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    Joker
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    132 User-Kritiken

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    Kino:
    Anonymer User
    0,5
    Veröffentlicht am 13. Oktober 2019
    Ich habe schon viele Filme gesehen aber so einen schlechten im Leben nicht. Ich war kurz davor das Kino vorzeitig zu verlassen meine 4 Freunde ebenfalls. Wer hier 5 Sterne vergibt ist genauso krank wie der joker....
    Bruce W.
    Bruce W.

    10 Follower 47 Kritiken User folgen

    4,0
    Veröffentlicht am 13. Oktober 2019
    Technisch gesehen ist "Joker" über alle Zweifel erhaben. Die Cinematographie ist stilistisch konsistent und sehr elegant ausgefallen. Es fühlt sich wirklich wie die bildgewordene Vision eines Filmemachers an, und nicht wie ein Produkt von Studio-Kompromissen um ein möglichst großes Zielpublikum anzusprechen. Einstellungen werden lange genug gehalten um die Szene atmen, und den atmosphärischen Score wirken, zu lassen. Das Framing und besonders die Lichtgestaltung haben mich ebenfalls beeindruckt; Regisseur Todd Phillips und Kameramann Lawrence Sher gelingt es wirklich diesem Setting Leben einzuhauchen. Gotham City hat bisher noch nie so dermaßen lebensecht und doch surreal gewirkt. Wirklich tolle Arbeit, vor der ich enormen Respekt besitze. Womit die meisten Leute (insbesondere ein Großteil der Kritiker) ein (oder mehrere) Problem(e) zu haben scheinen, ist die narrative Komponente des Werkes. Und das ist berechtigt. Man muss ehrlicherweise doch zugeben, dass der Film bewusst kontroverse Standpunkte setzt. Ich würde niemals die Meinung einer Person diskreditieren, welche meint der Film seie zu nihilistisch oder extrem fehlgeleitet in seiner Konklusion. Was ich hingegen schon kritisieren würde, ist die Erwartungshaltung besagter Person. Ein Film über den Joker, erzählt durch die Perspektive des Jokers, kann gar nichts Anderes als extrem und fehlgeleitet sein. Ich würde sogar legitim darauf beharren, dass ein Film ohne diese Tonalität die Figur nicht einmal richtig verstanden hätte. Wo wir schon beim nächsten Punkt wären: Die Figurenzeichnung. Ich will diesen Aspekt mal von der Sicht eines Comicfans aus argumentieren. Denn von dieser Sichtweise aus, bietet der Film evtl. die ehrlichste und realistischste Darstellung des Jokers, überhaupt. All die comic-akuraten Charakteristiken sind vorhanden und der Kern des Charakters stimmt absolut mit dem Source Material überein. Er ist genau das, was die Comics an und für sich immer beschreiben: Ein unberechenbarer Psycho, ohne jegliche Moral oder Werte, welche ihn antreiben würden. Ein Narzisst, der niemals wirklich in Kontrolle über die Situation ist, und rein reaktiv funktioniert. Und doch wird genau die Perspektive der Figur, eigentlich larger than life, realitätsnah in den Kontext des Filmes eingebunden. Du verstehst, weshalb er zu dem wird, was er ist. Er verändert nicht seine komplette Persönlichkeit mit einem Moment, wie es häufig in seinen Origins angedeutet wird. Sondern er lässt lediglich genau den Seiten seiner Persönlichkeit freien Lauf, die schon immer darauf gepocht haben, an die Oberfläche zu kommen. In "Arkham Asylum: A Serious House on Serious Earth" wird behauptet, der Joker sei gar nicht wahnsinnig, sondern vielmehr die komplett angemessene Antwort auf seine Umwelt. "Hyper Sanity" wurde es dort genannt. Und genau so wirkt der Joker im Kontext der Erzählung auch. Seine Aktionen machen Sinn, zumindest von seinem Blickwinkel aus. Er wird zu der einzigen Konstante, die in seinem Leben noch bleibt. Und genau das macht seine letztliche Transformation zum Clown-Prinzen so unheimlich. Die Gesamtheit seiner Szenen in der Late Night Show sind mit das Verstörendste was ich seit Langem im Kino gesehen habe. Einfach weil du genau erkennst, wie so ein Konzept wie das des Jokers in der realen Welt aussehen würde. All die Leute, welche im vorhinein die Befürchtung hatten, der Joker könne "entmystifiziert" werden, lagen damit falsch. Etwas verstehen, heißt nämlich nicht zwangsläufig es seiner Faszination zu entrauben. Davon abgesehen bietet der Film auch genug Interpretationsspielraum, um die eigene Fantasie anzuspornen. Wir erhalten eigentlich keine komplette Dekonstruktion, sondern vielmehr eine Idee davon, wie ein "Joker" an die Oberfläche der Gesellschaft befördert werden