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    Rekord bei illegalen Downloads für "Wonder Woman 1984": Darum macht das die Lage in Deutschland noch schlimmer

    In den USA startete „Wonder Woman 1984“ an Weihnachten parallel im Kino und auf Streamingdienst HBO Max. Man musste kein Prophet sein, um zu wissen, dass illegale Downloads die Folge sind. Wie massiv diese ausfallen, zeigen nun erste Zahlen.

    Warner Bros.

    Selbst die Experten der auf die Beobachtung und Berichterstattung über illegale Downloads spezialisierten Seite Torrent Freak sind überrascht: Die Download-Zahlen von „Wonder Woman 1984“ seien etwas, was „man noch nie zuvor gesehen habe“ und „ein potenzieller Game-Changer“.

    Denn laut ihren Erhebungen seien 9,18 Prozent aller illegalen Downloads aus der Sparte „Film und TV“ am Tag des Erscheinens auf „Wonder Woman 1984“ entfallen. Wie außergewöhnlich diese Zahl ist, zeigen mehrere Vergleiche bei Torrent Freak – unter anderem mit „Avengers: Endgame“, dem erfolgreichsten Film aller Zeiten. Als von dem Marvel-Blockbuster illegale Kopien in guter Qualität erschienen, entfielen „nur“ 5,63 Prozent der Downloads darauf.

    Der Unterschied: „Avengers: Endgame“ lief da schon seit Monaten weltweit im Kino!

    Warner nahm illegale Downloads wohl in Kauf

    Laut den Experten von Torrent Freak habe es nur Minuten nach der Veröffentlichung des Films auf Streamingdienst HBO Max gedauert, bis die ersten illegalen Downloads in guter Qualität auf den entsprechenden Seiten verfügbar waren. Das dürfte niemanden überrascht haben.

    Warner bzw. Mutterkonzern AT&T haben es wohl in Kauf genommen. Es ging anscheinend einzig und allein darum, den schwach gestarteten eigenen Streamingdienst HBO Max zu stärken. Mit Stolz wird dann auch verkündet, was das „Wonder Woman“-Sequel dort für ein Hit war: „‚Wonder Woman 1984‘ hat Rekorde gebrochen und alle unsere Erwartungen in allen gemessenen Bereichen übertroffen“, heißt es so.

    Mit diesem einmal mehr völligen Fokus auf die USA leiden vor allem die Wonder-Woman-Fans in jenen Ländern, in denen die Kinos geschlossen sind. Denn da es HBO Max ebenfalls nicht gibt, kann zum Beispiel in Deutschland der Film eigentlich überhaupt nicht geschaut werden.

    "Wonder Woman 1984": Die vertrackte Lage samt Spoiler-Gefahr in Deutschland

    Viele haben es wohl trotzdem getan, das zeigen die zahlreichen deutschen Kommentare zum Film in Sozialen Medien. Einige werden sich über VPN Zugang zu HBO Max verschafft haben, viele dürften auf ebenjene illegalen Downloads zurückgegriffen haben.

    Doch viele wollen das (zu Recht) nicht tun und schauen in die Röhre. Es gibt plötzlich einen Diskurs über einen Film, den man eigentlich nicht schauen kann (und Journalisten, die den Film ganz legal und sogar im Kino geschaut haben, dürfen sogar noch nicht drüber schreiben). Man fühlt sich an Zeiten erinnert, die mit weltweiten Starts hinter sich gelassen schienen.

    Wer spoiler-empfindlich ist und sich auf „Wonder Woman 1984“ freut, sollte Teile des Internets aktuell meiden. Ein Nutzer schrieb dem Autor dieser Zeilen, dass er sogar durch Hauptdarstellerin Gal Gadot persönlich gespoilert wurde.

    Im Rahmen des US-Streamingstarts wurde nämlich eine sogenannte Watch-Party veranstaltet, in welcher der Film gemeinsam gestartet und sich parallel darüber unterhalten wurde – und da gab es dann natürlich Kommentare zu wirklich jeder Szene, die auch für unbedarfte Nutzer*innen im Rest der Welt sichtbar waren.

    Floppt "Wonder Woman 1984" nun an den deutschen Kinokassen?

    Noch ist weiterhin unbekannt, was mit „Wonder Woman 1984“ in Deutschland am Ende geschehen wird. Der Plan ist klar: Es soll einen Kinostart geben. Der Termin wird wohl erst verkündet, wenn die Kinos wieder offen sind. Dass es zu einer Wiedereröffnung am 10. Januar 2021 kommt, erscheint aktuell sehr ungewiss. Es könnten uns noch viele Wochen ohne Kinos erwarten. Also noch viele Wochen, in denen der eine oder die andere sich „Wonder Woman 1984“ auf einem anderen Wege anschaut.

    Wenn der Film dann irgendwann noch in die Kinos kommt, hat ihn womöglich ein nicht unbeträchtlicher Teil des potenziellen Publikums schon gesehen. Andere haben womöglich jegliche Lust auf den Film verloren (siehe der oben eingebaute Tweet), sodass man durchaus schwarz für die hiesigen Besucherzahlen sehen kann.

    Das könnte wiederum auch einige Kinobetreiber davon abhalten, den Film überhaupt ins Programm aufzunehmen (je nachdem wie die Konkurrenzlage zu jener Zeit ist), womit gerade im ländlichen Raum der eine oder andere Fan zusätzlich in die Röhre schauen könnte. Zudem könnten schwache Zahlen natürlich auch dafür sorgen, dass der Film schneller wieder aus einzelnen Kinos genommen wird (gerade wenn so viel nachkommt) oder auf unpopulärere Zeiten und in kleinere Säle verlegt wird.

    Dass es so viele illegale Downloads gibt, könnte ehrlichen Fans, die sich auf den Film freuen, also gleich doppelt schaden: Sie haben aktuell die Angst, laufend gespoilert zu werden. Und wenn es den Film dann endlich legal gibt, bekommen sie ihn womöglich nicht oder nur eingeschränkt zu sehen.

    Scheitert nun das Streamingmodell?

    Aktuell gibt es noch keinen Kommentar von Warner zu den vielen illegalen Downloads. Die Verantwortlichen dürften das Streaming-Modell so schnell auch nicht aufgeben. Bekanntlich soll jeder Warner-Film 2021 parallel im Kino und auf HBO Max erscheinen (wo sie dann aber jeweils nur für einen Monat abrufbar sind). Es wird also weiterhin schnell illegale Downloads in entsprechender Qualität geben.

    Es bleibt abzuwarten, wie sehr es die verkauften Kinotickets rund um die Welt reduzieren wird und ob die Geschäftsleute bei AT&T bereit sind, diese Einbußen in Kauf zu nehmen, um den US-Streamingdienst zu stärken. Die dürften umso größer ausfallen, je länger Kinos in Teilen der Welt noch geschlossen sind. Nächster Titel ist übrigens der starbesetzte Serienkiller-Thriller „The Little Things“, der Ende Januar 2021 erscheint – also zu einem Zeitpunkt, an dem die Kinos in Deutschland womöglich noch zu sind.

     

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