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    Mit Marvel wirklich durch? "Guardians Of The Galaxy 3"-Macher James Gunn über seinen emotionalen MCU-Abschied
    Markus Trutt
    Markus Trutt
    -Redakteur
    Das Mammut-Projekt MCU hat Markus bis heute in seinem Bann, sodass er alles, was Film und Serie dazu hergeben, genüsslich aufsaugt.

    Mit „Guardians Of The Galaxy Vol. 3“ verabschiedet sich James Gunn emotional aus dem MCU. Wir haben ihn in Paris zum Gespräch getroffen, um über Musik, Narren-Freiheit und seine DC-Zukunft zu sprechen.

    Disney und seine verbundenen Unternehmen.

    Kaum ein MCU-Regisseur konnte seine eigene Handschrift so sehr in Marvels Filmwelt einbringen wie James Gunn, der die „Guardians Of The Galaxy“-Filme schließlich nicht nur inszeniert, sondern auch geschrieben hat. Bevor er voll und ganz einen neuen Führungsjob bei der Comic-Konkurrenz von DC antritt, bringt er mit „Guardians Of The Galaxy Volume 3“ seine Marvel-Trilogie nun noch zu einem Abschluss – und das ziemlich genau so, wie er sich das vor fast zehn Jahren vorgestellt hat.

    Das betont James Gunn auch, als wir uns mit ihm nach einem Screening des neuen Weltraum-Abenteuers von Star-Lord (Chris Pratt) und Co. im Disneyland Paris zum Interview zusammensetzen. Auch wenn es im Gespräch primär um seine MCU-Abschiedsvorstellung geht und darum, wie viele Freiheiten er trotz aller bizarren und düsteren Einfälle dabei genoss, darf natürlich auch seine bevorstehende Zeit bei DC nicht unerwähnt bleiben…

    FILMSTARTS: Erst einmal vielen Dank, dass mein fast zweijähriger Sohn auch deinetwegen schon so einen guten Musikgeschmack hat. Er kommt jeden Tag zu mir und sagt „Ooga-Chaka“, weil er gern „Hooked On A Feeling“ vom ersten „Guardians“-Soundtrack hören will.

    James Gunn: (lacht) Das ist super. Vom ersten Film an habe ich von so vielen Fast-Teenagern gehört, die sich plötzlich für 70er-Jahre-Musik begeistern. Ich bekomme viele Videos von Eltern geschickt, die mit ihren Kindern zu „Come And Get Your Love“ tanzen. Das ist wirklich cool.

    FILMSTARTS: „Guardians Of The Galaxy 3“ ist nicht nur sehr emotional, sondern auch ziemlich düster und manchmal regelrecht bizarr und eklig. War es schwer, damit bei Disney und Marvel durchzukommen?

    James Gunn: An keinem Punkt hat irgendjemand irgendwas dagegen gesagt. Keiner hat sich beschwert. Die einzige Einschränkung ist, dass es keine Lylla-Kuscheltiere geben wird, woraufhin ich gesagt habe: „Warum macht ihr keine Lyllas? Ich finde sie niedlich.“ (lacht)

    Disney und seine verbundenen Unternehmen
    Von der durch Experimente gezeichneten Lylla wird es wohl keine Disney-Plüschfiguren geben.

    FILMSTARTS: Konntest du deine Trilogie also auch so beenden, wie du es dir vor all den Jahren vorgenommen hast oder hat sich viel verändert?

    James Gunn: Kleine Dinge ändern sich immer. Aber der Kern, die Geschichten von Rocket, Star-Lord, Nebula und all den anderen, die wesentlichen Sachen, die ich in der Reihe machen wollte, sind ziemlich genau so geworden, wie ich es am Anfang vor mir gesehen habe. Es fühlt sich sehr danach an, als hätten wir unser Ziel erreicht.

    FILMSTARTS: Du verstehst es wie kaum ein Zweiter im Blockbuster-Bereich, Emotionen und Humor so gut unter einen Hut zu bekommen. Was ist hier dein Geheimnis?

    James Gunn: Das Geheimnis ist, dass ich viel weine und viel lache. Wenn ich bei der Arbeit am Drehbuch eine traurige Szene schreibe, weine ich. Wenn ich eine fröhliche Szene schreibe, lache ich. Ich unterhalte mich selbst, wenn ich arbeite. Es muss sich einfach echt anfühlen. Es ist aber auch viel Fine-Tuning im Schnitt nötig, um sicherzustellen, dass sich Witze und Gefühle nicht gegenseitig überschatten.

    Aufwendige Action, vielfältige Musik

    FILMSTARTS: Kannst du uns vielleicht ein wenig darüber erzählen, wie diese One-Shot-Sequenz im letzten Akt des Films realisiert wurde?

    James Gunn: Das war eine Idee von mir und unserem Co-Stuntkoordinator Wayne Dalglish. Wir haben schon vorher viele, viele Wochen daran gearbeitet, um es auf die Beine zu stellen. Wir haben es geplant, indem wir lange mit Stuntleuten und ein paar Schauspielern geprobt haben und später mit einer Mischung aus Stuntleuten und animierten Storyboards. Dann kam der eigentliche Dreh der Szene, der sich über fünf Tage erstreckt hat. Wir haben das Ganze viele Male wiederholt, um die Kamerabewegungen und die Stunts richtig hinzubekommen. Und dann wurden mehrere Einstellungen digital miteinander verschmolzen und so alles zusammengesetzt.

