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    Auf Disney+ streamen: Dieser Comic-Kult ist ein Muss für alle Fans von "Captain America" und "Indiana Jones"
    Sidney Schering
    Sidney Schering
    -Freier Autor und Kritiker
    Sein erster Kinofilm war Disneys „Aladdin“. Schon in der Grundschule las er Kino-Sachbücher und baute sich parallel dazu eine Film-Sammlung auf. Klar, dass er irgendwann hier landen musste.

    Wenn der „Captain America“-Regisseur und eine Comicvorlage im Stil von „Indiana Jones“ aufeinandertreffen, entsteht ein Action-Abenteuer, das trotz Kinoflop die Zeit überdauert hat: „Rocketeer“ ist kultige Unterhaltung – auf Disney Plus zu finden.

    Knurrige Gangster in Nadelstreifenanzügen, ein riesiger Nazi-Zeppelin, ein integrer Held, der sich partout nicht unterkriegen lässt, und Ex-Bond Timothy Dalton als den Degen schwingende Schauspielgröße. Hinzu kommen ein legendär-exzentrischer Millionär, fabelhafte Filmmusik von „Avatar“-Komponist James Horner und tonnenweise Charme. All das in einem Gesamtpaket, das völlig ungerechtfertigt im Kino gefloppt ist!

    Dass ausgerechnet ein Held mit Raketenrucksack auf der großen Leinwand eine Bruchlandung hingelegt hat, ist bittere Ironie des Filmschicksals. Aber eine seit über 30 Jahren wachsende Fanbase gibt dem „Rocketeer“ genügend Rückenwind, dass die Comicadaption von „Captain America“-Regisseur Joe Johnston zum Kult-Tipp geworden ist. Bei Disney+ ist „Rocketeer“ im Abo enthalten – und nicht nur als Wartezeit-Verkürzung auf „Indiana Jones 5“ einen Blick wert!

    » "Rocketeer" im Abo bei Disney+*

    Einen Sammelband der markanten Vorlage des Comic- und Storyboard-Zeichners Dave Stevens findet ihr derweil als gebundene Ausgabe* oder E-Book* auf Amazon.

    "Rocketeer": "Iron Man" trifft "Captain America" und "Indiana Jones"!

    Kalifornien, 1938: Pilot Cliff Secord (Bill Campbell) ist vom Pech verfolgt! Seine Maschine motzt, sein Schuldenberg steigt und seine Freundin Jenny Blake (Jennifer Connelly) streitet sich unentwegt mit ihm. Schlimmer noch: Sie hat eine Rolle im neusten Film des aalglatten Superstars und Frauenhelden Neville Sinclair (Timothy Dalton), dem sie ständig schöne Augen macht. Cliff fühlt sich wie im Sturzflug, doch dann machen er und sein Mechanikerfreund Peevy (Alan Arkin) eine zufällige Entdeckung – ein umschnallbares Raketentriebwerk! Damit steigt Cliff als maskierter Rocketeer in ungeahnte Höhen empor – aber selbst das schützt ihn nur bedingt vor solchen Fieslingen wie der Mafia oder den Nazis...

    Die „Rocketeer“-Comics sind deutlich von der Tradition abenteuerlicher Fortsetzungsfilmchen inspiriert, die in den 1930er- und 1940er-Jahren häufig im US-Kinovorprogramm liefen und bereits der „Indiana Jones“-Reihe als Einfluss dienten. Dieser Einfluss ist auch dem „Rocketeer“-Film anzumerken:

    Ganz im Stile des berühmtesten Archäologen der Filmgeschichte werden knallig-schmissige Szenerien und das Einnehmen ikonografischer Posen aneinandergereiht. Was förmlich nach munterem Comic-Schund schreit, ist dank aufpolierter Filmtechnologie ein leichtfüßiger, leicht verschrobener Hochglanzfilm.

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    Durch die Tonalität, die Joe Johnston einnimmt, wird aus einem diffizilen Drahtseilakt filmische Luftakrobatik: Er macht keine Farce aus dem Stoff, sondern inszeniert ihn mit ehrlicher Herzlichkeit. Cliff ist ein gut meinender, eifersüchtiger Pechvogel, der dank Raketenrucksack sein heroisches Potential entwickelt. Das wird genauso als dramaturgisch erfüllender Charakterwandel in Szene gesetzt, wie es als Ausrede für spektakuläre Flugszenen und kernig-quirlige Raufereien dient.

