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    3 Days to Kill
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    3 Days to Kill
    Von Carsten Baumgardt

    Er ist der Mann mit dem zweifelhaften Ruf, das „Terminator”-Franchise mit dem vierten Teil „Die Erlösung“ vor die Wand gefahren zu haben und auch seine kommerziellen „Drei Engel für Charlie“-Meriten sind verblüht. Aber ein tiefenentspannter Mann wie McG (kann man sich selbst ein cooleres Namenskürzel geben?), der sich einst mit Musikvideos und Werbefilmen etabliert hat und inzwischen auch längst als TV-Regisseur und –Produzent („Chuck“, „Nikita“, „Supernatural“) erfolgreich ist, lässt sich durch nichts beirren und will es nun auch im Kino wieder wissen. Der wendige US-Amerikaner hat sich mit dem französischen Großproduzenten und Kintopp-Spezialisten Luc Besson zusammengetan und bei dieser ungewöhnlichen Paarung verwundert es kaum, dass am Ende mit dem altmodischen Agenten-Thriller „3 Days To Kill“ ein durch und durch seltsames Werk das Licht der Leinwand erblickt. Die krude Spionage-Story im Stil des harten, paranoiagetränkten 70er-Jahre-Kinos ist holprig erzählt und nie länger als 30 Sekunden am Stück glaubwürdig, aber dank eines großartigen Kevin Costner macht der von einem Kalifornier inszenierte Euro-Actioner trotzdem Spaß.

    Der US-amerikanische Secret-Service-Killer Ethan Renner (Kevin Costner) ist ein echter Agency-Haudegen, eigentlich noch immer der Beste in seinem Job, wie er bei einem leichenintensiven Säuberungseinsatz in einem Hotel in Serbien beweist. Aber das Alter macht ihm doch mehr zu schaffen, als ihm lieb ist. Er plagt sich mit einer hartnäckigen Grippe herum, die sich bei genauerer Betrachtung als tödliche Krankheit mit dreimonatiger Restlebenszeit herausstellt. Die wenigen verbleibenden Wochen will Ethan dazu nutzen, sich in seiner Wahlheimat Paris um seine bisher von ihm völlig vernachlässigte Teenager-Tochter Zooey (Hailee Steinfeld) zu kümmern. Seine Ex-Frau Christine (Connie Nielsen) willigt angesichts der Umstände ein. Doch Ethan kann sich nicht ausschließlich Zooey widmen, denn die kesse Geheimagentin Vivi Delay (Amber Heard) hat ihm ein Angebot gemacht, das er nicht ablehnen kann: Wenn er den brandgefährlichen Waffenhändler und Terroristen „Der Wolf“ (Richard Sammel) tötet, bekommt Ethan als Gegenleistung ein experimentelles Wunder-Medikament, das seine Lebensdauer spürbar verlängern könnte…

    Da haben sich zwei Brüder im Geiste gefunden, die man nicht unbedingt auf einer Wellenlänge vermutet hätte, weil sie beide sehr markante und dominante Charakterzüge besitzen. Aber bei genauerer Betrachtung zeigen sich entscheidende Parallelen in den Werken von Regisseur McG („Das gibt Ärger“, „Sie waren Helden“) und Produzent Luc Besson („96 Hours“, „Transporter“): Die Verankerung ihrer Filme in der (Alltags-)Realität ist für beide oft zweitrangig, Stil und Haltung zählen für die Genrespezialisten mehr als Authentizität. Ihre gemeinsame Arbeit an „3 Days To Kill“ ist dafür ein besonders überdrehtes Musterbeispiel, der launige Agenten-Actioner wirkt fast so, als hätten die beiden versucht, sich genseitig mit absurden Einfällen und abgefahrenen Details zu überbieten. Die Story der Spionage-Sause ist zweifelsfrei und mit voller Absicht hanebüchen, sie ist ganz bewusst in einem filmischen Paralleluniversum angesiedelt, wo Geheimagentinnen aussehen wie blondierte 20-jährige Lolitas, die Bösewichte elementare Namen wie „Der Wolf“ oder „Albino“ tragen und Kevin Costner herumläuft, als läge der Wilde Westen im Europa des 21. Jahrhunderts.

