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    Transformers 4: Ära des Untergangs
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,0
    lau
    Transformers 4: Ära des Untergangs
    Von Christoph Petersen

    Er hat’s also doch getan. Nach der wiederholten Ankündigung, er würde für keinen weiteren „Transformers“-Film mehr zur Verfügung stehen, ließ sich Bombast-Maestro Michael Bay schließlich von den megalangen Schlangen umstimmen, die sich vor dem von ihm mitgestalteten Freizeitpark-Fahrgeschäft „Transformers: The Ride“ in Singapur bildeten. Und auch sonst ist trotz des angedeuteten Reboots (zumindest das menschliche Figurenarsenal wurde fast vollständig ausgetauscht) beim Auftakt der nun geplanten neuen Trilogie das meiste beim Alten geblieben: Statt einer austauschbaren Coming-of-Age-Romanze dient in „Transformers: Ära des Untergangs“ nun eine austauschbare Alleinerziehender-Vater-Tochter-Beziehung als Mittel zum Zweck für den gewaltigsten Leinwand-Blechschaden aller Zeiten. Aber hey, das ist „Transformers“, da wollen wir fightende Roboter und keine besorgten Väter sehen, oder? Dumm nur, dass das Überwältigungs-Konzept diesmal lediglich in den ersten 90 Minuten der unnötig langgezogenen Spieldauer von zweidreiviertel Stunden aufgeht, weil es anschließend trotz Hongkong-Zerlegung und Dinobots einfach keine Steigerung mehr gibt und die redundante Action trotz technisch perfektem 3D irgendwann eher anstrengt statt zu unterhalten.

    Fünf Jahre nach der zerstörerischen Schlacht um Chicago sind die Menschen verständlicherweise sehr vorsichtig geworden, was außerirdische Roboter angeht. So wurden beispielsweise Harold Attinger (Kelsey Grammer) und seine geheime CIA-Einheit „Cemetery Wind“ damit beauftragt, sich noch auf der Erde versteckende Decepticons aufzuspüren und zu vernichten. Aber Attinger hält sich nicht an seine Mission, er will vielmehr alle Transformers auslöschen, also auch die Autobots, die den Menschen in Chicago treu zur Seite standen. Unterdessen entdeckt der sich mit kleinen Erfindungen über Wasser haltende Bastler Cade Yeager (Mark Wahlberg) in einem vor dem Abriss stehenden Kino einen völlig zerschossenen Truck, den er in seiner Garage für Ersatzteile ausschlachten will. Aber als er an dem verrosteten Schrotthaufen herumschraubt, erwacht dieser plötzlich zum Leben. Cade hat sich niemand Geringeres als Autobot-Anführer Optimus Prime (Stimme: Peter Cullen) nach Hause geholt – und damit geraten der alleinerziehende Vater, seine sexy Tochter Tessa (Nicola Peltz) und deren Freund Shane (Jack Reynor) augenblicklich ins Visier von Attinger und dessen Killer-Truppe…

    Shia LaBeouf musste zuletzt für seine öffentlichen Ausfälle und provozierenden Kunstveranstaltungen eine Menge Prügel einstecken, aber in den ersten drei „Transformers“-Filmen hat er dennoch einen guten Job gemacht und den computergenerierten Blechbüchsen um sich herum eine Menge jugendliches Charisma entgegengesetzt. Nun haben sich die Produzenten für Mark Wahlberg („Ted“) als neues Zentrum der zweiten Trilogie ausgesprochen (Michael Bay wollte ursprünglich mit LaBeouf weitermachen) und ganz ehrlich: Es macht absolut keinen Unterschied! Wahlberg zeigt als texanischer Daniel Düsentrieb definitiv die nötigen Leading-Man-Qualitäten, aber genau wie LaBeouf erhält auch er vom Drehbuch kaum eine Chance: Der überfürsorgliche Cade ist stinksauer, dass seine 17-jährige Tochter mit einem 20-Jährigen ausgeht (bzw. mit überhaupt jemandem) – und das bleibt neben seinem allgemeinen Heldenmut für 165 Minuten sein einziger wesentlicher Charakterzug! Cades Dilemma mag im konservativen amerikanischen Süden und im neuen Kino-„In-Markt“ China auf großes Verständnis stoßen, aber als deutscher Zuschauer fragt man sich schon, was der ganze Trubel um die drei Jahre Altersunterschied eigentlich soll - man könnte meinen, Bay hätte bloß einen Vorwand gebraucht, um trotz eines 40+-Protagonisten eine junge Schönheit im Film unterzubringen. Es ist jedenfalls fast schon komisch (wenn es nicht so sexistisch wäre), dass der Regisseur Nicola Peltz („Die Legende von Aang“) praktisch Einstellung für Einstellung genauso voyeuristisch abfilmt wie zuvor schon Megan Fox und Rosie Huntington-Whiteley.

