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    Beispiel "Game Of Thrones": Warum Spoiler eben doch schlimm sind

    Spoiler oder nicht Spoiler – das ist aktuell mal wieder die große Frage. Denn weil sie die Spannung bei „Game Of Thrones“ nicht mehr aushalten, lassen sich viele Fans freiwillig spoilern. Selbst schuld, findet unser Autor Julius Vietzen.

    HBO

    Vorsicht: Der Text enthält Spoiler zu den bisher offiziell ausgestrahlten Episoden von „Game Of Thrones“, Promo-Material von HBO und den Büchern, aber nicht zu Material aus Leaks.

    Die aktuell laufende siebte Staffel von „Game Of Thrones“ beschäftigt unzählige Menschen überall auf der Welt, dominiert das Internet und sorgt auch in der FILMSTARTS-Redaktion für viele Diskussionen. Leider jedoch nicht nur, weil wir uns alle fragen, welche Mitglieder des „Suicide Squad“ ihre eisige Mission überleben oder ob es tatsächlich gelingen wird, einen Waffenstillstand mit Cersei (Lena Headey) zu vereinbaren, sondern weil bei der ganzen Aufregung um „Game Of Thrones“ natürlich auch das leidige Thema Spoiler wieder in den Vordergrund rückt.

    Denn schon als vor Beginn der siebten Staffel die Drehbücher für die einzelnen Episoden geleakt wurden, verbreiteten sich Details daraus im Netz. Sehr viele Fans gierten dabei richtiggehend nach den Spoilern und wollten diese Informationen unbedingt lesen. Seit HBO in Spanien Anfang der Woche versehentlich die sechste Folge der aktuellen Staffel zu früh veröffentlichte, wimmelt es im Netz so richtig vor Spoilern für die neue Episode – mal ganz abgesehen davon, dass man die neueste Folge über entsprechende illegale Seiten natürlich auch in voller Länge schauen kann. Auch wir bei FILMSTARTS haben damit zu kämpfen. Immer wieder werden in den Kommentarbereichen - nicht nur, aber vor allem in unseren Artikeln mit inhaltlichen Spekulationen - Details zur Handlung verraten, die wir dann löschen müssen.

    Wissenschaftliche Studie belegt: Spoiler beeinträchtigen das Filmvergnügen nicht – im Gegenteil

    Doch weswegen die ganze Aufregung? Sind Spoiler überhaupt wirklich so schlimm? Schließlich kam eine wissenschaftliche Studie erst im Mai 2016 zu dem Ergebnis, dass Spoiler keineswegs das Film- und Serienvergnügen beeinträchtigen, sondern es sogar ganz im Gegenteil erhöhen. Und wie mein Kollege Tobias Mayer vor einigen Monaten in seinem hervorragenden Meinungsartikel darlegte, ist die Handlung bei einem Film oder einer Serie nicht immer das wichtigste. Seine Beispiele sind gut gewählt, seine Argumentation ist schlüssig, seine Begründung nachvollziehbar – und dennoch: Ich bin anderer Meinung.

    Es gibt nämlich ein gesamtes Genre, das nur davon lebt, dass der Zuschauer eben nicht weiß, was passiert – den sogenannten Thriller. Bei Thrillern (und auch bei Krimis) geht es ums Mitfiebern, um die Spannung, die entsteht, wenn man sich nicht sicher kann, wie es weitergeht. In einer Einführungsveranstaltung an der Uni habe ich gelernt, dass es zwei Wege gibt um Spannung zu erzeugen: Entweder weiß der Zuschauer etwas, das eine handelnde Figur nicht weiß (etwa, dass der verrückte Killer in dem Raum wartet, den die Figur gerade betritt) oder der Zuschauer weiß etwas nicht, was der Autor oder Filmemacher weiß (nämlich, ob die Figur die Begegnung mit dem Killer überlebt).

    Die FILMSTARTS-Meinung: Warum das Geheule über Spoiler nervt!

    Natürlich kann Spannung auch aus der Inszenierung selbst entstehen; jeder kennt diese Filme, bei denen man auch beim x-ten Anschauen noch feuchte Handflächen bekommt oder die Finger in die Armlehne krallt. Aber grundsätzlich gilt für mich: Ein Thriller, bei dem man Teile der Handlung oder die komplette Handlung kennt (oder vorhersagen kann), verliert an Spannung. Genauso kann eine Komödie weniger lustig sein, bei der man schon alle Witze vorher kennt, oder ein Horrorfilm gruselig ist, bei dem man genau weiß, aus welcher dunklen Ecke das Monster hervorspringt (aber auch bei diesen Genres gibt es natürlich Ausnahmen).

    Nun ist „Game Of Thrones“ natürlich kein Krimi oder Thriller, sondern eine epische Fantasyserie. Doch auch andere Genres dürfen natürlich spannend sein, dürfen ein Teil ihres Reizes daraus beziehen, dass man unbedingt wissen muss, wie es weitergeht. Und dass „Game Of Thrones“ offenbar eine spannende Serie ist, lässt sich problemlos daran erkennen, wie sehnsüchtig Fans jede neue Folge und jede neue Staffel erwarten, wie jedes Informationshäppchen verschlungen wird – und auch daran, dass viele Fans sich durch Leaks und ähnliches freiwillig spoilern lassen, weil sie die Spannung bis zur nächsten Episode oder nächsten Staffel nicht mehr aushalten.

    "Game Of Thrones": Wir schätzen die Überlebenschancen des "Suicide Squads" ein

    Aber ist das nicht schade? Natürlich spekulieren auch wir in der FILMSTARTS-Redaktion gerne darüber, wie es in der nächsten Folge weitergeht (womit wir auch schon mal danebenlagen) oder rätseln händeringend über die Überlebenschancen des „Suicide Squad“: Schafft es etwa nur Jon (Kit Harington), wie eine Szene im langen Staffeltrailer nahelegt? Aber muss der Hound (Rory McCann) nicht noch seinen Bruder besiegen? Und Gendry (Joe Dempsie) ist doch gerade erst zurückgekehrt! Aber wir belassen es eben beim Rätseln, die Ungewissheit bleibt also bestehen.

    Und natürlich kommt auch mir die Wartezeit bis zur nächsten Episode von „Game Of Thrones“ manchmal unerträglich lang vor, aber tatsächlich finde ich die freudige Erregung, die sich über eine Woche hinweg langsam aufbaut, sehr reizvoll. Ich würde nie auf die Idee kommen, freiwillig irgendwo nachzulesen, wie es weitergeht, und damit die filmische Enthüllung in der nächsten Folge ruinieren. Wenn es dann endlich so weit ist, kann ich die Abenteuer von Jon, Daenerys & Co. nämlich umso mehr genießen, weil ich eben nicht weiß, was passiert.

     

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