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    TV-Tipp: Dieses mitreißende Action-Abenteuer hat mich mit einer eigentlich überflüssigen Fantasy-Trilogie versöhnt
    Sidney Schering
    Sidney Schering
    -Freier Autor und Kritiker
    Sein erster Kinofilm war Disneys „Aladdin“. Schon in der Grundschule las er Kino-Sachbücher und baute sich parallel dazu eine Film-Sammlung auf. Klar, dass er irgendwann hier landen musste.

    Die „Herr der Ringe“-Trilogie ist ein unumstrittener Meilenstein des Fantasykinos, die „Hobbit“-Prequels dagegen spalten trotz ihres Erfolgs die Gemüter. Heute läuft der beste Teil der viel debattierten Trilogie im TV – findet unser Autor.

    Ich erinnere mich, als wäre es vergangene Woche gewesen: Zur Einstimmung auf die „Der Hobbit“-Saga wurde in einem Kino in meiner Nähe erneut die komplette „Der Herr der Ringe“-Trilogie aufgeführt. Am Stück. In der Extended Edition! Es war ein großartiges Kinoerlebnis, das ich für immer in Ehren halten werde. Am Tag darauf habe ich die Pressevorführung von „Der Hobbit: Eine unerwartete Reise“ besucht – und die fühlte sich für mich länger an als meine gesamte Reise durch Mittelerde am Tag zuvor.

    Ein vernichtendes Urteil, das mir manche Freunde noch immer übel nehmen, und mir selbst sämtlichen Enthusiasmus für Peter Jacksons zweite Fantasy-Trilogie geraubt hat. Doch ein Jahr später versöhnte ich mich dank Teil zwei mit der Prequel-Saga. Heute, am 18. Januar 2024, ab 20.15 Uhr läuft „Der Hobbit: Smaugs Einöde“ bei VOX, und somit mein klares Highlight der „Hobbit“-Reihe. Und falls ihr das Fantasy-Abenteuer ohne Werbeunterbrechungen genießen wollt, findet ihr es im Abo bei Amazon Prime Video:

    Und wenn ihr eure Erinnerung auffrischen möchtet, wie leicht und munter die Buchvorlage ist, so findet ihr sie als Hörbuch* oder als E-Book* bei Amazon.

    Feuer, Wellen und mehr Dynamik: Das ist "Der Hobbit: Smaugs Einöde"

    Die von Thorin Eichenschild (Richard Armitage) angeführte Zwergentruppe, der Hobbit Bilbo Beutlin (Martin Freeman) und der Zauberer Gandalf (Ian McKellen) haben viele Gefahren überstanden. An ihrem Ziel sind sie aber längst nicht angekommen. Und der garstige Orkkönig Azog (Manu Bennett) ist immer noch hinter ihnen her! Während der Flucht vor dem fiesen Krieger begegnen die Helden Riesenspinnen und misstrauischen Waldelben. Und dann ist da noch der gigantische Drache Smaug, der auf einem Haufen Gold ruht...

    Vor meinem Erstkontakt mit „Der Hobbit: Eine unerwartete Reise“ war ich aufgrund der „Herr der Ringe“-Trilogie ebenso vorfreudig, wie ich aufgrund der Größe des Projekts skeptisch war: Ich war unsicher, ob es eine gute Idee war, ein kurzes, kindertaugliches und bezauberndes Buch zu einem mehrteiligen Leinwandepos aufzublasen, das mit der Länge, Schwere und Bandbreite der ersten Mittelerde-Filmtrilogie mithalten will.

    Während des überdimensionierten Auftakts zu Bilbos Zwergenabenteuer fühlte ich mich in all meinen Sorgen bestätigt. Und weiter bekräftigt. Und bestärkt. Und noch einmal und noch einmal, wann immer Jackson und sein Team auf der Leinwand einen kleinen Klacks köstlicher Butter über eine absurd große Scheibe Brot verteilten.

