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    Nicht nackt genug: "Call Me By Your Name"-Autor ärgert sich über fehlende Entblößungen im Film

    Drehbuchautor James Ivory hat für „Call Me By Your Name“ einen Oscar gewonnen. Trotzdem gibt es eine Sache, die ihn an dem Film stört: Die Darsteller sind darin einfach nicht komplett nackt zu sehen!

    Sony Pictures

    Call Me By Your Name“ von Regisseur Luca Guadagnino war im Kinojahr 2017 zweifelsohne einer der Indiefilme, die besonders hohe Wellen schlugen. Zu Recht, wie wir finden, gaben wir der „mitreißend-subtilen Liebesgeschichte“ in unserer FILMSTARTS-Kritik doch satte 4,5-Sterne. Bei der diesjährigen Oscarverleihung gab es dann sogar eine Auszeichnung in der Kategorie Bestes Adaptiertes Drehbuch für James Ivory. Doch ausgerechnet der Autor selbst ärgert sich über einen Aspekt des Films ganz gewaltig, wie er im Gespräch mit dem Guardian verriet: Die fehlende Nacktheit.

    Dabei geht es Ivory nicht um das Fehlen von Textilien auf der Haut an sich, sondern spezifischer um die komplett von vorne sichtbare Entblößung der Figuren. In seinem Skript steht jedenfalls, dass Elio (Timothée Chalamet) und Oliver (Armie Hammer) splitterfasernackt zu sehen sein sollten, was im fertigen Film aber nicht vorkommt. Schuld daran seien Klauseln in den Verträgen der Schauspieler gewesen, die genau das verhindert hätten. Ivory zufolge habe Filmemacher Guadagnino in der Vergangenheit gesagt, dass er ohnehin nie vorhatte, seine Protagonisten vollständig entblößt zu zeigen. „Das ist vollkommen falsch“, sagte Ivory. Der Regisseur habe mit ihm darüber geredet, wie er die Nacktheit umsetzen würde, weshalb der Drehbuchschreiber dessen späteren, dazu widersprüchlichen Aussagen in der Öffentlichkeit als „Schwachsinn“ bezeichnet.

    Rekord: James Ivory wird mit 89 Jahren zum ältesten Oscarsieger aller Zeiten

    Schon einmal äußerte James Ivory sein Bedauern in Bezug auf die fehlende Nacktheit bei „Call Me By Your Name“ und sah die „US-amerikanische Einstellung“ als Ursache des Problems an, nach der eine vollkommen nackte Frau auf der Leinwand weniger ein Problem darstellen würde als ein Mann, der alles von sich zeigt: „Das muss etwas sein, das tief in der Kultur verwurzelt ist und bei dem man sich fragen muss: ‚Warum?‘“ Ivory jedenfalls empfindet es als weitaus natürlicher, zum Beispiel nach dem Liebesakt einfach so aufzustehen, statt alles wieder zu verstecken oder „wie Luca [Guadagnino] die Kamera wegzudrehen mit Blick aus dem Fenster auf ein paar Bäume“.

    Ganz gleich, ob man mit Ivory einer Meinung ist oder nicht: „Call Me by Your Name“ ist ein toller Film und wer ihn bislang noch nicht gesehen haben sollte, kann das noch immer im Kino nachholen.

     

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