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    Radikal und eiskalt – dieses Meisterwerk zeigt einen Marvel-Star in seiner besten Rolle
    Michael Gasch
    Michael Gasch
    Bei Micha ist nichts wichtiger als Filmpoesie, wodurch kunstvolle Filme wie Zhang Yimous "Hero" und Darren Aronofskys "The Fountain" einen ganz besonderen Platz in seinem Herzen einnehmen.

    Bei Ethan Hawke werden wohl viele ganz unterschiedliche Assoziationen haben. Neben beispielsweise „Before Sunrise“ oder Marvels „Moon Knight“, hat sich bei unserem Autoren Michael Gasch das ernste Drama „First Reformed“ in das Gedächtnis eingebrannt.

    Als Drehbuchautor von „Taxi Driver“ und „Wie ein wilder Stier“ hat Paul Schrader die amerikanische Filmgeschichte mitgeschrieben. Seine Filme, in denen er Drehbuch und Regie übernahm, sind dagegen eher unbekannter. In den 44 Jahren seines Schaffens sticht ein Film jedoch deutlich heraus: „First Reformed“, in dem Ethan Hawke einen Priester spielt, der immer mehr der Verzweiflung verfällt. Das meisterhaft inszenierte Drama ist auf allen gängigen Streaming-Plattformen, inklusive Amazon Prime Video für kleines Geld verfügbar.

    Darum geht es in "First Reformed"

    Seit dem Tag als der Militärpriester Reverend Ernst Toller (Ethan Hawke) seinen Sohn im Irakkrieg verlor, wendete er sich vom Militär ab. Fortan leitet er als Reverend eine kleine Kirchengemeinde in New York. Als er eines Tages im Rahmen des Gottesdienstes auf den depressiven Michael (Philip Ettinger) stößt, nimmt er sich seiner an. In Gesprächen, in denen Michael immer weiter an der intensivierenden Umweltzerstörung verzweifelt, wird Tollers Glauben an Gott und die Menschheit auf eine harte Probe gestellt.

    Nach und nach beginnt auch Toller sich zu den drohenden Umweltproblemen zu informieren und gerät in einen nicht minder verzweifelten Zustand. Trost kann ihm nur Michaels Frau Mary (Amanda Seyfried) spenden, die ein Kind erwartet. Drohende Gesundheitsprobleme und zunehmende Depressionen sorgen letztlich dafür, dass Toller in einen Strudel aus Hoffnungslosigkeit gerät.

    Gebrochene Männer

    Egal ob als Regisseur oder Drehbuchautor, zum Beispiel bei Martin Scorsese Meisterwerken „Taxi Driver“ oder „Bringing out the dead“, ist das Faible von Paul Schrader deutlich erkennbar. Gebrochene Männer stehen immer wieder im Zentrum des amerikanischen Regisseurs, was ebenso auf „First Reformed“ zutrifft. Die Frage, die sich auch hier wie ein roter Faden durch den Film zieht, trifft wohl auf viele seiner Werke zu: Gibt es für die mal mehr, mal weniger depressiven Männer überhaupt einen Ausweg oder ist es um diese Figuren schon längst geschehen?

    First Reformed
    First Reformed
    Starttermin 30. November 2018 | 1 Std. 48 Min.
    Von Paul Schrader
    Mit Ethan Hawke, Amanda Seyfried, Michael Gaston
    Pressekritiken
    4,0
    User-Wertung
    3,5
    Filmstarts
    3,5

    Antworten auf derartige Fragen liefert Schrader ungern, wie es auch in diesem distanzierten und kalten Film der Fall ist. Ethan Hawke als Priester wird dabei grandios in Szenen gesetzt, denn nicht einmal er als Repräsentant von Güte und Menschlichkeit ist sicher vor dem Grauen in der Welt. Als ein Mann der Hoffnung verliert auch er allmählich den Bezug zu seinen Prinzipien, was nicht selten schmerzlich mitanzusehen ist. Aufgrund dessen weist „First Reformed“ in erster Linie zwei Stärken auf: Eine schauspielerische Glanzleistung von Hawke sowie filmische Radikalität.

    Verstörende und einzigartige Bilder

    Schrader macht dabei nicht halt, das Publikum mit wenigen, dafür aber umso intensiveren Momenten zu schocken, die wie aus dem Nichts kommen. Das Gute dabei: Diese bleiben im Gedächtnis hängen und lassen einem nicht mehr so schnell los. Glücklicherweise ist es aber nicht so, dass „First Reformed“ 120 Minuten Depressivität und Pessimismus bedeutet, sondern vielmehr ein Portrait über das ambivalente - oder in der Fachsprache kognitiv dissonante - Leben.

    Für die Inszenierung bediente sich Schrader an einer kühlen und doch recht eigenen Bildsprache, die auch unseren Autoren Christopher Muth fasziniert. In der FS-Kritik heißt es unter anderem: „Schon inszenatorisch wirkt dieser Film im heutigen Kino regelrecht exotisch mit seinen langen, statischen Einstellungen (die Kamera bewegt sich so gut wie nie), dem fast völligen Verzicht auf Filmmusik, einem anachronistischen 4:3-Bildformat sowie seiner nahezu monochromen Farbgebung.“

    In der Gesamtheit geht das Konzept wunderbar auf. Einerseits sorgt die ruhige Inszenierung dafür, dass die teilweise verstörenden Bilder ihre volle Wirkung entfalten können. Andererseits, und das wird wohl eine Folge daraus sein, entsteht eine grandiose Sogwirkung, die in einer cineastisch einzigartigen Plansequenz auf die Höhe getrieben wird. Szenen wie diese hat man vorher noch nie gesehen und das lässt sich auch auf den gesamten Film übertragen.

    Jetzt streamen: Diesen stilprägenden Action-Western müsst ihr gesehen haben – vor allem eine Szene ist unvergesslich!

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