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    "Es war nie machbar": Gefeierter Regisseur wollte aus "Aquaman" einen völlig anderen Film machen – doch das Studio stellte sich quer
    Michael Bendix
    Michael Bendix
    -Redakteur
    Schaut pro Jahr mehrere hundert Filme und bricht niemals einen ab. Liebt das Kino in seiner Gesamtheit: von Action bis Musical, von Horror bis Komödie, vom alten Hollywood bis zum jüngsten "Mission: Impossible"-Blockbuster.

    Statt James Wan sollte eigentlich Jeff Nichols die Regie von „Aquaman“ übernehmen. Doch in der Hand des Indie-Regisseurs wäre aus dem DC-Hit wahrscheinlich kein milliardenschwerer Blockbuster geworden...

    Es ist nur eine der zahlreichen Enthüllungen, die durch den berüchtigten Sony-E-Mail-Hack im Jahr 2014 an die Öffentlichkeit gelangten (obwohl das Studio an dem Film nicht einmal beteiligt war): Bevor sich Warner Bros. dazu entschloss, „Fast & Furious“- und „Saw“-Regisseur James Wan für „Aquaman“ zu engagieren, gab es ein Gespräch mit einem anderen Filmemacher – das allerdings am Veto des Studios scheiterte.

    Ob Marvel oder DC: Es ist eine verbreitete Methode, gefeierte Indie-Regisseur*innen mit der Regie für kommende Superhelden-Blockbuster zu betrauen. Diese sind meist günstiger als vollends etablierte Regie-Stars, und man kann sich mit dem guten Ruf schmücken, den die Filmemacher*innen bereits bei der Kritik genießen. So engagierte Marvel beispielsweise Oscar-Preisträgerin Chloé Zhao („Nomadland“) für „Eternals“, und DC holte sich Patty Jenkins („Monster“, der Charlize Theron einen Academy Award einbrachte) für „Wonder Woman“.

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    Und auch „Aquaman“, der 2018 über 1 Milliarde Dollar an den Kinokassen einspielen konnte, sollte eigentlich ein Indie-Liebling verantworten: Jeff Nichols, der 2011 mit dem apokalyptischen Drama „Take Shelter – Ein Sturm zieht auf“ und ein Jahr später mit „Mud – Kein Ausweg“ (in den Hauptrollen: Matthew McConaughey und Reese Witherspoon) Furore machte.

    Doch seine Beteiligung ging nicht über ein Gespräch hinaus. Im „Happy Sad Confused“-Podcast hat Nichols über die gescheiterten „Aquaman“-Verhandlungen und seine Ideen für den Blockbuster gesprochen.

    Aquaman als alter Mann in Trauer?

    Ich habe immer noch Szenen aus ,Aquaman' im Kopf, die wirklich gut gewesen wären“, erzählte der Regisseur. Es wäre ein ganz anderer Film gewesen als der, der gedreht wurde. Es war nie machbar. Ich hatte einen älteren Aquaman im Kopf, der eine Harpune als Hand hat. Er war ein gefallener König, und sein Sohn ist gestorben. Er war in Trauer. Anhand dieses kurzen Pitches kann man offensichtlich sehen, dass der Film so wohl keine Millionen von Eintrittskarten verkauft hätte.

    Nichols räumte ein, dass ihm der fertige „Aquaman“-Film durchaus Spaß bereitet hätte. „Aber wir haben jetzt eine Menge solcher Filme“, fügte er hinzu. „Es gibt eine Menge Geschichten auf der Welt. Und ich finde, man kann seine Zeit auch damit verbringen, andere zu erzählen.

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    Nachdem Warner seinen „Aquaman“-Pitch schnell ablehnte, drehte Nichols stattdessen das oscarnominerte Drama „Loving“ und mit „Midnight Special“ im selben Jahr auch seine erste größere Studio-Produktion. In einem Interview zu dem Sci-Fi-Film, in dem sein Stamm-Darsteller Michael Shannon in der Hauptrolle zu sehen ist, hat sich Nichols bereits 2016 ebenfalls dazu geäußert, warum aus der „Aquaman“-Regie nichts werden konnte.

    „(...) Bei „Midnight Special haben sie mir, obwohl der Film im Studio gedreht wurde, viel Kontrolle über den Prozess gegeben“, sagte der Filmemacher dem Online-Magazin ScreenCrush. „Und damit meine ich nicht nur Kontrolle über den endgültigen Schnitt. Es fühlte sich an, als ob wir einen meiner Filme machen würden. Ich hatte mein Team, ich hatte meine Familie dabei, meine Crew. Wir haben den Film gemacht, den wir alle machen wollten. Beim DC-Universum sind vorher schon so viele (…) Entscheidungen getroffen worden, dass es sich mehr und mehr so anfühlte – und Warner stimmte dem zu –, als würde ich auf einen fahrenden Zug aufspringen. Darin bin ich nicht so gut. Ich bin eher der Typ, der von Grund auf neu anfängt.

    Nachdem es in den letzten Jahren etwas stiller um Nichols wurde, hat er vor Kurzem sein neues Werk „The Bikeriders“ auf dem Telluride Film Festival vorgestellt. Neben Shannon sind in dem Film unter anderem Tom Hardy und Austin Butler zu sehen, und schon jetzt gilt der 68er-Film als heißer Oscar-Kandidat. Wahrscheinlich war es also am Ende für alle Beteiligten die beste Entscheidung, dass Nichols sich vom Superhelden-Mainstream ferngehalten hat.

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