    Bei diesen Ensemble-Filmen ist es ja so, dass die verschiedenen Figuren dauernd an unterschiedlichen Schauplätzen unterwegs sind. Das ist auch nötig, damit es funktioniert. Aber es ist toll, sie dann alle auch wieder zusammen und aus allen Rohren feuern zu sehen.

    FILMSTARTS: Und warum hast du dich in der Szene für die Beastie Boys als musikalische Begleitung entschieden?

    James Gunn: Manchmal muss man den Leuten einfach das geben, was sie wollen. Und es hat auch perfekt funktioniert. Ich liebe die Beastie Boys, mochte es diesmal aber auch generell, Lieder zu nehmen, die vielleicht nicht als naheliegende „Guardians“-Songs betrachtet werden, wie etwa auch den Alice-Cooper-Song „I’m Always Chasing Rainbows“ und Florence And The Machine. Ich habe für die Szene aber sehr viele verschiedene Lieder in Betracht gezogen, fast wurde es „Bawitdaba“ von Kid Rock.

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    Schon am Vortag unseres Interviews konnten wir mit James Gunn ein paar Worte am roten Teppich wechseln.

    FILMSTARTS: Du hast früher schon einmal verraten, dass „Russian Roulette“ von den Lords Of The New Church so ziemlich der einzige Song ist, den du gerne noch genutzt hättest, es aber nicht durftest. Gibt es denn aber vielleicht auch eine Figur aus dem „Guardians“-Kosmos, auf die das zutrifft?

    James Gunn: Ich habe bei den ersten beiden Filmen versucht, die Figur Bug [ein käferähnliches Alien mit geschärften Sinnen und der Fähigkeit, an Wänden zu kleben, Anm. d. Red.] zu bekommen, der in den Comics ein Mitglied der Guardians ist. Ich habe ihn in den „Micronauts“-Comics gemocht, die ich als Kind gelesen habe. Allerdings gehört er nicht vollständig Marvel, weswegen ich ihn nicht nutzen konnte. Sonst hätte ich aus ihm wahrscheinlich sogar eine Hauptfigur gemacht.

    FILMSTARTS: Jede der altbekannten Figuren aber hat hier jetzt noch mal mindestens einen großen eigenen Moment. Wie wichtig war es für dich, genau dafür zu sorgen? Oder hat sich das einfach organisch ergeben?

    James Gunn: Das war sehr wichtig. Jede Figur brauchte ihren Rhythmus. Interessant an dieser Trilogie ist ja auch, dass die ersten beiden Filme in einem Abstand von nur einigen Monaten stattfinden, während Teil 3 nun viele Jahre später spielt. Daher ist die Truppe eine Familie, sie haben viel zusammengearbeitet und so bekommen wir nun auch ein wenig mit, was sie in der Zwischenzeit erlebt haben.

    Von Marvel zu DC

    FILMSTARTS: Bist du jetzt wirklich komplett mit Marvel durch, nun da du ja diesen großen neuen Job bei DC hast? Oder besteht noch eine kleine Chance, dass du noch einmal zurückkehren könntest, zumindest in beratender Funktion?

    James Gunn: Nein. So lange ich bei DC bin, kann ich das nicht tun. Als ich zu DC gegangen bin, wussten sie, dass ich das hier noch auf einer starken Note beenden und mich noch darauf konzentrieren musste. Aber sobald das erledigt ist, bin ich Vollzeit bei DC. Ich könnte daher allein schon rein rechtlich nicht noch bei Marvel mitmischen. Aber Kevin [Feige, der Chef der Marvel Studios, Anm. d. Red.] und ich tauschen uns trotzdem noch viel aus, wir sind Freunde.

    FILMSTARTS: Wen deiner Guardians würdest du denn jetzt gerne mit zu DC nehmen?

    James Gunn: Ich würde sie alle mitnehmen. Chris und Pom stehe ich sehr nahe. Und ich bin auch gut mit Dave, Karen und Zoe befreundet. Und Maria [Bakalova], die hier Cosmo spricht, ist ja sogar schon an Bord, als Sprecherin bei der Serie „Creature Commandos“, genau wie mein Freund Frank Grillo, der auch im MCU dabei war.

    FILMSTARTS: Wie würdest du jemandem deinen neuen Superman-Film „Superman: Legacy“ pitchen, der nicht so viel mit Superman anfangen kann? Und ich sage nicht, dass ich dieser Jemand bin…

    James Gunn: Da werde ich dann die Trailer die Arbeit machen lassen. Doch es wird alles haben, was Superman-Fans an Superman lieben. Aber es wird auch viel für Leute geben, die bisher nicht an die Figur rangekommen sind oder sie nicht verstanden haben. Ich denke, es wird ein guter Zugang für Menschen sein, die keine Superman-Fans sind.

    FILMSTARTS: Und gibt es denn jemanden, den du dir als deinen Nachfolger bei den Guardians wünschen würdest?

    James Gunn: Darüber habe ich nie so viel nachgedacht. Ich glaube, es gibt jede Menge gute Regisseure und Regisseurinnen, die weitere Geschichten mit den Figuren erzählen könnten. Aber damit die Guardians überdauern, müsste es jemand sein, der oder die eine eigene Handschrift einbringt und nicht einfach nur versucht, das zu tun, was wir über die bisherigen Filme getan haben, sondern es auf andere Weise angeht.

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