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    Nein: DIESE Szene in einem Marvel-Hit ist nicht als Attacke gegen Arnold Schwarzenegger gedacht – obwohl viele es glauben
    Sidney Schering
    Sidney Schering
    -Freier Autor und Kritiker
    Sein erster Kinofilm war Disneys „Aladdin“. Schon in der Grundschule las er Kino-Sachbücher und baute sich parallel dazu eine Film-Sammlung auf. Klar, dass er irgendwann hier landen musste.

    Es ist lediglich ein kurzer Gag, wurde jedoch erstaunlich viel diskutiert: In „Captain Marvel“ begegnet die von Brie Larson gespielte Superheldin einem Pappaufsteller von Arnold Schwarzenegger. Dahinter steckt aber nicht das, was so manche denken...

    Es gibt Filmdetails, die mehr bedeuten, als man auf den ersten Blick denken würde. Gerade Comic-Blockbuster sind dafür bekannt, dass sie geradezu vor Easter Eggs platzen – seien es Vorausdeutungen auf geplante Fortsetzungen oder Liebeserklärungen an vergangene Filme.

    Doch diese Fülle an hintersinnigen Details hat ihre Nebenwirkungen: Weil Fans es gewohnt sind, in Comic-Verfilmungen überall Querverweise und semi-geheime Botschaften zu vermuten, kommt es gelegentlich dazu, dass sie Nebensächlichkeiten überinterpretieren.

    Ein Paradebeispiel dafür lässt sich in „Captain Marvel“ finden: Der Milliarden-Dollar-Erfolg mit Brie Larson als kompetente Superheldin, die ihre wahre Identität finden muss, spielt unter anderem im Los Angeles der 1990er-Jahre. Daher sind in der Marvel-Studios-Actionkomödie zahlreiche Popkultur-Relikte jener Zeit zu sehen – und eines wurde vielfach aggressiver gedeutet, als es beabsichtigt war!

    Arnold Schwarzenegger? Ab mit dem Kopf!

    Während einer Mission wird die von Brie Larson gespielte Carol Danvers gefangen genommen. Sie kann sich zwar befreien, macht jedoch daraufhin eine Bruchlandung: Sie crasht nachts in eine Videothek.

    Im Augenwinkel sieht die Marvel-Heldin einen mannshohen Umriss, auf den sie sofort feuert. Wie sich zeigt, war es allerdings kein Feind, sondern nur ein Werbeaufsteller für den Film „True Lies“ – und den darauf abgebildeten Arnold Schwarzenegger hat Danvers mit einem gezielten Schuss geköpft.

    Disney und seine verbundenen Unternehmen
    Das passiert, wenn man sein Video abgibt, ohne zurückgespult zu haben!

    Viele Fans verstehen die Szene als Attacke auf Schwarzenegger: Carol Danvers weise hiermit als Vertreterin einer neuen Blockbuster-Garde ein altes Eisen in die Schranken, heißt es. Manche sehen die Szene auch als Fortführung der feministischen Komponente von „Captain Marvel“ und interpretieren sie als Stinkefinger in Richtung des James-Cameron-Hits.

    Schließlich springen in „True Lies“ viele Figuren (darunter auch der von Schwarzenegger gespielte Held) nicht gerade vorbildlich mit Frauen um. Das Abknallen eines „True Lies“-Werbeaufstellers wäre eine nicht gerade subtile Botschaft der Filmschaffenden, dass sie mit solchen Filmen nichts zu tun haben wollen.

    Dabei gingen dem Regie-Duo Anna Boden & Ryan Fleck, das auch am „Captain Marvel“-Drehbuch mitwirkte, ganz andere Gedanken durch den Kopf!

    Jim Carrey, der ursprüngliche Plan und das Missverständnis

    Die „True Lies“-Szene in „Captain Marvel“ war nicht als Seitenhieb gedacht, sondern ist das Ergebnis dessen, wenn beim Filmemachen der ursprüngliche Plan nicht aufgeht: Wie Boden und Fleck dem Filmmagazin Empire verraten haben, sollte Danvers in der Videothek ursprünglich einen „Die Maske“-Pappaufsteller erblicken.

    Die Werbung für die Hit-Komödie mit Jim Carrey in knallgrüner Maske schien den Filmschaffenden als offensichtliche Vorlage für einen Witz: Carrey ähnelt in seiner „Die Maske“-Aufmachung einem Skrull – also der Alienrasse, die Danvers an diesem Punkt der „Captain Marvel“-Handlung für Todfeinde hält.

    Dass sie in einer Übersprungshandlung auf einen Pappkameraden schießt, obwohl dieser keine Gefahr darstellt, wäre in dem Kontext ziemlich nachvollziehbar gewesen, hätte die Protagonistin des Films charakterisiert und wäre zugleich aufgrund seiner Absurdität klar als Gag verständlich.

    Warner Bros.
    Sollte sich von Carol Danvers fernhalten: Jim Carrey in "Die Maske"

    Allerdings scheiterte der Plan: Marvel Studios konnte sich von der hinter „Die Maske“ stehenden Produktionsfirma nicht die Erlaubnis einholen, den Pappaufsteller zu verwenden. Also blieben Fleck und Boden nur zwei Optionen: Die Szene komplett neu denken oder schlicht Werbematerial für einen anderen Film abfackeln.

    Fleck und Boden entschieden sich für die zweite Variante. Auf die Frage, weshalb es letztlich „True Lies“ traf, antwortete Fleck: „Ich habe 1995 in einer Videothek gearbeitet und erinnere mich an die ,True Lies'-Aufsteller. Es war einfach eine Frage der Nostalgie.“ Dass „True Lies“ aus dem Hause 20th Century Fox (mittlerweile: 20th Century Studios) stammt, kam ihm und Boden allerdings sicher auch gelegen:

    Die Rechte am Film liegen beim Disney-Konzern, also ließ sich jede Menge Bürokratie sparen und das Ärgernis einer weiteren Absage durch ein Konkurrenzstudio vermeiden. Damit, dass jede einzelne Aktion der „Captain Marvel“-Titelfigur später im Online-Diskurs auf die Goldwaage gelegt wird, hatte niemand gerechnet...

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