Mein Konto
    "Was wäre wenn der Asteroid damals nicht die Erde getroffen hätte…": Das FILMSTARTS-Interview mit "Arlo & Spot"-Regisseur Peter Sohn

    Der nach „Alles steht Kopf“ zweite Pixar-Film in diesem Jahr handelt von der Freundschaft zwischen dem gutmütigen Apatosaurus Arlo und dem Menschenjungen Spot. (Deutscher Kinostart ist der 26. November.)

    Disney

    Im Juni waren wir in London, um uns schon mal einige Ausschnitte aus dem neuen Pixar-Film „Arlo & Spot“ anzusehen (hier geht’s zu unserem ausführlichen Bericht). Im Anschluss an die Präsentation hatten wir zudem das Glück, auch noch ein paar Minuten mit Regisseur Peter Sohn über sein Animations-Abenteuer sprechen zu können.

    FILMSTARTS: Du warst schon 15 Jahre bei Pixar, bevor du mit „Arlo & Spot“ deinen ersten Langfilm als Regisseur übernommen hast. Wie sehr hat dich deine Mitarbeit an Filmen wie „Findet Nemo“ oder „Die Unglaublichen“ auf den Job vorbereitet?

    Disney

    Peter Sohn: Ich hatte echt Glück. Schon bei „Findet Nemo“ hatte ich die Chance, von Abteilung zu Abteilung zu springen – erst war ich im Art-Department, dann im Story-Department und später dann im Animationsbereich. Dasselbe habe ich bei „Ratatouille“ gemacht und so lernt man natürlich eine Menge über den Produktionsprozess und die verschiedenen Gruppendynamiken. Ob mich das auf das Regieführen vorbereitet hat, weiß ich nicht. Aber es hat mir auf jeden Fall dabei geholfen zu verstehen, was all die Künstler auf all den Ebenen in den Film mit einzubringen versuchen. Bei jedem Film hat man gesehen, wie unterschiedlich verschiedene Regisseure verschiedene Dinge handhaben. Außerdem habe ich ja auch als Sprecher bei einigen Filmen fungiert – ich habe also auch gelernt, wie Regisseure eine Performance aus ihren Sprechern herausbekommen. Jeder Regisseur hat einen anderen Stil – und ich musste herausfinden, was davon für mich persönlich am besten funktioniert.

    FILMSTARTS: 2015 ist das erste Jahr in der Geschichte von Pixar, in dem zwei Filme ins Kino kommen. Wie ist da aktuell die Atosphäre auf dem Pixar-Kampus? Bedeutet das extra Druck und gibt es vielleicht sogar ein gewisses Konkurrenzverhältnis zwischen den beiden Teams?

    Disney

    Peter Sohn: Nein, das ist ja gerade das Großartige an den 15 Jahren, die ich jetzt bei Pixar verbracht habe – es ist wie eine Familie, in der jeder jeden kennt. Es ist, als ob deine Brüder und Schwestern etwas Großartiges erschaffen haben – und deshalb bin ich auch sehr stolz auf die Arbeit, die alle in „Alles steht Kopf“ gesteckt haben. Wir sind noch bei der Arbeit und sie sind schon fertig – und „Alles steht Kopf“ ist für mich persönlich einer der besten Pixar-Filme überhaupt. Außerdem teilt man sich mit der doppelten Arbeitsbelastung natürlich auch eine Menge der Leute, die dann mehrere Jobs auf einmal machen. So unterstützt jeder jeden.

    FILMSTARTS: Ihr habt mitten im Produktionsprozess die meisten eurer Sprecher ausgetauscht. Wie kam es dazu?

    Disney

    Peter Sohn: Unser Protagonist Arlo war ursprünglich ein sehr viel älterer Charakter, aber wir wollten uns dann doch auf diese „Ein Junge und sein Hund“-Story konzentrieren und haben deshalb für Arlo nach einem echten Jungen gesucht. Damit mussten dann auch seine Brüder und seine Schwestern jünger sein – und so kam eins zum anderen. Das ist schon vor einem Jahr passiert, aber die Information ist erst jetzt an die Öffentlichkeit gelangt. Von da an ging dann alles darum, die richtigen Sprecher zu finden, die diese neuen Qualitäten mitbringen und die Charaktere liebenswert und erinnerungswürdig machen.

    FILMSTARTS: In der Präsentation vorhin hast du gesagt, dass es bei Pixar immer darum geht, nach dem „Was wäre wenn?“ zu fragen. Was ist denn die „Was wäre wenn?“-Frage im Fall von „Arlo & Spot“?

    Peter Sohn: Es hat alles mit einer lustigen Idee von Bob Peterson angefangen, der die Geschichte von einem Jungen und seinem Hund auf den Kopf stellen wollte – der Hund ist ein Junge und der Junge ist ein Dinosaurier. Das war das ursprüngliche Konzept und dann kamen all diese anderen „Was wäre wenn?“-Fragen dazu: Was wäre wenn der Asteroid damals nicht die Erde getroffen hätte und die Evolution deshalb ganz anders verlaufen wäre? Ich erinnere eine frühere Fassung, in der tatsächlich ein Asteroid in die Erde kracht und wir dann mit der Frage „Was wäre wenn das nicht passiert wäre?“ zurückspulen. Aus diesem Gedanken haben sich später etliche weitere Ideen entwickelt.

    FILMSTARTS: Du hast gesagt, dass „Bambi“ und „Der schwarze Hengst“ besondere Inspirationsquellen für den Film gewesen sind. Zudem hast du aber auch Hayao Miyazaki und sein Studio Ghibli erwähnt…

    Disney

    Peter Sohn: Wir reden immer über die Filme von Hayao Miyazaki, wenn es um das Tempo und sein Auge für Details geht. Außerdem fühlen sich seine Filme immer so ehrlich und real an. Ich erinnere mich besonders an einen Moment aus „Mein Nachbar Totoro“, wenn Mei und Satsuki mit einem Regenschirm an der Straße warten und der Katzen-Bus kommt. Sie stehen da und warten, es beginnt zu regnen, und sie warten und warten… und dann kommt da dieser kleine Frosch vorbei, der nichts mit der Story zu tun hat, sondern sie einfach nur anschaut. Solche Entscheidungen faszinieren mich, solche kleinen Details, dass da plötzlich noch diese unscheinbare, kleine Sache passiert, bevor dann Totoro endlich auftaucht. Diese Art, dafür zu sorgen, dass sich eine animierte Welt tatsächlich real anfühlt, hat uns definitiv inspiriert.

    Disney
    facebook Tweet
    Das könnte dich auch interessieren
    Back to Top