könnte. Was und wie die Backstory von Arthur Fleck nun eigentlich ist, bleibt bewusst offen. Der Film stellt bewusst nicht die Frage was den Joker zu dem macht, was er ist, sondern danach wie er überhaupt dazu werden konnte. Und genau hier kommt auch die Gesellschaftskritik des Filmes zum Tragen. Und damit wohl auch der zweite große Kritikpunkt vieler Zuschauer/Kritiker. Diese ist nämlich....nicht gerade subtil. Und für viele mag das ein großer Nachteil sein. Mir allerdings...hat genau diese Entscheidung auf eine gewisse Weise gefallen (?) Um es kurz und schmerzlos zu erklären - ich finde schon dass ein Film wie "Joker" eine gewisse Verantwortung trägt, und deshalb seine Botschaft relativ klar und deutlich ausformulieren sollte. Die Probleme der Gesellschaft von Gotham City sind der Auslöser für die Geburt des Jokers. Durch sie gewinnt er erst an Macht. Und ihre Darstellung innerhalb des Filmes ist bewusst als Warnung inszeniert. Wenn ich sehe wie viele Fans des Filmes ihn genau für die falschen Gründe lieben, dann bestätigt sich aus meiner Sicht nur die Tatsache, dass jedes Quäntchen an falscher Zurückhaltung fehl am Platze gewesen wäre. Gerade bei einer Story, die sich komplett auf die Perspektive einer moralisch so verwerflichen Person stützt. Interessanterweise polarisieren genau in diesem Punkt die Meinungen der Kritiker. Es wird fehlende Subtilität angeprangert und andererseits die "gefährlich plumpe" Haltung der Narrative kritisiert. Evtl. genau das Zeichen dafür, dass "Joker" in dieser Hinsicht alles richtig gemacht hat ;) Zuletzt noch ein paar Kommentare zu vereinzelten Argumenten gegen den Film. Klar ist er stark von Scorsese Filmen wie Taxi Driver und King of Comedy inspiriert. Was daran so schlecht sei, erschließt sich mir dennoch nicht so ganz. Sind Filme wie "First Reformed", "Bringing out the Dead", "Falling Down" oder "I Stand Alone" jetzt ebenfalls zu kritisieren? Darf man einen Film überhaupt für solche Ähnlichkeiten schelten, obwohl er sich doch in Kernpunkten von der Inspirationsquelle unterscheidet? Würde der Film also eine bessere Bewertung erhalten, wenn man besagte Vorbilder einfach nicht gesehen hätte? Wie man es auch dreht und wendet, ein wirklich fundiertes Argument wird damit eher nicht geliefert. Und noch ein weiterer Punkt: Der Film wende "Küchenpsychologie" an. Alles was ich dazu erwidern würde, ist Folgendes...Kriminelle, ähnlich zum Joker, entstehen nicht aus einem größeren Grund, oder aus einer Laune des Moments heraus. Es gibt klare Krankheitsbilder und Faktoren, die zu einem ähnlichen Geisteszustand führen. Das hat ebenfalls nichts mit Küchenpsychologie zu tun. Wenn man lieber ein schockierendes Warnschild ala "We need to talk about Kevin" ohne jeglichen Versuch einer "Erklärung" oder Erforschung des Charakters, sehen würde - gut, verstanden. Muss man deshalb den Ansatz von "Joker" und ähnlichen Werken verteufeln, ja, sogar verächtlich abtun? Nein. Und es steht einem auch nicht wirklich zu, wenn man mich fragt. Hm, irgendwie war da noch was. Ach ja, Joaquin Phoenix' Performance. Aber ich denke dazu muss man auch nicht wirklich was sagen ;) Alles wie erwartet.
    Kino:
    Anonymer User
    4,0
    Veröffentlicht am 12. Oktober 2019
    Also vielleicht etwas verwirrend für DC Anhänger mit bestimmten Erwartungen !! Aber im Komplettpaket ein psychisch kranker Film passend zu einer Vorgeschichte wie diesem Charakter .... mir hats gefallen
    Kino:
    Anonymer User
    5,0
    Veröffentlicht am 12. Oktober 2019
    Der Film ist auf jeden Fall sehenswert und es lohnt sich auch diesen im Kino anzuschauen. Für mich ist die Bewertung vom 3,5 auf Filmstarts ein Beispiel, dass ich mit der Bewertung als normaler etwas anspruchsvoller Filmegucker nichts anfangen kann. Wenn der breiten Masse, zu der auch ich gehöre auf, eine 9,0 gibt und somit, auch einer breiten Masse gefällt ist eure Bewertung entweder nur für einen beschränkten Anteil an Zuschauer interessant, um sich vorab zu informieren ob sich die Zeit lohnt einen Film anzuschauen, oder einfach komplett fürn arsch.
    Kino:
    Anonymer User
    0,5
    Veröffentlicht am 12. Oktober 2019
    Man kombiniere Taxi Driver, The King of Comedy und Dark Night, sucht einen Herausragenden Schauspieler der Ledger kopiert und gebe dazu eine kräftige Würze Küchenpsychologie. Fertig; ein wirklich schlechter Film.
    Daniel R.
    Daniel R.

