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    Wachowski-Geschwister sprechen über filmgeschichtliche Bedeutung von "Cloud Atlas"

    Die "Matrix"-Regisseure Lana und Andy Wachowski äußerten sich in einem Interview über die filmgeschichtliche Rolle ihrer neuen, gemeinsam mit Tom Tykwer gedrehten Buchverfilmung "Cloud Atlas" in Bezug auf die Filme des 21. Jahrhunderts und darüber, wie sie die komplexe Buchvorlage zu einem Drehbuch zusammensetzten.

    Schon jetzt ist klar, dass es sich bei der Verfilmung von David Mitchells Roman "Cloud Atlas" um eines der ambitioniertesten Projekte der vergangenen Zeit handelt: Sechs verschiedene Schicksale verteilt auf sechs verschiedene Zeitpunkte in der Geschichte der Welt - von der weit zurückliegenden Vergangenheit bis zur weit entfernten Zukunft - sind unmittelbar miteinander verbunden. Die Darsteller Tom Hanks, Halle Berry, Jim Sturgess und Hugh Grant spielen unter anderem mehrere Figuren. In einem Interview mit dem New Yorker gaben Lana und Andy Wachowski ("Matrix") nun einen Einblick in die filmgeschichtliche Bedeutung ihres neuesten Werkes, das sie gemeinsam mit dem deutschen Regisseur Tom Tykwer ("Lola rennt") drehten.

    Das Buch selbst sei laut Lana Wachowski "ein Buch des 21. Jahrhunderts": "Es repräsentiert einen Mittelpunkt zwischen der futuristischen Idee, dass alles fragmentiert sei und der altmodischen Vorstellung, dass alles einen Anfang, einen Mittelteil und ein Ende habe." Sollte der Film funktionieren, so würde er Filmschaffenden erlauben, "wieder einen Bezug zu diesem Gefühl zu kreieren, das wir hatten als wir jünger waren und Filme sahen, die äußerst komplex, mysteriös und mehrdeutig waren. Man verstand nicht alles auf einmal." Andy Wachowski stimmte dem zu, indem er den Film als ihre Methode bezeichnete, sich erneut mit dem "Spektakel der 60er und 70er" in Verbindung zu setzen, da diese wahre Meilensteine an Filmen hervorbrachten. Ein großer Einfluss in ihrem Schaffen als Filmemacher sei eben auch Stanley Kubricks "2001: Odyssee im Weltraum" gewesen, an den sich unter anderem auch Focus-Features-Chef und Dozent der Filmtheorie James Schamus erinnert fühlte, als er das Skript zu "Cloud Atlas" las.

    Autor Mitchell hielt seinen ungewöhnlichen Roman zunächst selbst für unverfilmbar, doch nachdem die Wachowskis ihren guten Freund und "verlorenen Bruder" Tykwer zwangen, das Buch zu lesen, machten sich dieser und die Geschwister daran, ein Skript zu verfassen. Aufgrund der ungewöhnlichen Erzählweise des Romans, die sich ab der zweiten Hälfte schlagartig ändert, entschieden sie sich für eine andere Methode. Sie nahmen hunderte an wichtigen Szenen des Buches und schrieben diese auf Karteikarten, die je nach Handlungsstrang und Figur verschiedenfarbig gekennzeichnet waren. Diese breiteten sie auf dem Boden aus und schufen damit einen "Zen-Garten aus Karteikarten", wie Lana Wachowski beschrieb. Sie arrangierten die Karten immer wieder neu, lasen den dabei entstandenen Plot vor und suchten nach einem passenden Handlungsbogen für den Film. Diese Methode nutzten sie Tag für Tag, bis sie zu einem zufriedenstellenden Ergebnis kamen und damit auch Mitchell begeistern konnten.

    "Cloud Atlas" wird auf dem Internationalen Filmfest in Toronto (6. - 16. September) seine Welt-Premiere feiern, nachdem er bereits in einer Test-Vorführung äußerst positive Reaktionen ernten konnte. Hierzulande wird man das Epos ab dem 15. November bestaunen können.

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