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    Noelle
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Noelle

    Das passende Disney+-Original – aber erst für den nächsten Advent!

    Von Karin Jirsak

    Girls Can Do Anything! So langsam hat's wohl jeder begriffen, sollte man meinen. Aber bis zum Nordpol hat sich die frohe Botschaft offenbar noch nicht herumgesprochen. Und so ist hier die Position des Weihnachtsmanns, wie der Name ja schon sagt, nach wie vor nicht genderunabhängig – und zwar auch nicht in der Wohlfühl-Weihnachtskomödie „Noelle“ von Marc Lawrence („Ein Chef zum Verlieben“). Ändern könnte das allerdings Santas Tochter, eine junge Frau mit dem weihnachtlichen Namen Noelle Kringle, gespielt von Anna Kendrick. Mit ihrer charmant-quirligen Performance macht der oscarnominierte „Up In The Air“-Star den zuckergussgetränkten Familienfilm zu einem ansehnlichen Vergnügen – auch wenn man ihn vielleicht nicht unbedingt zum Deutschlandstart von Disney+, sondern dann später zur passenden Jahreszeit ansehen sollte.

    Nachdem Santa Clause (Jay Brazeau) das Zeitliche gesegnet hat, soll Sohn Nick (Bill Hader) in die Fußstapfen seines Vaters treten. Trotz jahrelangen Trainings erweist sich der neue Santa aber nicht nur als ziemlich ungeeignet für den Job, er wäre auch viel lieber an einem wärmeren Ort. Ganz anders verhält es sich mit seiner jüngeren Schwester Noelle (Anna Kendrick), die den Geist der Weihnacht bemerkenswert verinnerlicht hat. Als Nick ihr von seinem Motivationsloch erzählt, empfiehlt Noelle ihm zur Entspannung einen Kurzurlaub. Aber schon bald ist Nick nicht mehr aufzufinden – und das nur wenige Tage vor Weihnachten! Eine heiße Spur führt vom Nordpol nach Phoenix in Arizona. Als bricht Noelle zusammen mit der Elfe Polly (Shirley MacLaine) im Rentierschlitten auf, um ihren Bruder in den USA zu finden und das Fest zu retten…

    Nachdem ihr großer Bruder einfach verschwunden ist, muss Noelle das anstehende Weihnachtsfest retten.

    Schon von der ersten Szene an ahnt der Zuschauer natürlich, worauf das Ganze hinauslaufen muss – ganz im Gegensatz zu sämtlichen Figuren, die sich hier schon verdammt lange Zeit lassen, um auf den naheliegendsten Gedanken zu kommen. Schade, denn eigentlich wäre das, was danach kommt, viel interessanter gewesen. Stattdessen wird es nur in den letzten Filmminuten kurz durchgehechelt. Trotzdem ist der Weg hin zu Noelles großem Moment recht kurzweilig und amüsant, was vor allem an der genüsslich zelebrierten Kollision der beiden grundverschiedenen Welten liegt: Es ist schon putzig, wie Anna Kendrick („Pitch Perfect“) als realitätsunbeleckte Nordpolbewohnerin in Fellweste und Weihnachtselfenstrumpfhosen im sommerlichen Phoenix herumstapft, mit Sternenstaub um sich wirft und versucht, sich die unweihnachtliche Welt mit dem simplen Beurteilungsschema „nice/naughty“ zu erschließen. Das Szenario bietet jede Menge Raum für flott abgefeuerte Gags.

    Auch Frau kann Weihnachtsmann

    Auch Bill Hader („ES Kapitel 2“) als knurriger Weihnachtszweifler auf dem Yoga-Selbstfindungstrip und die Grande Dame Shirley MacLaine („Das Appartement“) als grummelige Elfe machen einen guten Job. Dasselbe gilt für Billy Eichner („American Horror Story“) als Cousin Gabriel: Der staubtrockene Technik-Nerd ist neben Nick der einzige männliche Verwandte des Weihnachtsmanns und soll übergangsweise den Job übernehmen, während Noelle den „echten“ Santa sucht. Aber mit seiner wirtschaftlich-nüchternen Herangehensweise und unromantischen Diagrammen setzt er das Fest fast endgültig komplett in den Sand. Dass dann am betulichen Nordpol am Ende doch noch eine Abkehr vom Althergebrachten in Erwägung gezogen wird, ist zwar grundsätzlich löblich – aber die Weise, auf die es dann zu der von Anfang an zu erwartenden Einsicht kommt, lässt den emanzipatorischen Gedanken aber sofort wieder dahinschmelzen wie Schneemann Frosty in der Wüstensonne Arizonas.

    Davon abgesehen schießt Disney hier mit der ganz großen Kitschkanone auch öfter mal übers Ziel hinaus, wobei vor allem die Musik jeden Anflug von echten Gefühlen in einem klebrigen Haufen Zuckerwatte förmlich erstickt. Nervig ist auch das aufdringliche Product Placement – und nein, es wünscht sich nicht jeder auf der Welt ein iPad unterm Tannenbaum, auch wenn es hier noch so oft behauptet wird.

    Fazit: Achtung, Kitschlawine! Wer kein Grinch ist, kann vor allem dank der launigen Performance von Anna Kendrick als weltfremdes Nordpol-Girl aber dennoch seinen weihnachtlichen Streaming-Spaß haben.

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