    1 Follower 4 Kritiken User folgen

    5,0
    Veröffentlicht am 11. Oktober 2019
    Über 220.000 Bewertungen bei Imdb und einen Bewertungsschnitt von 9/10 haben mich veranlasst heute ins Kino zu gehen und diesen Film zu schauen.
    Und ich muss sagen, ich sah ein Meisterwerk.
    In Zeiten in denen Bücherverbrennungen kein probates Mittel mehr sind, um bestimmte Gedankenrichtungen zu unterbinden, wird heute viel subtiler auf den Konsumenten eingewirkt. Es wird NegativIert und absichtlich kritisiert, obwohl das Schauspiel einmalig brillant ist.
    Ich kann die Angst bestehender Machtstrukturelemente und deren Helfer in Form von Medien verstehen. Und mir ist hier wieder einmal klar geworden, dass Filmstarts ganz klar ein Instrument derer (geworden) ist, die lenken und manipulieren wollen.
    Dieser Film ist ein Meisterwerk, weil er auf brutalster Weise daran erinnert, wie wenig emphatisch, wie zerfressen und zerklüfteter Menschen in kapitalistischen Systemen werden. Da treffen sich Reiche im Kino um gemeinsam über einen Film zu lachen, während die, die in der Gesellschaft ganz am Rande stehen gegen Armut, Ratten und Müllverschmutzung demonstrieren. Der Film hat schon fast etwas von reportagenhaften Elementen. Wer die Wohnbehausungen vieler Obdachloser in den USA kennt, weiß wovon ich spreche.
    Vor allem aber zeigt dieser Film, was eine Gesellschaft, die nur auf Konsum, Macht und MEHR aufgebaut ist, aus Menschen machen kann.
    Die Angst dass dieser Film weitere Ausgestoßenfühlende dazu veranlassen kann, ein Massaker auszuüben, ist deshalb so real, weil er alle Elemente beinhaltet, die dazu geführt haben, dass es unzählige dieser Massaker schon längst gegeben hat. Soll heißen, der Film bietet nicht den Anstoß, sondern die Erklärung dafür.
    Ich bin froh, dass es solche Filme in die Kinos schaffen und ein Joaquín Phönix mit ganz großer Wahrscheinlichkeit auch den Oskar als bester Schauspieler bekommen wird (muss).
    Dailydead
    Dailydead

    14 Follower 32 Kritiken User folgen

    4,5
    Veröffentlicht am 14. Oktober 2019
    Joker ist ein sehr düsterer Film und zeigt auf eine realistische Art und Weise einen erfolglosen, gebrochenen und labilen Mann, der zunehmend von den Menschen in seiner Umgebung ausgelacht, gedemütigt oder beschimpft wird, bis er sich letztlich nur noch mit Gewalt zu helfen weiß. Die teils recht brutalen Taten vom Joker im Film kann man natürlich nicht gut heißen, sie sind aber glaubwürdig aufgearbeitet worden und wirken daher nachvollziehbar, wenn man sich in die Lage des Jokers hineinzusetzen versucht.