    Anders gesagt: So, wie in der „Indiana Jones“-Reihe das Abenteuer kein Spaß ist, sehr wohl aber Spaß macht, zeigt Johnston in „Rocketeer“, dass er der Prämisse auf Augenhöhe begegnet. Zugleich ist er sich dessen bewusst, dass dies kein Drama sein kann, sondern filmischer Eskapismus bleibt, der zum Staunen und Lachen anregt.

    Diese „Indiana Jones“-DNA innerhalb von „Rocketeer“ kommt nicht von ungefähr, schließlich war Johnston vor seiner Regiekarriere unter anderem als Konzept- und Trickkünstler an „Jäger des verlorenen Schatzes“ sowie der ursprünglichen „Star Wars“-Trilogie beteiligt. Das ist Johnstons erster Comicadaption anzumerken:

    Die Filmwelt von „Rocketeer“ operiert zwar nicht gänzlich nach „Indiana Jones“-Regeln. Doch wenn Cliff sich in seiner Piloten-Lederjacke mit Schurken rauft, am Set eines Neville-Sinclair-Swashbucklers Chaos ausbricht oder wie aus dem Nichts ein riesiges Nazi-Luftschiff auftaucht, wird klar: „Rocketeer“ und Indy teilen sich einen Kino-Stammbaum!

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    Allerdings wird es „Rocketeer“ nicht gerecht, ihn allein auf seine „Indiana Jones“-Aspekte zu reduzieren. Oder darauf, dass quasi ein Filmheld mit der freundlichen Integrität eines Captain America an Technologie gelangt, die aus einem „Iron Man“-Prequel über den jungen Howard Stark stammen könnte. Denn Johnstons Action-Abenteuer hat seine eigenen Qualitäten.

    Altes Hollywood-Vergnügen trifft frühes 90er-Flair und einen schmalzigen Ex-Bond

    Da wäre die Vielzahl kurzweiliger und spannender Flugszenen, in denen reale Stunts, praktische Tricks nach alter Schule und solide gealterte Digitaleffekte behände vereint werden. Unvergesslich sind auch ein ständig knurrender Gangster, der an Film-noir- und Horror-Kultnebendarsteller Rondo Hatton angelehnt ist, und ein Besuch bei niemand Geringerem als Howard Hughes:

    Der in „Aviator“ von Leonardo DiCaprio, hier von „Lost“-Star Terry O'Quinn verkörperte Exzentriker, Millionär und Filmemacher hält die Story als unberechenbare Nebenfigur in Bewegung, sorgt er doch mehrfach für die Frage: Ist er eine Bedrohung oder einfach ein reiches Spielkind?

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    Wäre da nicht ein strahlend mit den Zähnen fletschender Timothy Dalton in bestem „Hot Fuzz“-Ironiemodus, O'Quinn wäre der Szenendieb des Films. Aber am Ex-Bond als großkotziger Schauspielstar und schmieriger Nebenbuhler gibt es einfach kein Vorbeikommen – nicht einmal für den schroff-quirligen Alan Arkin als Cliffs Mentor.

    Oder für Jennifer Connelly, die Jenny Blake als schlagfertige, junge Schauspielerin anlegt, deren Beziehungsstress genre-untypisch bittersüß daherkommt. Ja, sie gerät zwischendurch konventionell in Nöte, aus denen sie gerettet werden muss. Trotzdem manövriert sie sich dank Connellys Spiel und des von Danny Bilson und Paul De Meo pfiffig geschriebenen Skripts würdevoll durch die zwischenzeitigen Klischeeturbulenzen.

    Wenn jemand Dalton überflügeln kann, ist es letztlich James Horner, dessen nostalgisch-heroischer Soundtrack beherzt das Gefühl einfängt, sich frei durch die Lüfte zu bewegen. Mühelos gleitet Horners Musik von träumerischer Romantik zu jugendlich-verspielter Abenteuerlust und brummiger Dramatik nach Schule der güldenen Hollywood-Ära.

    So sehr einen Horners Score auf Wolken gleiten lässt, es war nicht genug, um „Rocketeer“ Anfang der 90er-Jahre zum wirtschaftlichen Erfolg zu verhelfen – aber seit der Kino-Bruchlandung finden unentwegt neue Fans zum Film. Mit diesem Aufwind ist „Rocketeer“ verdient zum geschätzten Underdog im Superheldenkino. Tut euch bei Gelegenheit einen Gefallen und nehmt auf Disney+ die Abzweigung von der Superhelden-Mammutmarke Marvel und besucht den charismatischen Piloten mit dem Raktenrucksack.

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