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    Spy Daddy
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,0
    lau
    Spy Daddy
    Von Daniel Jacobs

    Bereits Action-Star Vin Diesel gelang es 2005 als „Der Babynator" bestenfalls, den ganz kleinen Filmfans ein Lachen abzuringen. Aber Hollywood lernt bekanntermaßen nur selten aus Fehlern. „Spy Daddy" haut nun nämlich in eine ganz ähnliche Kerbe: Jackie Chan, der in den vergangenen Jahren immer weniger ernstzunehmende Handkanten-Duelle auszufechten hatte, tritt in Brian Levants Komödien-Geplänkel im Gegensatz zu Vin Diesel allerdings freiwillig den Babysitter an. Außerdem nimmt der asiatische Superstar jede Mühe auf sich, um der hübschen Mutter der drei Nervensägen zu gefallen. Die Geschichte um den Spion von nebenan hätte eine amüsante Komödie für Vorschüler und deren Eltern werden können – ist es dann schlussendlich aber nicht. Dafür steht das Bedienen jedes denkbaren Klischees der Handlung einfach zu sehr im Wege.

    Bob Ho (Jackie Chan) lebt vorgeblich ein langweiliges Leben in einer typischen amerikanischen Vorstadt. Irgendwie hat es der Kugelschreiber-Vertreter allerdings geschafft, seine schöne Nachbarin Gillian (Amber Valletta) in seinen Bann zu ziehen. Die beiden sind eigentlich bereit, ihre Beziehung auf die nächste Ebene zu hieven. Doch dem Glück der Verliebten stehen Gillians drei ziemlich nervigen Bälger (Madeline Carroll, Will Shadley, Alina Foley) im Weg, die in dem unspektakulären Asiaten von nebenan alles andere als den perfekten Mann für ihre Mutter sehen. Wegen eines Unglückfalls in der Familie muss Gillian für einige Tage die Stadt verlassen. Deshalb bietet Bob an, in Gillians Abwesenheit das Kindermädchen zu spielen. Doch der in Wahrheit als Top-Spion für die CIA tätige Agent hat eigentlich noch viel größere Probleme, als die aufsässigen Sprösslinge in den Griff zu bekommen. Denn neben den Streichen der Kinder muss Bob auch noch mit einem Haufen russischer Superschurken klarkommen...

    Jackie Chan spielt einen Superagenten, der sich als durchschnittlicher Vorstadtamerikaner ausgibt. Eine nicht gerade ausgefallene Besetzung, musste der Schauspieler aus Hongkong in seiner Hollywoodkarriere doch bereits die eine oder andere Klischeerolle über sich ergehen lassen. Ob als Kung-Fu-kämpfender Ermittler in „Rush Hour", als Kung-Fu-praktizierender Inspektor in „Das Medallion" oder als Kung-Fu-liebender Westernheld in „Shang-High Noon". Dabei ist es nicht nur sein ausgeprägtes Charisma oder seine alles andere als perfekte, beinahe niedliche englische Aussprache, die Chan so viele Fans eingebracht haben. Seine Anhänger wollen vor allem eines sehen: wie er die Bösewichte ordentlich verdrischt. Doch der Action-Star hat in unzähligen Prügeleien bereits jedes erdenkliche Möbelstück oder Küchengerät für seine Kung-Fu-Einlagen zweckentfremdet, so dass humoristische Einlagen dieser Art in „Spy Daddy" fast folgerichtig kaum noch ein Fünkchen Originalität aufweisen. Trotzdem sind die Stunt-Einlagen trotz oder gerade wegen Chans fortgeschrittenem Alter zumindest immer noch bestaunenswert.

    Die drei Kinderstars des Films stehlen zumindest rein schauspielerisch den erwachsenen Darstellern häufiger die Show. Auch ihre Rollen sind zwar recht vorhersehbar, im Vergleich zur extrem unauffälligen Amber Valletta („Gamer") und Hampelmann Jackie Chan machen die Nachwuchsdarsteller ihre Sache aber sehr ordentlich. Die Besetzung des Country-Barden Billy Ray Cyrus ist wohl kaum mehr als ein reiner Marketing-Coup. Schließlich profitiert er weiterhin von dem Karriere-Boost, der Vater von Teenie-Wunder Miley Cyrus zu sein.

    In Brian Levants filmischer Realität haben Superschurken keine Ahnung, wie ihre Waffen richtig funktionieren. Außerdem tragen sie bevorzugt Kleidung im Domina-Stil. Und selbst kleine Kinder können sich mit MP3-Spielern Staatsgeheimnisse herunterladen. Der Regisseur, der sich auch bei „Sind wir schon da?" und „Snowdogs" nicht gerade mit Ruhm bekleckert hat, verlässt sich zu sehr darauf, dass das junge Zielpublikum solche hanebüchenen Darstellungen ohne zu Murren schluckt. Trotzdem sollte ein Filmemacher sein Publikum – und sei es noch so jung – zumindest bis zu einem gewissen Grad für voll nehmen. Und der vom „James Bond"-Franchise abgekupferte Score sowie die lächerlichen grafischen Zwischenblenden sind irgendwann nur noch unfreiwillig komisch.

    Fazit: „Spy Daddy" reicht gerade so für einen mäßig-unterhaltsamen Familien-Videonachmittag – für mehr aber leider auch nicht.

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