    Joaquin Phoenix als Joker liefert eine hervorragende Performance ab und die zwei Stunden verfliegen im Nu, man hat Gänsehaut von Anfang bis Ende.

    spoiler: Der kleine Bruce Wayne hat auch einen kurzen Auftritt in wenigen Szenen. Das ist netter Fan-Service, Bruce Wayne Jr. aus der Serie "Gotham" ist aber schauspielerisch deutlich überlegen und auch die Szene, als Bruce's Eltern ermordet wurden, fühlen sich im Film nur oberflächlich eingebaut an.


    Fazit: Auch wenn es mitunter kleinere Mäkel im Detail gibt, bleibt Joker ein würdiger Film für alle Fans des Gotham Universums.
    Kinobengel
    Kinobengel

    438 Follower 527 Kritiken User folgen

    3,0
    Veröffentlicht am 11. Oktober 2019
    Todd Phillips, bekannt durch „Hang Over“, hat sich an einer Figur aus der DC-Comicwelt versucht.

    Der geisteskranke Arthur Fleck (Joaquin Phoenix) möchte so gerne ein berühmter Comedian werden. Doch er lebt in erbärmlichen Verhältnissen mit seiner Mutter Penny (Frances Conroy) im Gotham der frühen 1980er. Als ihm die Medikamente aus Kostengründen gestrichen werden, ist es schlecht um Arthur bestellt.

    Für Todd Philips ist es ein Versuch geblieben. Zum Abspann ist nicht klar, was der Filmemacher eigentlich wollte. Die Charakterstudie versinkt anteilig in einem theatralischen Aufzug nebst dem völlig überladenen Score. Andere Parts wirken reell. Diverse Situationen werden mit Horrorelementen durchmischt, leider nicht konsequent. Damit sind nicht die blutigen Gewaltausbrüche gemeint (diese kommen übrigens ohne große Effekthascherei oder splatterige Nahaufnahmen aus). Aber muss Arthur im Gespräch mit der Psychologin düster beleuchtet sein und mit einem künstlich erzeugten Funkeln in den Augen auf die Dame einreden? In anderen Momenten ist dies offensichtlich nicht notwendig. Unter dem Inszenierungsdurcheinander leidet auch die gesellschaftskritische Komponente. Klar, Todd Phillips möchte irgendwie den großen Wunsch des Arthur Fleck nach Glanz und Ruhm visuell unterbringen. …und dazu ein bisschen Comic; das Überraschungsei ist letztendlich nicht adäquat. Folglich geht der Zugang zum Joker schon recht früh abhanden. Für den Genuss einer meisterhaft guten Charakterstudie ist „The Master“ (2012 von Paul Thomas Anderson) zu empfehlen. Hier spielt wiederum Joaquin Phoenix einen psychisch kranken Kriegsheimkehrer.

    Keine Pillen, mehr Durchdreh, mehr Werkzeuge, desto tot. Das ist zu einfach, zu hollywoodlike und nur wegen Joaquin Phoenix zu ertragen. Zudem muss das Gemüt des Arthur noch ganz schön gesund werden, wenn der Joker später umfangreiche Verbrechen planen möchte, oder?! Obwohl, in der DC-Comicwelt herrscht gar keine Einigkeit darüber, wie der crazy Clown bürgerlich heißt. Vielleicht wird ein anderer der große Batman-Gegner, schätzungsweise ein jüngerer, denn der Altersunterschied zwischen Arthur und dem kleinen Bruce Wayne (Dante Pereira-Olson) ist doch beträchtlich. Darf’s noch ein bisschen Schizophrenie sein? Gern, das funktioniert prima mit einer schnittig untergejubelten Taschenspielertrickauflösung, damit sich der Zuschauer ein Aha denken kann. „Joker“ ist schon weit fortgeschritten, als die Traumatisierung des kleinen Arthur wie eine Offenbarung überreicht wird. Warum das denn? Nun ja, aus dramaturgischen Gründen, Phillips muss ja erst die Vaterfrage klären.

    Zugegeben, viele Passagen sind isoliert betrachtet sehr ansehnlich - vor allem aufgrund des aufopfernden Spiels des niedergehungerten Hauptakteurs (auch stark: Zazie Beetz) - und Langeweile kommt wegen der Fülle der Ereignisse gar nicht erst auf, aber ein gutes Werk muss als Komposition glänzen.

