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    Heute im TV: Einer der besten Serienkiller-Thriller der 1980er-Jahre – leider viel zu unbekannt!
    Pascal Reis
    Pascal Reis
    -Redakteur
    Pascal liebt das Kino von „Vertigo“ bis „Daniel, der Zauberer“. Allergisch reagiert er allerdings auf Jump Scares, Popcornraschler und den Irrglauben, „Joker“ wäre gelungen.

    Wenn wir an Hannibal Lecter denken, dann kommt uns vor allem „Das Schweiger der Lämmer“ in den Sinn. Fünf Jahre zuvor hat sich „Heat“-Macher Michael Mann dem Kannibalen in „Blutmond“ aber bereits angenommen – und der Film ist wirklich brillant.

    Keine Frage: Anthony Hopkins hat sich jedes Lob der Welt verdient, wenn es um seine Darbietung des hochintelligenten Kannibalen in „Das Schweigen der Lämmer“ geht. Der britische Schauspieler hat in dem Meisterwerk von 1991 einen der größten, besten und einflussreichsten Kino-Bösewichte aller Zeiten geschaffen. Auch seine Auftritte in Ridley Scotts „Hannibal“ und dem oftmals unterschätzten, eigentlich aber wirklich eindringlichen „Roter Drache“ sind famos. Was viele nicht wissen: Hannibal Lecter wurde vor Hopkins bereits auf die Leinwand gebracht.

    Bei „Blutmond“ (oder im Original: „Manhunter“) von Michael Mann („Heat“) durfte der Charakterdarsteller Brian Cox („Succession“) in die Rolle des Hannibal Lecter schlüpfen. Es handelt sich bei dem Psycho-Horror-Thriller um eine Adaption des Roman „Roter Drache“ von Thomas Harris. Also die Vorgeschichte zu „Das Schweigen der Lämmer“, die 2002 dann eben auch mit Anthony Hopkins, Edward Norton, Ralph Fiennes und vielen weiteren Stars unter der Regie von Brett Ratner („X-Men: Der letzte Widerstand“) in Szene gesetzt wurde.

    Meiner Meinung nach ist „Blutmond“ aber nicht nur deutlich besser als „Roter Drache“, sondern kann es in seiner stimmungsträchtigen Wirkungsmacht auch mit „Das Schweigen der Lämmer“ aufnehmen – wenngleich Anthony Hopkins der eindrucksvollere Hannibal ist und die beiden Filme aufgrund ihrer Stilistik kaum zu vergleichen sind. Ihr habt jetzt aber Lust bekommen, den ein wenig in Vergessenheit geratenen „Blutmond“ nachzuholen? Kein Problem! Der Serienkiller-Horror läuft heute, am 27. Juli um 22.25 Uhr auf 3sat. Ungekürzt und ohne Werbung!

    Darum geht’s in "Blutmond"

    Die Polizei steht vor einem Rätsel. Ein grausamer, offenbar wahnsinniger Serienkiller hat zwei komplette Familien abgeschlachtet. Eiskalt hat er in der Nacht zugeschlagen – und das stets bei Vollmond. Als das FBI bei seiner Ermittlungsarbeit einfach nicht mehr vorankommt, zieht es den ehemaligen Top-Profiler Will Graham (William L. Petersen) hinzu. Dieser hat es vor drei Jahren geschafft, den genialen Kannibalen Hannibal Lecter (Brian Cox) hinter Gitter zu bringen.

    Doch danach erlitt Graham einen schweren Nervenzusammenbruch, von dem er sich bis heute nie wieder erholen konnte. Seine Fähigkeit, sich in kranke Psychen hineinzuversetzen, hat ihn seelisch ruiniert. Doch das FBI ist der festen Überzeugung, dass Graham der einzige ist, der in dieser Situation noch helfen kann, um dem Mörder auf die Spur zu kommen. Er soll mit Lecters Hilfe dem Vollmond-Schlächter auf die Spur kommen. Ein gefährliches Spiel, bei dem der nächste Vollmond schon bald wieder ansteht...

    Ein ästhetischer Traum

    Michael Mann zählt zu den größten Kinoästheten aller Zeiten. Seine audiovisuellen Welten sind von einer einzigartigen, Körper und Geist durchdringenden Erhabenheit und konfrontieren die Zuschauer*innen immer wieder auf hochgradig subtile Art und Weise mit den urwüchsigen Gefühlen des Menschseins. In „Blutmond“ ist das nicht anders. Oberflächlich mag es hier sich um einen Psycho-Thriller handeln, der ganz eindeutig einem kriminalistischen Narrativ folgt und das Publikum dahingehend mitfiebern lässt, ob der Mörder am Ende nun gepackt wird oder nicht.

    Das aber ist nur die Oberfläche. In Wahrheit geht es in „Blutmond“ um drei Psychopathen, die sich in ihren Obsessionen immer näher kommen, um sich dann nach und nach in ihren eigenen Abgründen wiederzufinden. Will Graham, Hannibal Lecter und der Vollmond-Mörder, die Zahnfee, sind drei Jäger, die sich in ihrer Zerstörungslust, ihrem Jagdinstinkt und ihrem Überführungswillen mehr und mehr vereinen. Das Grandiose dabei ist, dass Michael Mann „Blutmond“ nicht nur als atmosphärisch dichten Thriller versteht, sondern auch aus einer beinahe schon homoromantischen Perspektive betrachtet.

    In „Blutmond“ steht die Killerhatz irgendwann an zweiter Stelle, stattdessen liefert Michael Mann hier das unter die Haut gehende, durchweg elektrisierende Porträt einer alles zerfressenden Seelenverwandtschaft: Drei Männer, deren Sehnsucht, sich selbst zu zerstören, niemals abebben wird. Weil sie einfach zu sehr genießen. „Blutmond“ ist ein Film über dunkle Begierden, ein Abstieg in die nebulösen Winkel der menschlichen Psyche, in dem einfache Zuschreibungen von Gut und Böse nicht mehr greifen. Ein Film wie eine traumwandlerisch Reise durch die unausweichliche Schönheit selbstgewählter Grausamkeit.

    Fast wäre es ganz anders gekommen: So hätte "Das Schweigen der Lämmer" eigentlich enden sollen

    Dies ist eine Wiederveröffentlichung eines bereits auf FILMSTARTS erschienenen Artikels.

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