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    Ronal der Barbar
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Ronal der Barbar
    Von Stefan Geisler

    Erbarmungslose Krieger im Lendenschurz, leicht bekleidete Frauen mit üppigem Vorbau und hässliche Monster – all das ist fest mit dem Barbarenfilm der Achtziger assoziiert. Das Bild des primitiven Kriegers in locker-luftiger Montur wurde nicht nur durch diverse „Conan"-Interpretationen, sondern ebenso durch etliche Pulp-Romane, schräge Trash-Filme und kitschigen Heavy Metal der Marke Manowar geprägt. Übertriebenes Pathos und prollige Männlichkeitsbilder bieten dabei eine breite Angriffsfläche für satirische Attacken. Wie das funktioniert, hat etwa der britische Fantasy-Autor Terry Pratchett mit seinem alternden Barbaren Cohen vorgemacht. In diese Kerbe schlagen auch die dänischen Filmemacher Thorbjørn Christoffersen, Kresten Vestbjerg Andersen und Philip Einstein Lipski mit ihrer Anarcho-Animationskomödie „Ronal der Barbar". Leider versandet der Streifen trotz witziger Ideen im Animationsfilm-Mittelmaß – vor allem aufgrund der schwachen Computer-Technik.

    Ronal ist das Sorgenkind seines Dorfes. Während alle anderen Barbaren mit dem täglichen Muskel-und Kampftraining beschäftigt sind, schafft es Ronal nicht einmal, eine handelsübliche Barbarenaxt anzuheben, ohne sich eine Muskelzerrung zuzuziehen. Als die Horden des üblen Prinzen Volcazar sein Heimatdorf dem Erdboden gleichmachen, bleibt ausgerechnet Ronal durch einen glücklichen Zufall verschont. Gemeinsam mit dem beleibten Barden und Schwerenöter Alibert macht sich der nichtsnutzige Barbar auf, seinen Stamm zu retten. Unterwegs begegnen sie der wunderschönen Kriegerin Zandra, die das Land nach ihr ebenbürtigen Männern abgrast, und dem metrosexuellen und gänzlich inkompetenten Elfen-Fährtenleser Elric. Mutig und entschlossen macht sich die bunte Truppe auf, um Volcazar und seine Schergen zu stellen...

    Thorbjørn Christoffersen und Kresten Vestbjerg Andersen können gut zusammen. Bereits bei der Animationskomödie „Terkel In Trouble" von 2004 führte das Duo Regie, auch an der Produktion anderer Animationsfilme wie „Das hässliche Entlein und ich" waren die beiden beteiligt. Bei „Ronal der Barbar" haben die Dänen gemeinsam mit Philip Einstein Lipski nicht nur die Regie übernommen, sondern auch erstmals ein eigenes Drehbuch entworfen. Ihren typischen schwarzen Humor bewahren sie sich dabei glücklicherweise. Bereits mit der ersten Szene stellen sie klar: Im Land der Barbaren geht's nicht zimperlich zu. Blut, Dämonen, Gewalt und Ehre, hier gibt es alles, was sich ein waschechter Krieger nur wünschen kann.

    Zwar wird der satirische Humor im Verlauf des Films zugunsten klamaukiger Einlagen zurückgenommen, die aber immerhin größtenteils recht amüsant sind – darunter eine köstliche Sequenz, in der sich Ronal mit einem Unsichtbarkeitsserum einschmiert, um unbemerkt in eine schwer bewachte Festung zu schleichen, dabei jedoch eine prekäre Stelle an seinem Körper übersieht. Es kommt, wie es kommen muss: Ausgerechnet sein Hodenschutz bleibt deutlich sichtbar, worüber sich seine ungestüme Erkundungsmission zu einer äußerst schmerzlichen Angelegenheit entwickelt. Zwar sitzt bei weitem nicht jeder Gag. Auch der Erzählstil zwischen blutrünstigem Nonsens und Selbstfindungsodyssee mit Disney-Moral wirkt gelegentlich arg zerfahren.

    Mit seinem frechen Humor versprüht „Ronal der Barbar" jedoch genug derben Charme, um sein Publikum bei der mächtigen Barbarenstange zu halten. Dafür sorgen auch die witzigen Genre-Anspielungen: Wenn eine Amazonenkönigin ihre Befehle mit der Stimme von „Red Sonja"-Darstellerin Brigitte Nielsen herausgrunzt, dürften sich zumindest Barbaren-Fans verstanden und gut aufgehoben fühlen. Wie schön wäre dazu noch der passende Metal-Soundtrack gewesen, muten einige Szenen doch glatt wie animierte Ausarbeitungen klassischer Manowar-Texte an. Das war mit einem Budget von umgerechnet knapp 2,5 Millionen Euro allerdings nicht drin, ebenso wenig, wie eine konkurrenzfähige Animationstechnik.

    Seit dem 2004 erschienenen „Terkel in Troubel" hat die Animationsabteilung unter der Regie von Christoffersen, Andersen und nunmehr auch Lipski nur minimale Fortschritte gemacht. Im Gegensatz zu den liebevoll gestalteten Landschaften und wunderbar menschlichen Figuren aus den Häusern Pixar („Oben") und DreamWorks („Drachenzähmen leicht gemacht") wirkt Ronals Welt künstlich, leblos und detailarm – verlieren kann man sich in dieser 3D-Welt ganz sicher nicht, zumal sich die 3D-Technik hier schnell als überflüssiges Gimmick erweist.

    Fazit: „Ronal der Barbar" bietet spaßige Unterhaltung für Barbaren-Freunde, die in puncto Technik mindestens ein Auge zudrücken können. Im Direktvergleich mit Marcus Nispels „Conan"-Neuauflage hat der dänische Nachwuchs-Rabauke aus dem Computer übrigens klar die Nase vorn.

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