    Die One-Man-Präsentation des Joaquin Phoenix ist gelungen, „Joker“ lediglich als Stückwerk.
    Kino:
    Anonymer User
    3,0
    Veröffentlicht am 10. Oktober 2019
    Anhand der vergebenen Sterne kann abgelesen werden, wie polarisierend der Film ist und wie emotional er diskutiert wird. Dem jeweils anderen allerdings immer gleich filmischen Sachverstand abzusprechen, schießt etwas über das Ziel hinaus. Über die schauspielerisch herausragende Leistung von Joaquin Phoenix wurde viel berichtet. Allein deshalb, finde ich, lohnt sich der Film. Die Figur Joker ist nicht nur in seinem Wahnsinn, seiner Brutalität und Hoffnungslosigkeit stark gezeichnet, sondern auch in seinem poetischen, geradezu anmutigen Wesen (und das trotz seines deformierten Körpers). Eine in sich schon polarisierte Figur.
    Ich kann der Filmstarts-Kritik jedoch an ein paar Punkten zustimmen: mir persönlich gab es im Film zu wenig Entwicklung, zu wenig Überraschung. Andererseits zu viel Redundanz spoiler: (das Leiden unter den Lachanfällen wurde für meinen Geschmack mindestens einmal zu oft bemüht).
    Soundtrack gut oder schlecht hin oder her, mir persönlich war er zu vordergründig und überpräsent. spoiler: Und dass die tief verwurzelte Verstörung von Arthur Fleck durch die "Klassiker" Kindesmisshandlung und Adoption geradezu entzaubert wird, fand ich sehr schade.

    Fazit: der Film hat mich nicht umgehauen, aber missen möchte ich ihn nicht. Der sehr starke Trailer hat einfach ein wenig zu hohe Erwartungen bei mir geschürt.
    niman7
    niman7