    Der ehemalige Q-Darsteller John Cleese hat sich erst vor kurzem beschwert, dass der Humor aus der Bond-Reihe verschwunden sei, um das Franchise für die internationalen Märkte noch interessanter zu machen (Action funktioniert überall, Gags nicht). Aber während wir den trockenen Pointen der 007-Filme durchaus nachtrauern, können wir sehr gut damit leben, dass nach der völlig vermurksten Comedy-Auftakt-Stunde von „Transformers 3“ nun auch Michael Bay beim vierten Teil in Sachen Humor deutlich kürzer tritt. Es gibt mit dem Stabschef des Weißen Hauses (Thomas Lennon) und dem Decepticon Brains (Stimme: Reno Wilson) nur noch zwei als komisch angelegte Nebenfiguren. Beide sind nicht lustig und sind zudem auch nur kurz zu sehen. Gelacht wurde in unserer Vorstellung lediglich beim Gekabbel zwischen Wahlberg und Reynor sowie bei Bays unvermeidlichen Superzeitlupe-Heldenposen. Statt für Humor steht nun noch mehr Zeit für brachiale Nonstop-Action zur Verfügung, die etwa ab Minute 40 einsetzt und von der uns bis zum Abspann kaum noch längere Verschnaufpausen gegönnt werden. Aber trotz der bisherige Standards pulverisierenden Spezialeffekte gibt es da ein kleines Problem: Während Bay am Ende von „Transformers 3“ mit der Schlacht um Chicago noch mal richtig einen draufsetzen konnte, wirkt die Action in „Ära des Untergangs“ trotz der wechselnden Schauplätze, neuen Autobots (bester Neuzugang: Hound, gesprochen von John Goodman) und fürs Finale kurz vorbeischauender Dinobots überraschend eintönig.

    Obwohl sich ein gigantomanisches Setpiece an das nächste reiht, gibt es kaum wirklich hervorstechende Momente, stattdessen vermischen sich die alle gleich laut in Szene gesetzten Actionsequenzen in der Wahrnehmung zu einem kaum noch Differenzierungen zulassenden Brei. Bay setzt ausschließlich auf Bombast, statt auch mal kreativ inszenierte Passagen einzustreuen. Dass man sich bei der Verlagerung der Handlung nach Shanghai und Hongkong wünscht, die Macher wären in Chicago geblieben und würden da zum Ende kommen, liegt aber auch an dem unnötig aufgeblasenen Plot (nicht die Handlung, sondern das Marketing braucht das China-Setting!), der zudem unter dem „Spider-Man 3“-Problem leidet: Es gibt viel zu viele Bösewichte! Aus Spoiler-Gründen zählen wir die hier nicht alle auf (einige sind tatsächlich eine kleine Überraschung), aber es sind mehr als eine Handvoll und ihre Motivationen bleiben mitunter so willkürlich, dass sich beim Zuschauer schnell eine gewisse Gleichgültigkeit einstellt. Bay hat seinem Regie-Nachfolger (den fünften Teil will er nun wirklich nicht mehr machen) eine Menge Vorlagen für weitere Filme geliefert: die erstmals auftauchenden Dinobots, die finale Szene mit Optimus Prime, eine merkwürdige Alienhand, die nur für wenige Sekunden zu sehen ist. Aber während solche Andeutungen (wie etwa bei den Blockbustern des Marvel-Studios) manchmal sehr faszinierend sind und Neugier wecken, löst die Erwartung eines weiteren „Transformers“-Sequels nach „Ära des Untergangs“ eher Achselzucken aus.

    Fazit: Keine Frage, Michael Bay bringt einen mit seiner Spezialeffekt-Orgie zum Staunen - aber weil die Figuren allesamt blass bleiben und die Action eintönig laut vor sich hinwummert, schlägt dieser Wow-Effekt leider allzu schnell in Gleichgültigkeit und Langeweile um.

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