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    Lucky Trouble
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,0
    lau
    Lucky Trouble
    Von Michael Smosarski

    Milla Jovovich ist vor allem als wehrhafte Amazone („Resident Evil"-Reihe) bekannt, für anspruchsvolle Rollen aber bislang kaum im Gespräch gewesen. Schade eigentlich, immerhin hat die in Kiew geborene Schauspielerin als so toughe wie verletzliche Leeloo in Luc Bessons Sci-Fi-Feuerwerk „Das fünfte Element" eine gute Figur gemacht und damit ganz zu Recht ihren Durchbruch gefeiert. In der russischen Produktion „Lucky Trouble" bekommt Jovovich nun die Chance, sich von ihrem Image freizuspielen, überhaupt mal wieder jenseits von Action-Choreographien zu schauspielen. Zurück zu den Wurzeln also? So zumindest wird es in einer tränenfeuchten Dankesrede im Abspann des Films bekundet. Anlass zu Freudentränen ist die Komödie von Levan Gabriadze allerdings nicht: Der Regisseur versucht, das neue russische Kino ins rechte Licht zu rücken und es gegen den US-Mainstream aufzustellen – nur, um dann doch bloß Oberflächlichkeiten aufzureihen und Konventionen zu bedienen. So bleibt „Lucky Trouble" über weite Strecken zu verkrampft erzählt, um gut zu unterhalten.

    Der Provinzlehrer und erfolglose Autor Slawa Treteronow (Konstantin Khabensky) wird in Moskau von der schönen Nadja (Mila Jovovich) angefahren – kurz darauf sind die beiden bereits unzertrennlich, wieder bald darauf laufen die Hochzeitsplanungen auf Hochtouren. Doch zunächst muss Treteronow aus seinem Heimatort Paltschiki zurück in die Metropole reisen – ein Unterfangen, das sich als schwierig entpuppt, denn aufgrund einer Verwechslung wird der unscheinbare Mann für den Trainer des lokalen Jugendfußballvereins gehalten. Er soll das Team neu aufstellen und zum Sieg im landesweiten Kick-Wettbewerb führen. Hin- und hergerissen zwischen den Fronten sucht Treteronow nach einem Ausweg. Sein Versuch, mit einem Team aus Straßenkindern schnellstmöglich das Turnier zu verlieren und zurück zu Nadja reisen zu können, misslingt jedoch gründlich...

    „Lucky Trouble" beginnt genauso holprig, wie es die Story-Prämisse nahelegt: Ohne Sinn für Erzähltempo und Dramaturgie werden Treteronow und Nadja als Paar qua glücklicher Fügung inszeniert – hölzerne Dialoge und schrille Komik inklusive. Von Anfang an soll klargestellt werden, dass die Komödie in Sachen Produktionsaufwand und -anmutung vergleichbaren Hollywood-Erzeugnissen in nichts nachsteht; vielmehr aber wirkt der Film so wie ein entstelltes Replikat konfektionierter US-Ware. Zwischenzeitlich fängt sich Gabriadze etwas und versucht, die hanebüchene Story weniger hektisch und überdreht zu entfalten. Dabei stört jedoch auch weiterhin die holzschnitthafte Figurenzeichnung.

    Zwar zeigt Konstantin Khabensky („Wächter der Nacht", „Wanted") eine solide Leistung als getriebener Pseudo-Fußballtrainer, kann jedoch letztlich nicht gegen das flache Skript anspielen. Jovovich indes scheint lediglich zu Deko-Zwecken dabei zu sein und darf den Klamauk um ein bisschen Grimassenschneiderei und Gesichtsgymnastik bereichern. Noch schwerer allerdings fällt ins Gewicht, dass Gabriadze über weite Strecken seines Films vor allem damit beschäftigt ist, sein Land so modern und hip wie möglich zu zeigen. Plötzlich taucht der Fußballprofi und russische Nationalspieler Alexander Kerschakow auf, einfach deswegen, weil volksnahe Nationalhelden eben immer gut ankommen. Gabriadze ist penetrant daran gelegen, ein „neues Russland" zu zeigen und lässt seine Protagonisten daher in jeder zweiten Szene via Skype und Fotohandy kommunizieren.

    Diese Überfrachtung mit Image-Bildern kulminiert in den letzten Einstellungen, die die Filmhelden siegreich am Strand im Licht der untergehenden Sonne zeigen und dabei fast schon an Werke des Sozialistischen Realismus erinnern. Mit den Problemen der Straßenkinder und der Thematisierung eingeschränkter Reisefreiheit wird zwar Sozialkritik angedeutet – die wirkt unter diesen Vorzeichen aber kaum aufrichtig. So ist „Lucky Trouble" als Komödie bestenfalls ein russisches Retorten-Produkt, dass in puncto kulturelle Selbstverliebtheit und dramaturgische Einfallslosigkeit dann doch ganz in der Nähe der US-Konkurrenz zu verorten ist. Einzig Hauptdarsteller Khabensky und einige leidlich unterhaltsame Comedy-Sequenzen bewahren den Streifen so noch vor dem künstlerischen Bankrott.

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