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    Eine zauberhafte Nanny - Knall auf Fall in ein neues Abenteuer
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Eine zauberhafte Nanny - Knall auf Fall in ein neues Abenteuer
    Von Christoph Petersen

    Wer sich durch das Nachmittagsprogramm der Privatsender zappt, bekommt bei all den erschreckenden Reality-Formaten leicht den Eindruck, dass die deutsche Jugend langsam, aber ziemlich sicher vor die Hunde geht. Doch zum Glück gibt es dann am Abend ja noch „Die Super Nanny“, um den kratzbürstigen Nachwuchs rechtzeitig vor dem Schlafengehen wieder auf Linie zu trimmen. Noch schlimmer als um deutsche Teenager steht es, zumindest wenn man den einschlägigen Reportagen Glauben schenken mag, um die britische Jugend. Saufexzesse und Teenagerschwangerschaften sind nur zwei der Topics, die immer wieder erschreckende Zukunftsvisionen im boulevardesken Blätterwald heraufbeschwören. Deshalb verwundert es kaum, dass es in Großbritannien war, wo 2004 weltweit zum ersten Mal die Supernanny über die Bildschirme flimmerte. Doch nicht nur das Fernsehen, auch die große Leinwand hat in England ein gestrenges Kindermädchen für sich erobert, als sich 2005 das Pädagogikabenteuer Eine zauberhafte Nanny zu einem beachtlichen Zuschauererfolg mauserte. Nun kommt mit Susanna Whites „Eine zauberhafte Nanny – Knall auf Fall in ein neues Abenteuer“ ein Sequel in die Kinos, das sich erneut als klassische Familienunterhaltung präsentiert, zugleich aber in Sachen Kindererziehung zu sehr den guten alten Zeiten nachhängt.

    Seit ihr Mann (Ewan McGregor) in den Krieg gezogen ist, weiß die junge Dreifachmutter Mrs. Green (Maggie Gyllenhaal) nicht mehr, wo ihr der Kopf steht. Sie muss sich schließlich nicht nur um die Kinder kümmern, sondern auch noch ihren kleinen Krämerladen schmeißen und ihre hochverschuldete Farm am Laufen halten. Zudem haben sich ihr hochnäsiger Neffe Cyril (Eros Vlahos) und ihre püppchenhafte Nichte Celia (Rosie Taylor-Ritson) zu Besuch angekündigt, die von ihren Eltern aufs Land geschickt wurden, weil in London die Bomben fallen. Natürlich bekommen sich die bodenständigen Farmkinder und die versnobten Stadtschnösel sofort in die Haare. Ein Glück also, dass eines stürmischen Abends plötzlich eine ganz in schwarz gekleidet Person mit Knollennase und riesiger Warze auf dem Kinn vor der Tür steht: Nanny McPhee (Emma Thompson) ist gekommen, um mit ihrem magischen Stab endlich für Ruhe im Karton zu sorgen…

    Hauptdarstellerin Emma Thompson (Oscar für das Drehbuch zu Sinn und Sinnlichkeit), die wie beim ersten Teil auch hier das Skript basierend auf der Kinderbuchreihe von Christianna Brand selbst verfasst hat, setzt gemeinsam mit ihrer Regisseurin Susanna White ganz bewusst auf klassische Familienunterhaltung. Wenn die Stadtkinder erstmals einen Fuß auf die Farm setzen, endet diese Begegnung der dritten Art gleich mit einem ausgiebigen Schlammbad, das Erinnerungen an den Humorkosmos von „Dick und Doof“ heraufbeschwört. Zu dieser ursprünglichsten Form des Slapstick gesellen sich immer wieder amüsante surreale Einfälle, die aus Nanny McPhees magischen Fähigkeiten resultieren. Da erklimmen die kleinen Ferkelchen nicht nur im senkrechten Galopp die höchsten Bäume, sondern präsentieren sich auch in perfekter Harmonie beim Synchronschwimmen im Gartenteich.

    Mitunter treibt „Eine zauberhafte Nanny – Knall auf Fall in ein neues Abenteuer“ dieses klassische Muster aber etwas zu weit. Wenn im Finale Nanny McPhees rülpsender Rabe Mr. Edelweiß erst eine betonartige Sprengpaste wegpicken muss, damit Celia einen im Getreidefeld gelandeten Blindgänger entschärfen und so für einen explosionsfreien Tag sorgen kann, ist die Szene – trotz des magischen Backgrounds - dermaßen naiv angelegt, dass heutige Kinder sie kaum für voll nehmen werden. Gerade in Bezug auf das Einflechten des im Hintergrund tobenden Zweiten Weltkriegs hätten die Macher ihren sicherlich nicht auf den Kopf gefallenen kleinen Zuschauern ruhig ein wenig mehr zutrauen dürfen.

    Setzte „Eine zauberhafte Nanny“ mit Darstellern wie Colin Firth, Kelly Macdonald oder Angela Lansbury noch auf einen durch und durch britischen Cast, gesellt sich diesmal zu den heimischen Gaststars Maggie Smith (Harry Potter und der Stein der Weisen), Rhys Ifans (Notting Hill), Ewan McGregor (Trainspotting) und Ralph Fiennes (Schindlers Liste) auch ein bekanntes amerikanisches Gesicht, wohl um den Film auch in Übersee besser vermarkten zu können: Maggie Gyllenhaal (Donnie Darko, The Dark Knight) gibt die überforderte Alleinerziehende mit viel verstrubbeltem Charme, auch wenn ihre fehlbesetzte deutsche Stimme sie klingen lässt, als hätte die 32-Jährige die 50 schon länger überschritten. Bleibt nur noch Emma Thompson (Was vom Tage übrig blieb, Harry Potter und der Gefangene von Askaban), die erneut in die Rolle des magisch begabten Kindermädchens schlüpft und dabei abermals eine überragende Autorität ausstrahlt. Allerdings hat diese auch ihre Schattenseiten: Macht es die Sache wirklich besser, wenn man sich die Kinder mittels eines Zaubers die Köpfe selbst gegen die Wand schlagen lässt, als wenn man selbst Hand anlegen würde?

    Fazit: „Eine zauberhafte Nanny – Knall auf Fall in ein neues Abenteuer“ bietet von turmspringenden Ferkelchen hin zu Elefanten im Kinderbett eine Menge Einfälle, die für gelungene Familienunterhaltung stehen. Allerdings erweist sich die veraltete Einstellung des Films zur Kindererziehung als klassisches Eigentor.

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