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    Laut Tarantino ist das einer der härtesten Filme aller Zeiten: Kontroversen Rache-Thriller jetzt im Heimkino nachholen!
    Sidney Schering
    Sidney Schering
    -Freier Autor und Kritiker
    Ob athletische Kampfkunst, die ehrfürchtig-ruhig gefilmt ist, oder explosiv-lärmender Hollywood-Bombast: Im Action-Kino ist er flexibel – eine konsequente Umsetzung ist für ihn aber stets ein Bonus.

    Quentin Tarantino ist bei der Darstellung von Gewalt und Gräueltaten hart im Nehmen. Wenn der „Kill Bill“-Regisseur „Thriller – Ein unbarmherziger Film“ zu den härtesten Werken der Kinogeschichte zählt, darf man also hellhörig werden...

    Regielegende Quentin Tarantino hat bekanntlich kaum Hemmungen, wenn es darum geht, in seinen Filmen menschliche Abgründe, brechende Knochen und massig Blut zu zeigen. Schließlich hat der Oscar-Preisträger zwar einen breiten Filmgeschmack, besitzt aber eine besonders diebische Freude daran, sich vor dem Exploitation-Kino zu verneigen.

    Wenn also der „Pulp Fiction“-Regisseur über einen Rache-Reißer sagt, er sei „einer der härtesten Filme, die ich in meinem ganzen Leben gesehen habe“, bringt dem das einen konsequenten Aufmerksamkeitsschub ein. Besagten Selbstjustiz-Schocker könnt ihr nun im Heimkino ergattern: Dieser Woche ist „Thriller – Ein unbarmherziger Film“ in der ungeschnittenen Festivalfassung als 4K-Disc erschienen!

    Alternativ könnt ihr den berüchtigten Gewaltfilm in der Festivalfassung auf Blu-ray* bestellen. Dass diese Version nun uncut mit FSK-Freigabe ab 18 Jahren erhältlich ist, hätte man sich vor einigen Jahren kaum vorstellen können: „Thriller“ war in vielen Ländern, darunter Deutschland, Schweden und die USA, im regulären Kinobetrieb bloß stark gekürzt zu sehen.

    Erst 2022 kam der schwedische Kultklassiker von 1973 ungekürzt ins deutsche Heimkino – als streng limitiertes, hochpreisiges 8-Disc-Mediabook, das zügig ausverkauft war. 2023 folgte eine weitere Edition mit schmalerem Umfang, aber erneut niedriger, rasch vergriffener Stückzahl. Mit der jetzigen Neuauflage hat die erbitterte Suche nach Restexemplaren zu fairen Preisen aus zweiter Hand ein Ende.

    Und falls ihr die fast 110 Minuten lange Tortur aus sexueller Gewalt, Drogenmissbrauch, Zwangsprostitution und blutiger, blutiger Rache mit der entschärften Fassung vergleichen möchtet: Auch die US-Kinofassung von „Thriller – Ein unbarmherziger Film“ ist diese Woche als 4K-Disc erschienen.

    Parallel wird die US-Fassung als Blu-ray* angeboten. Diese Version des Films ist um nahezu 20 Minuten gekürzt, aber immer noch so drastisch, dass sie ebenfalls eine FSK-18-Freigabe hat. In der US-Fassung fehlen die eingestreuten, selbst unter Exploitation-Fans kontrovers diskutierten Hardcore-Sexszenen, zudem wird die Handlung gestrafft.

    Darüber hinaus wurde der Soundtrack bearbeitet und fällt an einigen Stellen aufreibender aus als in der nordisch-spröden Festivalfassung – wer seine Filmsammlung vervollständigen möchte, wird also beiden Versionen was abgewinnen können. Alle anderen wägen ab, wie sehr sie in einem Rache-Actioner Penetration und Sperma benötigen.

    "Thriller": Der Untertitel ist Programm

    Im Mittelpunkt von „Thriller – Ein unbarmherziger Film“ steht eine junge Frau (Christina Lindberg): Die je nach Sprachfassung des Films Madeleine oder Frigga getaufte Protagonistin wurde vergewaltigt, unter Drogen gesetzt und auf den Strich geschickt. Zudem hat ihr ärgster Peiniger (Heinz Hopf) ihre Eltern in den Suizid getrieben. Die traumatisierte, schweigende Heldin kann nicht weiter einstecken – und schwört daher brutale Rache...

    Regisseur Bo Arne Vibenius hatte sich der Legende nach geschworen, „den kommerziellsten Mistfilm aller Zeiten“ zu drehen – ein Ziel, dass er angesichts dessen, wie schwer „Thriller“ lange Zeit zu bekommen war, gewiss verfehlt hat. Und der „Mistfilm“-Aspekt hängt auch stark von der Exploitation-Begeisterung derer ab, die über den Film urteilen.

    Horror-Fans können aufatmen: Dieser FSK-18-Schocker kommt nun doch ungeschnitten ins Heimkino

    Um Kontext für Vibenius' Gedankengang zu geben: Als Anfang der 1970er in Schweden und Dänemark die Mediengesetze gelockert wurden, kam es zu einem kurzen, heftigen Pornografie-Boom. Das erklärt, weshalb sich der Regisseur von „Thriller“ Erfolg versprach, obwohl sich die drastischen Sexszenen alsbald als Ballast für jegliche wirtschaftliche Ambition des Films erweisen sollten.

    Inwiefern sie den Film inhaltlich bereichern, ist Ansichtssache: Für die einen intensivieren sie die Darstellung des Leides der Hauptfigur und machen ihre anschließende Rache umso süßer. Für die anderen sind sie geschmacklose, selbstgefällige Provokation. Und für wieder andere sind manche dieser Szenen eine künstlerisch-mutige, fruchtende Grenzerfahrung, manche dagegen zu kalt kalkuliert, um aufzugehen.

    Egal, ob man daher zur unverfälschten Festivalfassung oder vielleicht doch zur immer noch rauen, aber weniger sexuellen US-Fassung tendiert: „Thriller“ ist in beiden Versionen nichts für zartbesaitete Gemüter, sondern ein sich ins Gedächtnis brennendes, unter die Haut gehendes Elends-und-Rache-Bacchanal.

    Und es ist für alle, die sich mit Tarantinos Schaffen auskennen, aber noch nicht mit seinen Inspirationen, eine Quelle an „Ah! Da kommt das her!“-Erkenntnissen. Bereits das Outfit der „Thriller“-Heldin müssen Tarantino-Fans kennen: Es diente als Vorlage für die von Daryl Hannah gespielte Killerin Elle Driver in „Kill Bill“. Auch die Ästhetik der „Thriller“-Kampfsequenzen ging in die DNA des Tarantino-Rache-Epos über.

    Nach Jahrzehnten (!) erscheint die Fortsetzung eines Slasher-Meilensteins ungeschnitten im Heimkino

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