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    Es war eine Seherfahrung, die aus meiner Neugier Frust und Unwillen formte. Und dieses Gefühl ist nie gänzlich verschwunden. Zu gern wüsste ich, wie ein locker-flockiger, nicht derart ausufernder „Hobbit“-Film geworden wäre. Allerdings ist dank des zweiten Teils mein Zorn verraucht.

    Ich finde die überdehnte „Hobbit“-Filmreihe unbefriedigend, aber ich kann mit ihrer Existenz leben. Sie ist nicht das, was ich wollte, und ihren Auftakt werde ich wohl niemals mögen lernen (ausgenommen des Songs „Misty Mountains“), doch den Mittelteil finde ich richtig mitreißend und kurzweilig! Und den hätte ich in dieser Form wohl nicht bekommen, wäre Jacksons „Der Hobbit“-Trilogie bloß ein „Hobbit“-Einzelfilm.

    „Smaugs Einöde“ erzählt zwar schon wieder wenig Handlung und Charakterentwicklung in viel, viel Laufzeit. Aber dieses Mal kommt wieder episches Abenteuer-Feeling auf: Die Sackgassen, in die sich die Helden verirren, sind schaurig und spannend. Die überbordenden Action-Eskapaden machen enormen Spaß, ganz besonders die chaotische Flucht zu Fluss mit zweckentfremdeten Fässern als Transportmittel. Und die Glücksmomente machen den forcierten Humor des Vorgängers vergessen, sind einfach beschwingt und spaßig.

    Wollte ich im ersten „Hobbit“-Film einfach nur möglichst schnell wieder raus aus Mittelerde, gab mir „Smaugs Einöde“ die Lust am Verweilen zurück. Was wohl auch daran liegt, dass dieser fabelhafte Ort wieder facettenreicher daherkommt – inklusive seiner Bevölkerung: Ein gut aufgelegter Orlando Bloom, der von seinem Stulpenstiefel-Rücktritt zurückgetreten ist und erneut als Legolas galant durch die Gegend turnt, ist einfach ein willkommenes Gegengewicht zum Zwergen-Slapstick.

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    Evangeline Lilly wiederum fügt sich als neu für den Film kreierte Elbin Tauriel organisch und raffiniert in das Geschehen. Und Luke Evans gibt seiner Rolle des gegen seinen Bürgermeister rebellierenden Dorfbewohners Bard rauen Charme.

    Solche Figuren fehlten mir einfach im ersten „Hobbit“-Film, der zwar die Schwere und Laufzeit eines „Herr der Ringe“-Teils imitierte, aber einen wichtigen Aspekt dieser Filme einfach ausließ: Die lebhafte Dynamik, die entsteht, wenn eine Heerschar gänzlich unterschiedlicher Charakterköpfe in ein ausschweifendes, einendes Abenteuer gestürzt wird.

    Nach „Smaugs Einöde“ ging dieses Element in einem mächtig aufgebauschten Kriegsgetümmel wieder ein Stück weit verloren – wenngleich „Die Schlacht der fünf Heere“ noch immer ein paar wohlige Inseln der vertrackten Interaktion entstehen ließ. Zudem behielt Jacksons zweite Mittelerde-Trilogie ihre in Teil zwei wiedergefundene Spielfreude bezüglich eskalierender Fantasy-Action bei.

    Daher blieb es zwischen „Der Hobbit“ und mir bei einer Versöhnung, auch wenn eben dieser Mittelteil zugleich konkurrenzlos mein Highlight bleibt. Seiner flott-gefälligen Balance aus Vergnügen, Abenteuerlust und epochaler Fantasydramatik sei es gedankt!

    In den "Der Herr der Ringe"-Filmen war er nicht dabei: Legendäre Tolkien-Figur in "Die Ringe der Macht" Staffel 2?

    Dies ist eine überarbeitete Wiederveröffentlichung eines bereits auf FILMSTARTS erschienenen Artikels.

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