    McGs Inszenierung ist eine Mixtur aus Alt und Neu – die ausgewaschene Chrome-Optik der stylish-stahlgrauen Bilder von Bessons Stammkameramann Thierry Arbogast („Léon – Der Profi“, „Das fünfte Element“) befindet sich voll auf der Höhe unserer Zeit, aber die Action-Szenen sind ansonsten entschieden „old school“: Hier wirkt alles handgemacht und organisch, was angesichts der regelmäßigen CGI-Überdosen im gegenwärtigen Blockbuster-Kino eine sympathische Abwechslung ist. Und auch die nicht selten durchscheinende schelmische Ironie ist von klassischer Klarheit: Da sagt Hailee Steinfeld zu Kevin Costner, als die beiden als Vater und Tochter auf sich allein gestellt sind: „We have three days to kill!“ Sie meint, dass sie die Zeit gemeinsam totschlagen müssen, aber genau diese drei Tage bleiben Costners Figur Ethan eben auch, um seinen Killerauftrag zu erfüllen und damit sein Leben zu verlängern. So elegant ist „3 Days To Kill“ allerdings nicht immer. Der Versuch einen abgehobenen Agenten-Thriller nach dem Motto „Was macht eigentlich ein James Bond zuhause?“ mit einer persönlichen Familiengeschichte zu verquicken misslingt über weite Strecken, weil sich beide Elemente zu oft gegenseitig im Weg stehen – da kommt es dann inmitten der toughen Action-Handlung zu kitschig-sentimentalen Augenblicken, während hinter der nächsten Ecke ein Lebenslicht ausgeblasen wird.   

    Kevin Costner, der zuletzt häufig in Nebenrollen auftrat  („Jack Ryan“, „Man Of Steel“), ist der unbestrittene Star und die Seele des Films. Er spielt das kauzige Secret-Service-Fossil Ethan Renner in klassischer Cowboy-Manier und sieht sogar aus wie ein alter Westerner. Für die Familie hatte er nie Zeit und nun will er kurz vor seinem mutmaßlichen Tod noch einmal etwas gutmachen. Dass sich die Welt seit den Kindertagen seiner Tochter weitergedreht hat, registriert er jedoch kaum, entsprechend hilflos und tapsig stellt er sich als „richtiger Dad“ an. Es ist Costners Charme zu verdanken, dass es amüsant und nicht lächerlich wirkt, wenn Ethan dem fast erwachsenen Nachwuchs ein scheußliches Mädchenfahrrad kauft oder wenn er Zooeys französischem Freund Hugh (Jonas Bloquet) erklärt, was richtiger Football ist (jedenfalls nicht der in Europa heißgeliebte Fußball). Die inzwischen 17-jährige Hailee Steinfeld (2011 für „True Grit“ mit einer hochverdienten Oscarnominierung bedacht) zeigt an Costners Seite eine solide Leistung, bekleidet aber auch die entschieden unauffälligere Rolle. Alles andere als unauffällig ist dagegen der Auftritt von Amber Heard („All The Boys Love Mandy Lane“, „Zombieland“). Sie darf es als Vivi Delay mit lustvoll-undezentem Overacting krachen lassen: Weder ihr überkandideltes Erscheinungsbild noch ihr Verhalten sind auch nur ansatzweise mit dem Agenten-Beruf der Figur vereinbar, aber bei ihr geht es ohnehin einzig um Coolness und Spaß.

    Fazit: Kevin Costner überzeugt in McGs wüstem Agenten-Thriller-Familienfilm „3 Days To Kill“ als staatlich legitimierter Profikiller mit Herz, aber die hanebüchene Handlung besitzt keinerlei Bodenhaftung.  

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