    824 Follower 616 Kritiken User folgen

    4,5
    Veröffentlicht am 10. Oktober 2019
    In den letzten Jahren häuften sich Fälle von Gewaltverbrechen durch Menschen, die entweder in einer Menschenmenge hinein rasten oder wild um sich schossen. In der Regel wird schnell danach ein psychologisches Bild des Täters erstellt.
    Fragen nach dem Motiv werden aufgeworfen und vor allen Dingen: was bewegt einen Menschen zu diesen schrecklichen Taten? Hangover-Regisseur Todd Philipps möchte dieser Frage auf den Grund gehen und bedient sich hierbei an der Vorlage des wohl größten Bösewicht´s aller Zeiten- dem Joker! Gotham in den 80er Jahren: der Talent lose Einzelgänger Arthur Fleck (Joaquin Phoenix) verdient sein Brot damit in dem er verkleidet als Clown Werbeschilder durch die Gegend schwingt. Dabei träumt Arthur eigentlich von einer Karriere als Komiker. Nachdem er von einer Jugendgruppe in einer Gothamer Gasse zusammengeschlagen wird, erhält er von einem Kollegen eine Pistole, um sich bei zukünftigen Zwischenfällen verteidigen zu können. Der nächste Zwischenfall kommt früher als gedacht und Arthur wird von 3 halbstarken Schnöseln in einer U-Bahn attackiert. Ungewollt erzeugt Arthur damit eine Welle der Demonstrationen und Gewalt...
    Auch wenn Philipps sich hier bei einer Comic Vorlage bedient, sollte man den Film tunlichst nicht als Blockbuster oder gar als Superheldenfilm sehen. Seine "Joker" Version ist ein Psycho-Drama über einen gebrochenen Mann- dem keine Aufmerksamkeit geschenkt wird und nur Gelächter widerfährt. Das heikle Thema umschifft hier Philipps gekonnt und schlägt sich niemals auf die Seite von Terroristen oder dergleichen labilen Menschen, die nur Unheil mit sich bringen.
    Auch wenn er sich nicht auf die Seite von Arthur positioniert, erzeugt rasch eine Sympathie für die Figur des Arthur Fleck. Beispielsweise wenn er einfach nur jemanden zum Reden sucht aber seine Therapeutin ihm nicht nur ignoriert, sondern Sage und Schreibe 7 (!) Arzneimittel verschreibt und obendrein selbst von der Wirkung nicht überzeugt ist.
    Arthur Fleck ist ein gebrochener Mann, der wie jeder andere seinen Träumen nachgeht, aber eben von der Gesellschaft gemieden wird. In einer Szene sagt er, dass ein riesen Wirbel um tote Schnösel gemacht wird, aber sich niemand darum schert, wenn er halbtot auf der Straße liegt.
    Arthur leidet ebenfalls unter einer Krankheit: er kann sein Lachen nicht steuern und fängt unkontrollierbar an zu lachen.
    In einer anderen Szene sagt Arthur, ihm wurde gesagt, er solle seine Krankheit unterdrücken und versuchen, sich normal zu verhalten. Damit und mit vielen weiteren Szenen hält Philipps der Gesellschaft ein Spiegel vor Augen. Auch wenn die Figur einem Comic entsprungen ist, ist sie so real und aktuell, wie es nur geht. Er präsentiert uns einen offensichtlich gebrochen Mann (seelisch und körperlich), dem nicht geholfen wird und man so unfreiwillig in ihm eine böse Saat sät...
    Ja, Philips hat offensichtliche Anspielungen auf Taxi Driver, King of Comedy und GoodFellas eingebaut. Teilweise 1:1 nachgedreht. Ist das schlimm? Nein, ganz im Gegenteil. Er vereint diese kultigen Meisterwerk wunderbar in einem und verbindet all die verschiedenen Elemente gekonnt in seinem Psychodrama. Teilweise hat es mir sogar Spaß bereitet auf Anspielungen zu achten.
    Ein Drama funktioniert nur, wenn die Schauspieler die Tragik überbringen. In der Vergangenheit gab es famose Interpretationen des verrückten Clowns. Wohl jeder Schauspieler muss sich an Nicholson und Ledger messen lassen. Joaquin Phoenix reiht dem Joker eine weitere Facette ein. Er nimmt dieses anarchische aus dem Comic komplett weg und gibt ihm einen gewaltigen Schuss Trauer und Ernsthaftigkeit hinzu. Phoenix Spiel ist durchgehend überwältigend. Wenn er von einer Sekunde auf die andere in Gelächter ausbricht und dann wiederum einen plötzlich eiskalt in die Augen schaut, gefriert das Blut in einem. Er ist herrlich durchgeknallt und trotzdem empfindet man mit diesem Mann so viel Mitleid. So viel Empathie. So sehr wünscht man sich, dass er und seine Nachbarin ein Paar werden und diesen dürren, kranken Menschen, endlich jemand etwas Liebe schenkt.
    An dieser Stelle verdient auch Phoenix´ Synchronsprecher Tobias Kluckert eine Erwähnung. Er macht seine Arbeit gewohnt hervorragend-
    Schauspiellegende Robert De Niro (spielte einst alle Filme nachempfundenen Filme selbst) kann hier als Talk Show Moderator Murray Franklin brillieren. Von ihm kommt ein bissiges Kommentar nach dem anderen und im späteren Verlauf spielt auch er eine Schlüsselrolle für den Joker...
    Auch auf der technischen Seite braucht der Film sich nicht zu verstecken. Die fiktive Stadt Gotham (könnte das New York aus Taxi Driver sein) versinkt in Schmutz und Anarchie. Müllsäcke türmen sich bereits, in den Nachrichten ist die Rede von Riesenratten, Gewalt an jeder Ecke, gefühlt kein Bauwerk ohne Graffiti und als Zuschauer ist man schier endlos abgeschreckt von diesem hässlichen Grau.
    Auch der Soundtrack überzeugt hier auf ganzer Linie. Die depressiven Töne ziehen einem nur weiter in den Sog und Kinosessel wird sehr ungemütlich.
    Das Einzige, was am Film stört, ist die Kameraführung. Auch wenn diese 80er Jahre Optik perfekt eingefangen wurde, ist sie und da, doch zu wackelig. Besonders in den dunklen, engen Räumen von Arthurs Wohnung, stört es ungemein.
    FAZIT: Ein Film, der einen von Anfang in seinen deprimierenden Sog zieht. Ein Psychodrama, was viele Fragen aufwirft. Philipps Film fühlt sich so erschreckend echt an. Joaquin Phoenix dürfte mit seiner Monster-Leistung seinen endlich hochverdienten Oscar in der Tasche haben.
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