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    Die Dinos sind los
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Die Dinos sind los
    Von Carsten Baumgardt

    Kaum ein Kinderzimmer ist frei von ihnen: Dinosaurier! Die vor 65 Millionen Jahren ausgestorbenen Urzeittiere faszinieren den menschlichen Nachwuchs schon seitdem die Forscher sich und uns anhand von Fossilien- und Knochenfunden die ersten Bilder von ihnen machen konnten. Die ausgelöschten Arten wie etwa der berühmte Tyrannosaurus mit seinen gigantischen Maßen wirken auf die jungen Fans märchenhaft und real zugleich, was sie zu idealen Kinofiguren macht. Auf diesen Effekt haben auch die Macher der südkoreanisch-amerikanischen Co-Produktion „Die Dinos sind los“ aus dem Jahr 2012 gesetzt, aber der erhoffte weltweite Siegeszug des 3D-Animations-Abenteuers von Choi Yoon-suk und John Kafka blieb aus. Nun kommt der Kinderfilm mehr als ein Jahr nach der Uraufführung im November 2012 doch noch in die deutschen Kinos und erweist sich als keineswegs so übel, dass man ihn der Zielgruppe vorenthalten müsste. Insbesondere die jungen Zuschauer können an den simplen Animationen und der einfachen Geschichte durchaus ihren Spaß haben: Es gibt schließlich reichlich Dinos zu bestaunen!

    Ernie Fitzpatrick (Originalstimme: Pamela Adlon) ist ein übermütiger Junge, der mit seiner dauerbesorgten Mutter Sue (Jane Lynch) und seiner streberischen Schwester Julia (Tara Strong) im beschaulichen Terra Dino lebt. Seine freie Zeit verbringt der freche Kerl mit seinem besten Freund Max (Yuri Lowenthal). Als die beiden im Terra-Dino-Naturkundemuseum ein Chaos anrichten, obwohl Ernie eigentlich auf Mutter Sues Laden aufpassen sollte, setzt es für den Jungen drei Wochen Stubenarrest. Doch das kann einen Bewegungsfanatiker wie Ernie nicht stoppen. Er büxt aus und kaspert mit Max an der Zeitmaschine von dessen Vater Dr. Santiago (Fred Tatasciore) herum, bis die unvollendete Erfindung tatsächlich durch Zufall funktioniert - und die Jungen 100 Millionen Jahre zurück in die Zeit der Dinosaurier katapultiert. Dort werden sie für die frisch geschlüpften Babys der Tyrannosaurus-Rex-Dame Tyra (Melanie Griffith) gehalten, die sehnsüchtig (und bisher vergeblich) auf Nachwuchs wartete. Doch die Neu-Mama muss sich permanent mit ihren Erzfeinden, den teuflischen Sarco-Brüdern (Stephen Baldwin, William Baldwin), herumschlagen, zwei Sarcosuchus-Krokodile, die die Herrschaft im Unteren Tal für sich beanspruchen…

    Woran es bei „Die Dinos sind los“ hapert, sieht man sofort: Die Animationen sind nicht auf dem neuesten Stand der (Kino-)Technik. Während die Pixelschmieden der Major-Studios sich mit sündhaft teuren 150-bis-200-Millionen-Dollar-Produktionen gegenseitig zu immer kühneren Höhen und brillanteren (Rechen-)Leistungen treiben, mussten die Macher von „Die Dinos sind los“ deutlich kleinere Brötchen backen. So wirken ihre Animationen etwa im Vergleich zu Disneys „Die Eiskönigin“ als wären sie auf einem guten alten C64 programmiert worden. Den jüngeren Zuschauern zumindest dürfte die fehlende Detailtiefe indes ganz egal sein, denn sie bekommen eine zwar wenig originelle, aber dafür rasant erzählte Geschichte mit Charme geboten. Für das etwas ältere Publikum gibt es dazu immerhin einige amüsante Einfälle wie die netten Reminiszenzen an „Zurück in die Zukunft“ oder „Star Wars“: Eine der Dino-Zeitmaschinen sieht aus wie ein modifizierter DeLorean und das Geräusch, das Ernies Skateboard beim Fahren verursacht (der Junge beherrscht das Brett genauso gut wie Ben Stiller als Walter Mitty), erinnert an den Pod-Renner aus „Episode I - Die dunkle Bedrohung“.  

    Ernie ist ein richtiger Lausejunge, der macht, wonach ihm der Sinn steht – ein aufsässiger Held, mit dem sich die Kleinen identifizieren können, weil jedes Kind das Gefühl kennt, genau das machen zu wollen, was die Eltern gerade verbieten. Aber natürlich wird hier der Anarchie nicht freier Lauf gelassen, vielmehr haben alle Hauptfiguren im Laufe der kompakten 85 Minuten Spielzeit genregerecht ihre Lektion zu lernen: Mutter Sue muss einfach auch mal loslassen und Sohnemann Ernie etwas zutrauen, der wiederum wird es ihr mit (mehr) Gehorsam danken. Und selbstverständlich hält die Familie zusammen – das hat speziell die Petz-Schwester Julia zu begreifen. Das ist alles recht schematisch angelegt und die einzelnen Figuren sind nicht gerade sorgfältig gezeichnet. Während das alles aber trotz seiner Klischeehaftigkeit immerhin nachvollziehbar ist, leuchtet der Konflikt mit den Superkroko-Bösewichten überhaupt nicht ein. Worum geht es überhaupt? Will die Dino-Mama wirklich über das Tal herrschen? Wohl nicht. Das ergibt alles wenig bis gar keinen Sinn und dient lediglich als fadenscheiniger Vorwand für einige Kämpfe.

    Fazit: „Die Dinos sind los“ ist Kinderfilm-Fast-Food, dessen Genuss durch die Beigabe von ein paar pädagogischen Nährstoffen und sachten Lebenslektionen als unbedenklich eingestuft werden kann. Und all die für erwachsene Augen unübersehbaren erzählerischen und technischen Schwächen werden ein kindliches Publikum kaum stören.

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