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    Rock It!
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,5
    enttäuschend
    Rock It!
    Von Christoph Petersen

    Die Produzenten von „Rock It!“ sind ganz schön spät dran. Nachdem sich High School Musical 2006 zum TV-Phänomen sowie zur meistverkauften DVD des Jahres mauserte und auch High School Musical 2 ein Jahr später einen Einschaltquotenrekord nach dem anderen pulverisierte, befand sich das Erfolgsfranchise schon beim Wechsel auf die Kinoleinwand mit High School Musical 3 auf dem absteigenden Ast. Galt ein weiteres Sequel zunächst als ausgemachte Sache, kräht inzwischen kein Hahn mehr nach Troy Bolton (Zac Efron), Sharpay Evans (Ashley Tisdale) & Co. Dafür kommt nun Mike Marzuks Teenie-Musical „Rock It!“, welches das amerikanische Konzept mit ein wenig bayerischem Lokalkolorit anreichert, damit aber kaum jemanden hinter dem Ofen vorlocken wird, in die Kinos.

    Die 15-jährige Julia (Emilia Schüle) will Pianistin werden. Doch um endgültig einen der begehrten Plätze an dem privaten Passauer Musikinternat „Amadeus“ zu ergattern, muss sie zunächst eine sechswöchige Probezeit und eine Aufnahmeprüfung bestehen. Eigentlich kein Problem, denn Julia ist wirklich gut. Doch dann beobachtet sie bei einem Stadtbummel mit ihrer Zimmergenossin Francesca (Maria Ehrich) den gutaussehenden Nick (Daniel Axt), der gerade mit seiner Band „Rock It“ probt. Wie es der Zufall so will, sucht die Combo gerade einen neuen Keyboarder und Julia kommt beim Casting am besten an. Allerdings kann sie den Jungs von der Band unmöglich verraten, dass sie aufs „Amadeus“ geht. Denn die Schüler des Internats gelten bei den Nachwuchsrockern als Oberspießer. Fortan reibt sich Julia zwischen Klassik und Rock, zwischen den Vorstellungen ihres Vaters (Heio von Stetten) und ihren eigenen Träumen sowie zwischen ihrem Schwarm Nick und ihren Freundinnen im Internat zunehmend auf...

    Eine alte Kinoweisheit besagt: besser gut geklaut als schlecht selbst gemacht. Diese Weisheit trifft auf das Autorenduo Peer Klehmet und Sebastian Wehlings allerdings nur bedingt zu. Die beiden „klauen“ zwar bei amerikanischen Vorbildern wie die Raben, das aber leider nicht sonderlich gut: Sommer ist ein schlecht kaschiertes „O.C., California“-Rip-Off und in Gangs macht eine Gruppe von Möchtegern-James-Deans Berlin unsicher. Auch „Rock It!“ orientiert sich nah am „High School Musical“-Boom, doch die US-Versatzstücke werden dabei derart stümperhaft in die bayerische Provinz übertragen, dass die deutsche Variante nun nicht einmal mehr als Parodie durchgehen würde. Die Musical-Einlagen haben null Rhythmus und die Songs werden zwar von 15-Jährigen gesungen, die nichtssagend-naiven Lyrics muten zugleich aber an, als ob sie ein nur halb so alter Texter verfasst hätte.

    Von den Schauspielern überzeugt einzig Hauptdarstellerin Emilia Schüle, der man ihre Kinoerfahrung (Freche Mädchen, „Gangs“) jederzeit anmerkt. Den anderen Nachwuchsdarstellern – von Vivien Wulf (Gewinnerin des BRAVO-Wettbewerbs „Mission Famous“) bis zu Daniel Axt (tolle Frisur, keine Ausstrahlung) – geht hingegen jede Natürlichkeit ab, was auch mit den holzschnittartigen Dialogen zu tun haben mag, die ihnen das Drehbuch vorsetzt. Das ist allerdings noch nichts im Vergleich zu den erwachsenen Gaststars, deren Auftritte an Arbeitsverweigerung grenzen. Gestandene Comedians wie Petra Nadolny als Rektorin oder Markus Maria Profitlich (Barfuß, Siegfried) als Hausmeister wirken in ihren Rollen, als hätten sie diese beim Preisausschreiben gewonnen und würden ihre Tage ansonsten mit langweiliger Büroarbeit verbringen.

    Fazit: „Rock It!“ ist ein Möchtegern-Musical aus der Marketing-Retorte. Hier wurde versucht, auf einen fahrenden Zug aufzuspringen und so noch den einen oder anderen Euro aus dem abebbenden Musical-Fieber herauszupressen. Aber ein wenig ernster hätte man sein Publikum dann bitte doch nehmen dürfen.

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