Mein Konto
    Toast
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Toast
    Von Ulf Lepelmeier

    Seit einigen Jahren erfreut sich die Reihe „Kulinarisches Kino" auf der Berlinale großer Beliebtheit und stellt den perfekten Rahmen dar, um Filme zu präsentieren, die Kochkünste und kulinarische Köstlichkeiten zelebrieren. Ein knuspriger, mit Butter bestrichener Toast ist sicherlich alles andere als eine raffinierte Gaumenfreude, doch für den jungen Nigel Slater ist das geröstete Kastenweißbrot der Ausgangspunkt seiner Faszination für das Kochen. Die im Rahmen des „Kulinarischen Kinos" auf der Berlinale 2011 präsentierte Coming-Of-Age-Tragikomödie „Toast" erzählt von der Kindheit und Jugend des in seiner Heimat äußerst beliebten englischen Kochbuchautors Nigel Slater, der sich nach dem frühen Tod seiner Mutter mit seiner Stiefmutter bittere Kochgefechte um die Gunst seines Vaters lieferte. Doch auch wenn sich die BBC-Fernsehproduktion von Regisseurin S.J. Clarkson herzlich und nostalgisch-akkurat gibt, plätschert die im England der 60er und 70er Jahre spielende Geschichte doch zu gemächlich dahin.

    In der Küche der Familie Slater werden ausschließlich Konservengerichte zubereitet oder aber es wird Toast aufgetischt. Der junge Nigel Slater (Oscar Kennedy, später: Freddie Highmore) sehnt sich nach Abwechslung und frischen Zutaten, doch selbst Spagetti Bolognese gilt in dem gutbürgerlichen Haushalt in Wolverhampton schon als zu exotisch. Als Nigels Mutter (Victoria Hamilton) verstirbt, steht er plötzlich allein mit seinem distanzierten Vater (Ken Stott) da. Doch schon bald drängt sich die verheiratete Putzfrau Mrs. Potter (Helena Bonham Carter) in ihr Leben. Während Nigel die resolute Frau nicht ausstehen kann, ist sein Vater sehr angetan von ihr und ihren Kochkünsten. Als der Junge in der Schule einen Haushaltskurs besucht und seine Kreationen mit nach Hause bringt, entbrennt ein Kochwettstreit zwischen ihm und Mrs. Potter...

    Billy Elliot"- Drehbuchautor Lee Hall schuf, basierend auf der in Deutschland unter dem Titel „Halbe Portion" erschienenen Autobiographie des britischen Kochbuchstars Nigel Slater, einen nostalgischen Coming-Of-Age-Trip ins gutbürgerliche Großbritannien, an dessen Ende sich der junge Slater über seine Profession und seine sexuelle Orientierung sicher ist. In Pastelltönen gehalten erzählt die Fernsehregisseurin Clarkson („Dr. House", „Dexter") von der aufkeimenden Kochleidenschaft Slaters und dem Kampf um die Anerkennung des gefühlskalten Vaters. Dabei werden im Laufe des Films zwar zahlreiche britische Gerichte aufgetischt, doch deren Entstehungsprozess wird fast gänzlich ausgeblendet, so dass sich kein wirkliches Gefühl für die Kochfaszination des Protagonisten einstellen kann.

    Während die tragischen Eckpunkte von Slaters Jugendjahren gefühlvoll inszeniert sind und einige kindliche Traumvorstellungen dem Geschehen einen auflockernden märchenhaften Anstrich verleihen, wirken die meisten komödiantischen Szenen zu bemüht und aufgesetzt. Eine Freude ist die detailverliebte Ausstattung, die das Flair der 60er Jahre authentisch aufleben lässt. Doch die Figuren bleiben, trotz ansprechender schauspielerischer Leistungen, allesamt zu oberflächlich. Helena Bonham Carter („Sweeney Todd") gibt zwar mit ihrem antrainierten breiten Wolverhapton-Akzent scheinbar voller Genuss die etwas einfältige Mrs. Potter, doch an ihre jüngste Glanzleistung in „The King's Speech - Die Rede des Königs" kann sie nicht anknüpfen. Oscar Kennedy und Freedie Highmore („Charlie und die Schokoladenfabrik") verkörpern den Protagonisten sowohl mit kindlicher Unschuld als auch mit jugendlichem Tatendrang.

    „Toast" ist schnörkellose filmische Hausmannskost. Während das 60er-Jahre-Setting liebevoll in Szene gesetzt ist, wirkt der Humor zu forciert und erweisen sich die Figuren als zu konturenlos. Starkoch Nigel Slater hat sich der traditionellen britischen Küche verschrieben, der er mit raffinierten Einfällen wieder Attraktivität verleiht. Die Verfilmung seiner Jugendjahre und Kochanfänge hingegen lässt die Würze vermissen.

    Möchtest Du weitere Kritiken ansehen?
    Das könnte dich auch interessieren
    Back to Top