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    So spielt das Leben
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,0
    lau
    So spielt das Leben
    Von Christoph Petersen

    Nach ihrem Ausstieg beim Serien-Erfolgsformat „Grey's Anatomy - Die jungen Ärzte" hat Katherine Heigl viel mehr Zeit fürs Kino. Doch anstatt sich nach mehr als 100 Episoden als Dr. Izzie Stevens an verschiedenen Rollen auszuprobieren, spielt sie nun in zwei Komödien jährlich ein und denselben Charakter. Zwischen Kontrollfreak und Kumpeltyp, aber doch den klassischen Romantikvorstellungen nachhängend, lockte sie sie mit Filmen wie „27 Dresses" oder „Die nackte Wahrheit" zuletzt ein überwiegend weibliches Publikum in die Kinos. Dazu passt auch, dass sie ihren letzten Männerfilm, den von allen Seiten gelobten „Beim ersten Mal", selbst nicht sonderlich mag. Ob dieses erprobte Rezept auch im Fall von „So spielt das Leben" aufgeht oder ob die Komödie wie zuletzt Heigls krude Action-Comedy „Kiss & Kill" an den Kinokassen scheitert, wird dabei in erster Linie damit zusammenhängen, ob das Publikum den Sprung von der Tragödie zur Komödie ebenso unbedarft-locker bewältigt wie Regisseur Greg Berlanti.

    Vor einigen Jahren hatten die Konditorin Holly Berenson (Katherine Heigl) und der Fernsehregisseur Eric Messer (Josh Duhamel), der bei Sportübertragungen die richtigen Kameraeinstellungen auswählt, ein Blind Date, das nicht einmal fünf Minuten dauerte und schrecklich in die Hose ging. Trotzdem müssen sich die beiden immer wieder sehen, haben sie doch dieselben besten Freunde, die jungen Eltern Peter (Hayes MacArthur) und Alison Nocack (Christina Hendricks). Als diese bei einem Autounfall ums Leben kommen, hinterlassen sie eine kleine Tochter und ein unerwartetes Testament. Fortan sollen sich Holly und Eric gemeinsam um das Baby kümmern. So richtig passt das keinem von beiden in den Kram, ist Eric doch dafür berüchtigt, alles flachzulegen, was nicht bei drei auf den Bäumen ist, und auch Holly hat mit dem Kinderarzt Sam (Josh Lucas, „Poseidon") gerade erst ihren vermeintlichen Traummann aufgetan. Doch ihre toten Freunde wollen sie auch nicht im Stich lassen, also müssen sich die Streithammel wohl oder übel zusammenraufen...

    Es gibt einige wirklich lustige Szenen in „So spielt das Leben", was sich ganz sicher nicht von jeder aktuellen Hollywood-Komödie behaupten ließe. Dazu zählt auch das Blind Date zum Auftakt, in dem sich Katherine Heigl und Vorzeige-Macho Josh Duhamel („Transformers - Die Rache", „When in Rome") in ihrem Mini überdurchschnittlich geschriebene Screwball-Gefechte liefern. Doch dann setzt der eigentliche Plot ein, der den Machern sicherlich zu Beginn des Projekts als Verkaufsargument gedient hat, dem sie nun aber selbst nicht mehr über den Weg zu trauen scheinen. Zumindest wird der Tod der Eltern nun so gut es geht unter den Tisch gekehrt. Wenige Stunden nach dem Unfall wird Holly und Eric vom Notar ihre Patenschaft eröffnet, was der Film bereits wieder für erste Gags nutzt. Es wäre eine Meisterschaft gewesen, den Film langsam vom tragischen Beginn in eine lockere Komödie hinübergleiten zu lassen. Doch so müssen ein paar wenige kummervolle Blicke reichen, um die Trauerarbeit der Neu-Eltern abzuhaken. Damit ist die emotionale Integrität der Charaktere erst einmal hin. Ein Aussetzer, vom dem sich der Film auch später nicht mehr erholt.

    Die eh nicht sonderlich einfallsreiche Story um Windelwechseln und erste Schritte muss so nun auch noch ohne emotionalen Kern auskommen. Das kann nicht gutgehen und hätte wohl auch mit einem Totalausfall geendet, wenn die Darsteller nicht zumindest für einzelne Szenen den Karren aus dem Dreck gezogen hätten. Einige der Momente, etwa die Auftritte der überdrehten Sozialarbeiterin Groff (herrlich ironisch: Sarah Burns, „Verrückt nach dir"), die ansonsten offenbar nur hurende Transen als Klienten hat, sind sogar so lustig, dass man sich fragt, warum die offenbar doch nicht völlig untalentierten Autoren den Gesamtbogen so frontal gegen die Wand gesetzt haben.

    Fazit: Eine mit 114 Minuten viel zu lange Malen-nach-Zahlen-Komödie, die es ihrem Publikum nicht gerade leicht macht, sie zu mögen. Dafür gelingt dem Film der Sprung von der Tragödie zur Komödie einfach zu mühelos, als dass ihn jeder Zuschauer ebenso unbedarft mitmachen könnte.

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