidarisiert man sich gerne und lautstark, schon um die eigene Position klarzumachen, allerdings ist es damit nicht immer getan. Auch schon der Vorwurf des Missbrauchs kann Familien, Freundschaften und natürlich berufliche Laufbahnen zerstören, bevor irgendetwas davon bewiesen ist.

    Schön, dass die stilvoll gefilmte und exzellent gespielte Miniserie trotz allem Spannungspotential nicht zum hunderttausendsten Krimidrama mit besonders nachdenklicher Thematik gerät, sondern recht schonungslos aufzeigt, wie ein jeder der Beteiligten versucht mit den Vorwürfen und deren Folgen fertig zu werden. Eine vielschichtige, unbequeme und mit einem ambivalenten Ende versehene Geschichte, die erahnen lässt, was hinter realen Fällen wie diesen stecken kann.
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