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    The Caller - Anrufe aus der Vergangenheit
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    The Caller - Anrufe aus der Vergangenheit
    Von Fabian Speitkamp

    Immer wieder wird der sogenannte Schmetterlingseffekt, der besagt, dass unscheinbare Kleinigkeiten wie eben der Flügelschlag eines Falters oder eines Bläulings ungeahnt weitreichende Folgen haben können, zum Motiv in zumeist im Thriller- oder Mystery-Genre angesiedelten Filmen – mit Ergebnissen von sehr unterschiedlicher Qualität. Neben Meisterwerken wie „Babel" von Alejandro González Inárritu und „12 Monkeys" von Terry Gilliam stehen interessante, aber nicht rundum geglückte Filme wie „11:14" und der passend betitelte „Butterfly Effect", der sogar zwei Fortsetzungen nach sich zog. Mit seinem zweiten Spielfilm „The Caller – Anrufe aus der Vergangenheit" schlägt Matthew Parkhill („Ein gefährlicher Kuss") nun in eine ähnliche Kerbe und versucht, sich möglichst weit oben zwischen den genannten Werken einzuordnen. Trotz interessanter thematischer Ansätze ist bei seinem Thriller allerdings letztendlich doch nur ein allzu formelhafter Genre-Film herausgekommen.

    Zwischen Mary Kee (Rachelle LeFevre) und Noch-Ehemann Steven (Ed Quinn) tobt ein harter Scheidungskampf. Mary hat sich inzwischen eine neue Wohnung gesucht und übernimmt dabei einen Großteil der vorhandenen Einrichtung, darunter auch ein altes Telefon, das schon bald regelmäßig klingelt. Die Anruferin Rose (Lorna Raver) behauptet, etwa 20 Jahre in der Vergangenheit zu leben und liefert schon bald aussagekräftige Beweise. Zuerst vermutet Mary noch ein Komplott ihres Noch-Gatten, der sie immer noch verfolgt und terrorisiert. Doch als Rose beginnt, in der Vergangenheit Menschen zu ermorden, die dann aus der Gegenwart verschwinden, muss Mary reagieren. Sie versucht, sich und ihre Nächsten – Hausmeister George (Luis Guzman) und Dozent John (Stephen Moyer) - vor der Irren aus der Vergangenheit zu retten...

    Regisseur Matthew Parkhill vergeudet wahrlich keine Zeit – schon nach wenigen Filmminuten sind die wichtigsten Akteure eingeführt und das Telefon erstmals zum Klingeln gebracht. Richtig spannend ist die erste halbe Stunde des Films trotzdem nicht, obwohl immer wieder kleine Schreckmomente mit entsprechender musikalischer Akzentuierung eben dafür sorgen sollen, etwa bei einer zufälligen Begegnung zwischen Mary und John im Supermarkt – und das bevor die Bedrohung überhaupt klar einer Figur zugeordnet werden kann. Die Anruferin Rose gerät zwischenzeitlich sogar völlig in den Hintergrund und macht dem unheimlichen Steven Platz, der nicht davor zurückschreckt, in Marys Wohnung einzudringen und sie zu bedrohen. Parkhills ständige Versuche, Einzelszenen mit möglichst viel äußerer Spannung aufzuladen, stehen insgesamt auch der Charakterzeichnung im Wege. Die Figuren bleiben rein funktional und die Schauspieler haben kaum eine Chance, eigene Akzente zu setzen.

    Die zweite Hälfte des Films ist deutlich intensiver, wenn allmählich Rose in den Mittelpunkt des Geschehens rückt, nach und nach die Verbündeten von Mary beseitigt und somit die Emanzipation der Heldin vorantreibt. Die klaustrophobische Enge des kleinen Apartments wird dabei in jeder Szene spürbar, denn die Kamera beobachtet die Szenerie fast durchgängig durch Fenster, Gitterstäbe oder Nebenräume, so dass das Publikum immer wieder die voyeuristische Perspektive eines versteckten Spanners einnimmt. So spannungsfördernd diese Perspektive zunächst sein mag, so wenig Sinn ergibt sie später, wenn man bedenkt, dass die Bedrohung nicht im Nebenzimmer, sondern in einem anderen Jahrzehnt lauert. Mit der Zeit werden die unscharfen Hindernisse im Bildvordergrund so immer mehr zur ärgerlichen Ablenkung.

    Noch irritierender wirken Marys merkwürdige Entscheidungen im Handlungsverlauf: Ihre Passivität dem gewalttätigen Ehemann gegenüber ist im Rahmen der Geschichte einfach nicht plausibel. Auch das zweite, größere Problem der fremden Anruferin Rose wird zwischenzeitlich gelöst, nur um danach künstlich wieder aufgebauscht zu werden. Mary bleibt bei all diesen kleinen und großen Wendungen jederzeit ein archetypisches Horrorfilm-Opfer. Eine unüberlegte Entscheidung jagt die nächste – und schlussendlich darf die Heldin dann kurz vor dem Ende doch noch erkennen, dass sie lieber den Hörer aus der Hand legen und sich am stets im Bild präsenten Messerbord bedienen sollte.

    Fazit: „The Caller – Anrufe aus der Vergangenheit" ist durchwachsene, aber durchaus genießbare Genre-Kost – nicht mehr und nicht weniger. In der zweiten Hälfte hat der Thriller durchaus spannende Momente zu bieten, die archetypisch entworfene Protagonistin lädt dagegen aber kaum zum Mitfiebern oder gar zur längerfristigen Identifikation ein.

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