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    Welten, die aufeinanderprallen: Marvel wollte Arthouse-Regiegröße Werner Herzog anheuern
    Sidney Schering
    Sidney Schering
    -Freier Autor und Kritiker
    Sein erster Kinofilm war Disneys „Aladdin“. Schon in der Grundschule las er Kino-Sachbücher und baute sich parallel dazu eine Film-Sammlung auf. Klar, dass er irgendwann hier landen musste.

    Er ist einer der berühmtesten Regisseure, die Deutschland je hervorgebracht hat – und wäre es nach Autorin/Produzentin A.C. Bradley gegangen, wäre er nun auch Teil des Marvel Cinematic Universe. Doch sie musste Ersatz für Werner Herzog finden.

    Das Marvel Cinematic Universe wächst seit seinem 2008 erfolgten Startschuss nahezu unaufhaltsam. Und ein Projekt sorgt mit besonders großem Nachdruck dafür, die Film- und Serienwelt auszubauen: Die für Disney+ produzierte Trickserie „What If...?“, die sich vom etablierten MCU-Kanon löst und eine Vielzahl an alternativen Szenarien entwirft.

    Eine Episode aus Staffel zwei wartete dabei mit einem Feuerwerk an Filmreferenzen auf – vornehmlich auf das Popcornkino, doch auch auf den legendären Filmemacher Werner Herzog. Wäre alles nach Plan der Serienmacherin verlaufen, wäre mehr als eine bloße Anspielung dabei herausgekommen...

    Nicht-so-stille Nacht im Avengers Tower

    Marvel-Fans, die bereits die zweite „What If...?“-Staffel gesehen haben, wissen sicher, um welche Episode es hier geht: In der Folge „Was wäre, wenn Happy Hogan Weihnachten gerettet hätte?“ (Originaltitel: „What If… Happy Hogan Saved Christmas?“) blickt der als Erzähler fungierende Watcher (Originalstimme: Jeffrey Wright) auf ein Universum, in dem sich quasi der Plot von „Stirb langsam“ auf Marvel-Art ereignet.

    Happy Hogan (Jon Favreau) soll Heiligabend den Avengers Tower überwachen, doch der Fiesling Justin Hammer (Sam Rockwell) kapert mit seinen Handlangern das Gebäude. Im Zuge dessen ereignen sich zahlreiche Parallelen zum Action-Klassiker mit Bruce Willis (inklusive grummeligem Gekrieche im Luftschacht). Doch es kommt auch zu Referenzen auf andere Filme, wie auf die Arnold-Schwarzenegger-Komödie „Versprochen ist versprochen“.

    Zu düster für Disney+? Gestrichene "What If"-Folge wäre Marvels Antwort auf ein absolutes Sci-Fi-Highlight geworden

    Darüber hinaus sieht sich „Thor“-Nebenfigur Darcy Lewis (Kat Dennings) gezwungen, im Avengers Tower Ersatz für J.A.R.V.I.S zu installieren, die Tony Stark alias Iron Man dienende KI, die in der Episode von Hammers Leuten deaktiviert wird. Darcy findet heraus, dass Stark eine ganze Palette an alternativen KI vorbereitet hat und entscheidet sich dafür, die Systeme des Avengers Towers mit einer namens W.E.R.N.E.R. zu bespielen.

    Daraufhin ertönt eine müde, heisere und desillusioniert klingende Stimme, die Darcys Befehlen mit niederschmetternd-poetischer Sprache und einem grimmen Blick auf die Ereignisse entgegnet. Das ist selbstredend ein Verweis auf „Fitzcarraldo“-Regisseur Werner Herzog. Oder, um konkreter zu sein: Auf Herzogs unvergleichliche Art, Dokumentarfilm-Erzählkommentare einzusprechen – wie etwa in „Lektionen in Finsternis“.

    Der Plan: Gastauftritt statt Querverweis

    Wie die „What If...?“-Produzentin und -Chefautorin A.C. Bradley dem US-Portal /Film erläuterte, hatte sie vor, W.E.R.N.E.R. mit dem Original zu besetzen. Die Inspiration dazu war einer von Herzogs Schauspielauftritten, der zu Beginn des „What If...?“-Entstehungsprozesses für Furore sorgte: „'The Mandalorian' kam gerade heraus und war herausragend. Und weil Werner Herzog darin mitspielte, dachten wir: 'Was wäre, wenn wir Werner kriegen könnten?'“

    Weiter erklärte Bradley, dass ihr bewusst ist, dass Herzogs Stimme vielfach und obendrein oft schlecht imitiert wird, was ein Grund mehr gewesen wäre, auf den „Grizzly Man“-Macher persönlich zurückzugreifen. Doch es hat nicht sollen sein: „Wir haben ihn sehr höflich gefragt, ob er es tun würde“, so Bradley. „Und er hat sehr höflich abgelehnt.“

    Als Ersatz wurde „The Walking Dead“-Mime Ross Marquand angeheuert. Der fungierte den Marvel Studios schon einmal als Plan B, als es darum ging, einen markanten deutschen Akzent abzuliefern: Marquand übernahm in „Avengers: Infinity War“ und „Avengers: Endgame“ die Rolle des Red Skull. Der faschistische Fiesling wurde in „Captain America“ noch von Hugo Weaving gespielt, der allerdings kein Interesse daran hatte, erneut in die Rolle zu schlüpfen.

    Gründe für Herzogs Absage sind Bradley nicht bekannt, doch es ist eher unwahrscheinlich, dass sich Herzog zu fein war, eine Parodie seiner selbst einzusprechen. Schließlich tat er dies bereits für mehrere „Die Simpsons“-Episoden sowie je eine Folge von „American Dad!“ und „Rick and Morty“.

    Zudem war er in der Animationskomödie „Die Pinguine aus Madagascar“ zu hören. Darin spricht Herzog einen hochdramatischen Dokumentarfilmer, der gewillt ist, die watschelnden Eisvögel für aussagekräftigeres Material in den Tod zu stürzen. Daher sollten die Marvel Studios nicht vorschnell aufgeben: Eines Tages wird Herzog vielleicht doch noch sein MCU-Debüt hinlegen. Und sei es in einer „What If...?“-Folge namens „Was, wenn der Watcher ein Herzog wäre?“...

    Für ein Crossover von "Star Wars" und Marvel existiert bereits das Drehbuch - doch das MCU-Mastermind legte sein Veto ein

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