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    Düstere Legenden
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Düstere Legenden
    Von Lars-Christian Daniels

    Nicht noch ein Teenie-Slasher! Manch einer mochte Ende der 90er Jahre in Anlehnung an Joel Gallens misslungene Parodie „Nicht noch ein Teenie-Film" entnervt aufstöhnen. Denn nach der „Scream"-Euphorie erlebte neben den Highschool-Komödien auch der Slasherfilm eine bemerkenswerte Wiederauferstehung und ließ gefühlt unzählige Nachahmer im Stile von „Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast" wie Pilze aus dem Boden schießen. Zu diesen zählt auch „Düstere Legenden" von Jamie Blanks, der seinen Teil zur kommerziellen Ausschlachtung des Genres beiträgt, ohne das Rad auch nur im Ansatz neu zu erfinden. Wer vorschnell aufschreit, sei aber daran erinnert, dass noch weitaus schwächere Vertreter dieser mittlerweile in allen erdenklichen Varianten abgefrühstückten Horrorfilmgattung ein stilles Videothekendasein fristen.

    Als die junge Michelle (Natasha Gregson Wagner) während eines stürmischen Gewitters mit ihrem Auto über nächtliche Landstraßen braust, ahnt sie nicht, dass auf ihrem Rücksitz ein blinder Passagier lauert, der nur auf den passenden Moment wartet, um sie brutal mit einer Axt zu erschlagen. Michelles Tod ist zugleich der Auftakt einer blutigen Mordserie an der Pendleton University, an der Professor Wexler (Robert Englund) gerade eine Vorlesung über „Urbane Legenden" hält. Bei seinen Studenten stoßen die Schauermärchen auf ein geteiltes Echo: Während Natalie (Alicia Witt) und der sensationslüsterne Campus-Reporter Paul (Jared Leto) einen Zusammenhang zu den Morden wittern, zeigen sich ihre Kommilitonen Damon (Joshua Jackson), Sasha (Tara Reid), Brenda (Rebecca Gayheart) und Parker (Michael Rosenbaum) zunächst skeptisch. Das ändert sich schnell, als die Teenager unliebsame Bekanntschaft mit dem maskierten Serienkiller machen, der die Jugendlichen nach Vorbild der düsteren Legenden abschlachtet und Paul damit genau die richtigen Schlagzeilen für seine angestrebte Journalistenkarriere liefert...

    „Düstere Legenden" verzichtet auf Innovationen und setzt stattdessen auf hinlänglich bekannte Strickmuster. Drehbuchautor Silvio Horta verlässt sich voll auf die eingespielten Genreprinzipien, die Highlights wie „Halloween - Die Nacht des Grauens" in den 70er und 80er Jahren erfolgreich etablierten und die Wes Cravens mit „Scream" 1996 als Auftakt der zweiten Blütephase spannend und augenzwinkernd fortsetzte. Die Geschichte beginnt mit dem klassischen und zugleich glänzend inszenierten Auftaktmord, der für lange Zeit den vorläufigen Spannungsgipfel des Films markiert, gefolgt von einer typischen Einleitung. Die Teenager werden charakterlich aufs Nötigste skizziert und fleißig in entsprechende Schubladen gesteckt: die depressive Gothic-Braut mit Vorliebe für Flirtchats, der von Frauen belächelte Eigenbrötler, die blonde Hobby-Moderatorin, die im Radio über Blowjobs plaudert, und natürlich Natalie, die den düsteren Legenden Glauben schenkt und sich zunächst allein auf die Suche nach Erklärungen macht. Schon bald greift das Zehn-Kleine-Negerlein-Prinzip und der Zuschauer darf fleißig miträtseln, wer am Ende übrig bleiben wird, um Natalie ein letztes Mal mit Axt und schwarzem Kapuzen-Anorak nachzustellen. Nicht anspringende Autos sind dabei ebenso fester Bestandteil der Story wie die obligatorischen Verwechslungen des Killers mit harmlosen Unbeteiligten, die natürlich zufällig das gleiche und wenig originelle Mörderkostüm spazieren tragen.

    „Düstere Legenden" lockt den Zuschauer nur halbherzig auf falsche Fährten und vermag nie ernsthaft in die Irre zu führen. Der Schlusstwist kommt zwar vergleichsweise unerwartet, das Motiv für die Bluttaten will aber nur schwer einleuchten. Stattdessen punktet der stellenweise überraschend brutale Teenie-Slasher mit solider Grusel-Atmosphäre und kann insbesondere bei den sauber inszenierten und einfallsreich arrangierten Morden das eine oder andere Ausrufezeichen setzen. Der anonyme Kapuzenschlitzer lässt sich für seine Opfer oft etwas Besonderes einfallen, wenngleich die Cleverness von „Saw" oder der „Final Destination"-Reihe nie erreicht wird. Neben der vor Spannung nur so knisternden Einleitung und der starken Sequenz in einem Parkhaus bleibt vor allem die düstere Botschaft an der Wand in Erinnerung, die Natalie nach dem Aufwachen das Blut in den Adern gefrieren lässt:

    „Ain't you glad you didn't turn on the light?"

    Von den mittelmäßig bis gar nicht talentierten Jungschauspielern, die direkt der letzten Bravo-Foto-Love-Story entsprungen sein könnten, überzeugt Alicia Witt („88 minutes") noch am ehesten. „American Pie"-Sternchen Tara Reid verkörpert eine der nervtötenden Figuren des Films, Horror-Legende Robert Englund („Nightmare - Mörderische Träume") ist in seiner Nebenrolle als neunmalkluger Professor verschenkt. Jared Leto hingegen bleibt als übermotivierter Campus-Reporter trotz reichlich Kamerapräsenz auffällig blass, während unfreiwillig komisches Overacting dem Film im Showdown auch noch einen gehörigen Teil seiner potentiellen Nachwirkung raubt.

    Fazit: „Düstere Legenden" bietet routiniert inszenierte Durchschnittskost, die Slasher-Fans zufrieden stellen dürfte, aber vorwiegend von simplen Schockmomenten und dem Abspulen gängiger Handlungsprinzipien lebt. Dass Jamie Blanks mit seinem ähnlich gestrickten Nachfolger „Schrei, wenn du kannst" nicht annähernd an seinen Erfolgsfilm anschließen konnte, überrascht ebenso wenig wie die Tatsache, dass „Düstere Legenden" aufgrund des hervorragenden Einspielergebnisses noch zwei überflüssige Sequels nach sich zog.

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