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    Plötzlich ein anderer Look: Darum unterscheidet sich "Matrix 4: Resurrections" so stark von den alten Filmen
    Tobias Mayer
    Tobias Mayer
    -Redakteur
    Tobias liebt „Star Wars 8“ – und noch sehr, sehr viele andere Filme. Kino ist dabei immer eine gute Idee (zu jeder Jahreszeit).

    Das umstrittene Sci-Fi-Sequel „Matrix 4“ hat einen anderen Look als die Vorgänger: Der Grünstich ist weg, die Action wirkt weniger stark durchgeplant. Die Erklärung dazu hat auch mit der persönlichen Veränderung der Regisseurin zu tun.

    2021 Warner Bros. Entertainment Inc. and Village Roadshow Films (BVI) Limited

    Eigentlich wollte Lana Wachowski gar nicht in die Matrix zurückkehren. Das Studio Warner klopfte regelmäßig bei ihr und Lilly Wachowski an, um die Schwestern zu einer Rückkehr in das Sci-Fi-Franchise zu bewegen, das zur Jahrtausendwende die Popkultur prägte, doch 15 Jahre lang sagten die Filmemacherinnen nein. Erst dann hatte Lana die Motivation und die richtige Idee, um „Matrix 4: Ressurections“ zu drehen. Doch ihre Welt hatte sich zwischenzeitlich dermaßen verändert, dass Teil 4 ein anderer Film werden musste als die erste Trilogie.

    Eigentlich keine Überraschung: Der Grünstich ist weg

    Die vielleicht auffälligste Neuerung ist keine Überraschung, wenn man „Matrix 3: Revolutions“ geschaut und noch frisch im Kopf hat. In „Matrix 4“ fehlt in den Szenen virtueller Realität der Grünstich, der in den Filmen 1-3 deutlich anzeigte, dass wir uns in einer Scheinrealität befinden (dieser Grünstich war übrigens eine Veränderung, die erst in einer Heimkinoveröffentlichung von „Matrix“ überhaupt vorgenommen wurde).

    Jedoch hat bereits die letzte Szene aus „Matrix 3: Revolutions“ keine grüne Färbung mehr: Die Matrix wurde neugestartet, nachdem Neo sich im Kampf gegen das Virus Smith geopfert hatte, wie bei einem neuen Betriebssystem wurde dabei auch die Farbgebung verändert. „Matrix 4“ ist in dieser Hinsicht eine konsistente Fortsetzung von „Matrix: Revolutions“, nicht aber, was die Action-Choreographien angeht.

    Ein Kontrollverlust bei der Action

    Es klingt paradox, aber: Die ausufernden Actionszenen aus den ersten drei „Matrix“-Filmen waren das Ergebnis einer extremen Kontrolle, ob nun die Stürmung eines Hochhauses zur Befreiung von Morpheus („Matrix 1“) oder die Verfolgung auf der Autobahn mit Kämpfen über Autodächer hinweg („Matrix 2“). Lana und Lilly Wachowski, die die ersten drei Filme noch unter den Namen Larry und Andy drehten, ließen Keanu Reeves und die anderen monatelang vor den eigentlichen Dreharbeiten mit dem Training beginnen und planten jede Einstellung der Actionszenen in Storyboards durch.

    Auch in „Matrix 4: Resurrections“ steckt eine Menge Planung, gleichwohl hatte Lana Wachowski – die hier erstmals einen Film ohne ihre Schwester drehte – einen freieren Ansatz als früher. Beim Dreh wurde mehr improvisiert, was sich gewiss auch auf die Kampfszenen auswirkte, die gerade im Mittelteil des Films hektisch geschnitten sind und damit längst nicht so fließend und ballettartig aussehen wie die ans Honkong-Actionkino angelehnten Choreographien aus „Matrix 1-3“.

    Lana hat sich verändert

    Schauspieler Jonathan Groff, der in „Matrix: Resurrections“ Agent Smith spielt, erinnerte sich im Interview mit Entertainment Weekly an die Erklärung von Lana Wachoswki, die mit ihrer Identitätsfindung als Transgender-Person zu tun hat:

    „Lanas Stil als Filmemacherin hat sich zusammen mit ihrem persönlichen Wandel verändert“, so Jonathan Groff. „Sie erklärte uns, dass sie in ihren frühen Filmen mit Storyboards arbeitete, fast, als ginge es um Comics. Sie schuf exakte Bilder, was ihre Art war, ihre Geschichte im wörtlichen Sinne zu kontrollieren, denn in ihr selbst war so viel außer Kontrolle. Als sie aber mit ihrer Identität [als Frau] im Reinen war, schlug sich das auch in ihrer Arbeit nieder und öffnete sie für die Idee, die Dinge [mit der Kamera] einzufangen, die nicht kontrolliert werden können.“

    Lana und Lilly Wachowskis persönliches Empfinden als Transfrauen flossen dabei schon immer in die „Matrix“-Filme ein. Lilly Wachowski sagte 2020, dass die Filme von Anfang an als Allegorie auf die Trans-Erfahrung gedacht waren, schließlich geht es in „Matrix“ darum, in einen anders aussehenden Körper zu schlüpfen, die falsche Identität der von Maschinen kontrollierten, virtuellen Welt abzustreifen und sich mit der Realität zu arrangieren.

    Die Entstehung der „Matrix“-Filme und ihre Interpretation ist vielschichtig, gleichwohl bewirkten die Sequels – und nun auch „Matrix: Resurrections“ – teils sehr ablehnende Reaktionen im Publikum. Auch die Besetzung unserer Podcast-Runde zu „Matrix: Resurrections“ ist sich nicht einig, was von Lana Wachowskis spätem Sequel irgendwo zwischen Meta-Spaß und Liebesgeschichte zu halten ist:

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