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    Neu im Heimkino: Prophetisches Sci-Fi-Meisterwerk aus den 90ern ist jetzt besser als je zuvor
    Sidney Schering
    Sidney Schering
    -Freier Autor und Kritiker
    Er findet Streaming zwar praktisch, eine echte Sammlung kann es für ihn aber nicht ersetzen: Was im eigenen Regal steht, ist sicher vor Internet-Blackouts, auslaufenden Lizenzverträgen und nachträglichen Schnitten.

    Ein traumhaft schöner Film, bei dem man kaum anders kann, als selig zu lächeln – und danach zu schaudern, weil er unsere Medienwelt derart durchschaut hat: „Die Truman Show“ zeigt Jim Carrey in Bestform und erscheint nun erstmals in 4K.

    Er ist nicht nur einer der schönsten Filme der 1990er-Jahre, sondern zugleich eine der treffendsten Zukunftsvisionen, die in jener Dekade auf die Leinwand kam: Die Truman Show“ ist eine brillante Mediensatire, die ein Vierteljahrhundert später noch treffender ist als beim Kinostart.

    Zudem ist das ebenso rührende wie humorvolle Meisterwerk ein fabelhaftes Star-Vehikel für Jim Carrey, der hier eine beeindruckende Bandbreite zeigt. Jetzt erhält der Film anlässlich seines 25-jährigen Jubiläums ein Heimkino-Upgrade: Am 13. Juli 2023 erscheint „Die Truman Show“ erstmals auf 4K Blu-ray!

    Selbstredend ist der 90er-Klassiker weiterhin auf DVD* und Blu-ray* verfügbar, darüber hinaus ist er aktuell bei Paramount+* im Abo enthalten. Im Streaming müsst ihr allerdings auf das informative Bonusmaterial der haptischen Veröffentlichungen verzichten.

    "Die Truman Show": Das ganze Leben ist eine Show

    Von Geburt an ist Truman Burbank der Mittelpunkt der größten Show der Welt – er weiß es bloß nicht. Selbst als Erwachsener (Jim Carrey) spaziert er ahnungslos durch seinen Alltag, während weltweit Menschen am Bildschirm kleben und sich über seine Sprüche amüsieren oder Tränen vergießen, wenn er Liebeskummer hat. Mastermind dahinter ist Regisseur Christof (Ed Harris), der alles daran setzt, Trumans Illusion aufrecht zu erhalten. Doch eine Reihe an Pannen reißt Löcher in Christofs Vision – und Truman begibt sich auf die emotionale, spannende Suche nach der Wahrheit...

    Innerhalb der 25 Jahre, die seit „Truman Show“ vergangen sind, hat sich die Medienlandschaft drastisch verändert. Reality-Formate, in denen die Teilnehmenden zur Befriedigung unserer niedrigsten Unterhaltungstriebe kontinuierlich beobachtet werden, sind von absoluten TV-Raritäten zu einem dominanten Genre aufgestiegen.

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    Zugegeben: Anders als in der von „Der Club der toten Dichter“-Regisseur Peter Weir inszenierten, von „Lord Of War“-Autor Andrew Niccol verfassten, tragikomischen Satire wissen die Leute üblicherweise, dass sie Teil einer Sendung sind. Allerdings standen bereits zahlreiche Formate in der Kritik, weil Leute vor die Kamera gelockt wurden, die sich den Folgen ihrer Teilnahme nicht bewusst waren. „Schwiegertochter gesucht“ und Konsorten lassen grüßen.

    Formate wie „Jury Duty“ auf dem Amazon-Gratisdienst Freevee haben sogar mit der Regel gebrochen, dass alle Beteiligten wissen müssen, dass sie sich in einer Realityshow befinden. Ganz davon zu schweigen, dass dank Social Media die konstante mediale Ausbeutung eines Lebens völlig neue Ausmaße angenommen hat,

    Mit den Kindern von Beauty-, Fashion-, Lifestyle- und Parenting-Influencer*innen, die ungefragt vor die Kamera gezerrt werden, wächst quasi eine Generation an Trumans heran. Man muss keine ausgeprägte medienpessimistische Ader, sondern schlicht einen Funken Empathie haben, um zu erkennen, dass das nicht ideal ist.

    Schmerzlich, rührend, urkomisch und wunderschön

    Die Mediensatire ist in „Die Truman Show“ allerdings nur Überbau. Die Essenz des Films liegt woanders: Niccol und Weir nutzen die Prämisse eines Lebens unter ständiger Beobachtung und Kontrolle, um allgemeingültige, profunde Fragen zu stellen. Ihre hinreißende Verschmelzung aus Tragik, Nachdenklichkeit und Esprit wird zur Auseinandersetzung mit Fragen über die Bestimmung des eigenen Schicksals, die Grenzen des freien Willens und dem Reiz (oder gar der Notwendigkeit) des Unbekannten.

    Wenn wir sehen, wie der liebenswerte, etwas verpeilte Truman beweist, aufgeweckter zu sein, als es ihm Christof zutraut, rüttelt dies in uns verborgene Sehnsüchte wach. Auch wir wollen beweisen, dass mehr in uns steckt. Nicht zuletzt dank Carreys charismatischer und feinfühliger Performance wird Truman in seinem Ringen darum, aus seinem kontrollierten Alltag auszubrechen, zudem zu unserem Stellvertreter im Kampf gegen beengende Monotonie.

    Damit ist Truman quasi der optimistische, in einer technologisch bedingten Situation gefangene Leidensbruder von Bill Murrays zynischem Phil Connors aus „...und täglich grüßt das Murmeltier“. Dieser ist aus (potentiell) esoterischen Gründen im Stillstand gefangen, doch die Gründe sind nebensächlich. Ihr Handeln ist entscheidend: Mit ihrem Begehren nach einem wertvollen Dasein fangen sie auf tragikomisch-schöne Weise unser aller Sinnsuche ein.

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