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    Sommer in Orange
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Sommer in Orange
    Von Christian Horn

    Seit seinem erfolgreichen Kinodebüt „Wer früher stirbt, ist länger tot" gilt Marcus H. Rosenmüller als Heimatfilmer – ein Ruf, dem der Regisseur mit Filmen wie „Beste Gegend" oder „Räuber Kneißl" regelmäßig entspricht. Auch Rosenmüllers aktueller Film „Sommer in Orange" spielt in seiner bayerischen Heimat und passt einmal mehr ins Heimatfilm-Genre. Größtenteils humorvoll, bisweilen aber auch tragisch erzählt er mit seiner Culture-Clash-Komödie von einer Kommune, die in der bayerischen Provinz auf skeptische Ablehnung stößt. Der Film pendelt dabei unausgewogen zwischen Komödie und Drama, hat teils erhebliche Längen und erweist sich schlussendlich als allzu einfach gestrickter Klamauk.

    Im Jahr 1980 zieht eine Berliner Kommune, die hingebungsvoll freier Liebe, Mantras und Meditation frönt, auf einen geerbten Bauernhof im bayerischen Talbichl. Dort wollen die stets orange gekleideten Hippies ein Therapiezentrum aufbauen. Während Amrita (Petra Schmidt-Schaller, „Almanya - Willkommen in Deutschland") völlig in den Idealen des Gurus Bhagwan aufgeht, hadert ihre Tochter Lili (Amber Bongard) mit dem Anderssein. In der Schule wird das Mädchen ausgegrenzt und im dörflichen Umfeld wie ein Fremdkörper beäugt. Dabei will Lili doch einfach nur dazugehören und wünscht sich ein ganz gewöhnliches familiäres Umfeld. Folgerichtig beginnt sie ein Doppelleben: Zuhause folgt das Mädchen den Regeln der Wohngemeinschaft, in der Schule betet sie das Vater Unser – klar, dass dieser Spagat nicht ewig gutgehen kann...

    Wie bereits in „Wer früher stirbt, ist länger tot" nimmt Marcus H. Rosenmüller auch hier die Perspektive eines Kindes ein. Lili und ihr kleiner Bruder Fabian (Bela Baumann) tragen den zentralen Konflikt des Films aus, nämlich die Kluft zwischen der eigenartigen Wohngemeinschaft und der konservativen Dorfbevölkerung. Schnell stehen die Zugezogenen mit dem „Stein der Erleuchtung" im Garten des Bauernhofs, dem freizügigen Liebesleben und den unkonventionellen Ideen vom Zusammenleben als Aliens da und werden gar für Satanisten gehalten. Die Drehbuchautorin Ursula Gruber hat ihre Kindheit ebenfalls in einer Kommune mitten in Bayern verbracht und kennt die Vorurteile der ansässigen katholischen Bevölkerung aus eigener Erfahrung – eine tiefergehende Auseinandersetzung mit der Problematik lässt „Sommer in Orange" jedoch trotz biographischer Bezüge vermissen. Stattdessen geht Rosenmüller den gemütlicheren Weg und verarbeitet den Konflikt zur arg harmlosen Komödie.

    In dieses Bild passen auch die überzeichneten Klischee-Figuren, die sich auf beiden Seiten finden – vom reaktionären Bürgermeister über die neugierige Nachbarin bis zum (entgegen des Regelwerks) eifersüchtigen Kommunen-Bewohner und der halbnackten Hippie-Dame. Den bekannten Darstellern wie Oliver Korittke („Evet, ich will!"), Brigitte Hobmeier („Tannöd") oder Georg Friedrich („Im Alter von Ellen") bleibt mit ihren Rollenkarikaturen kaum Spielraum. Ungeschickt sind diese Entwürfe vor allem deshalb, weil Rosenmüller seinen „Sommer in Orange" nicht zur Gänze als leichte Sommerkomödie anlegt, sondern hier und da tragische Töne anschlägt, denen so schlichtweg der dramaturgische und erzählerische Unterbau, kurzum: die Glaubwürdigkeit und emotionale Tiefe fehlt.

    Die Längen, unter deren Last Rosenmüllers Film bisweilen zum Stillstand kommt, resultieren aus eben dieser schlecht ausbalancierten Vermischung von Komödie und Drama. Als kurzweiliger Unterhaltungsspaß ist der „Sommer in Orange" dennoch keine völlige Enttäuschung. Inszenatorisch liefert Rosenmüller routinierten Hochglanz, den er mit den üblichen Zutaten seiner Filme – der bayerischen Mundart, den schrulligen Figuren und dem Heimatfilm-Gestus – zu einer weiteren Heimatkomödie in seiner rasant anwachsenden Filmographie vermengt. Die respektable Originalität seines Erstlingswerks erreicht „Sommer in Orange" dabei jedoch nur in wenigen Momenten.

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