Eine Ära geht zu Ende. Am 5. September zeigt die ARD den letzten „Tatort" mit Andrea Sawatzki und Jörg Schüttauf als Frankfurter Ermittlerteam. In dann 18 Fällen in acht Jahren ist es den beiden - auch dank exzellenter Drehbücher und Regisseure - gelungen, den hessischen „Tatort“ an der Spitze der Krimi-Reihe zu etablieren. Grund genug für uns, die Ermittler noch einmal vorzustellen und auf die besten Folgen zurückzublicken.
„Wir hassen die Bösen nicht, weil sie uns schaden, sondern weil sie böse sind“, philosophierte schon Jean Jacques Rousseau. Selten wurde diese Erkenntnis in solch intensive Bilder gekleidet. Ein überragender Matthias Schweighöfer spielt einen gelangweilten Sohn aus neureichem Hause, dessen Vater getötet wurde. Er entdeckt, dass der eigentlich grundgute, alleinerziehende Vater (ebenfalls überragend: Milan Peschel) eines autistischen Sohnes die Tat im Effekt begangen hat. Während Peschels Charakter von der Selbstanzeige nur absieht, weil er sich um seinen Sohn kümmern muss, zieht ihn der ebenso diabolische wie feige Schweighöfers immer tiefer in einen Mordstrudel hinein, weil er ihn doch dazu bringen will, auch noch seine restliche Familie ins Jenseits zu befördern.
Selten wurde einer Figur, die zu Beginn des Films einen anderen Menschen tötet, so viel Sympathie entgegengebracht, wie in dieser Episode. Der Täter wird zum Opfer, mit dem der Zuschauer plötzlich mitfiebert. Eine exzellente Besetzung bis in die kleinste Nebenrolle, eine stark geschriebene Kriminalgeschichte mit spannenden Wendungen und ein erneut erstklassig aufgelegtes Ermittlerduo, das karrierebedingt miteinander auf Konfrontationskurs geht, werden zu einem jetzt schon „Tatort“-Klassiker miteinander verbunden. Auch hier beweist sich einmal mehr: Der Frankfurter „Tatort“ mit Dellwo und Sänger ist meist so gut, weil er mehr großes Drama als Krimi ist und dabei auch nie vergisst, ein paar heitere Töne einzustreuen.
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Zebrahead
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Harald L.
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maaco90