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    Fast wäre es ganz anders gekommen: So hätte "Das Schweigen der Lämmer" eigentlich enden sollen
    Pascal Reis
    Pascal Reis
    -Redakteur
    Pascal liebt das Kino von „Vertigo“ bis „Daniel, der Zauberer“. Allergisch reagiert er allerdings auf Jump Scares, Popcornraschler und den Irrglauben, „Joker“ wäre gelungen.

    „Das Schweigen der Lämmer“ zählt zu den großen Meisterwerken der Filmgeschichte, nicht zuletzt aufgrund der denkwürdigen Schlusseinstellung. Das Ende des Psycho-Thriller hätte jedoch fast ganz anders ausgesehen...

    In „Das Schweigen der Lämmer“ stand Schauspieler Anthony Heald vor einer fast noch größeren Herausforderung als seine Kollegen Anthony Hopkins und Ted Levine. Heald, der hier in die Rolle des schleimig-herablassenden Dr. Frederick Chilton schlüpft, der Leiter jener Anstalt, in der Hannibal Lecter in einer Zelle unter höchsten Sicherheitsmaßnahmen gefangen gehalten wird, musste nämlich noch unangenehmer erscheinen als die beiden Serienkiller. Eine mehr als komplizierte Aufgabe, die Heald jedoch mit Bravour zu meistern wusste.

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    Am Ende von „Das Schweigen der Lämmer“ ist es so, dass wir Zeuge davon werden, wie Hannibal Lecter sich via Telefon bei Clarice Starling (Jodie Foster) meldet. Wir sehen, dass sich Lecter am Flughafen der Karibikinsel Bimini befindet – und Gefängnisdirektor Dr. Fredrick Chilton beobachtet, der sich nervös nach den hiesigen Sicherheitsvorkehrungen erkundet. Nachdem Lecter Clarice die Frage stellt, ob die Lämmer nun endlich schweigen würden, sagt er ihr, dass er noch ein Essen mit einem alten Freund habe. Eine zweideutige Formulierung, die sofort klarmacht, was Lecter eigentlich im Schilde führt.

    Ein überdeutlicher Schlusspunkt

    Ursprünglich aber sollte „Das Schweigen der Lämmer“ ganz anders enden: Nach dem Telefonat zwischen Hannibal Lecter und Clarice Starling sehen wir dem hochintelligenten Kannibalen nicht dabei zu, wie er auf einem öffentlichen Platz in der Menschenmenge verschwindet, sondern treffen ihn in einem opulenten Anwesen. In dem Gebäude, in das Lecter hineinschlendert, befindet sich auch Dr. Chilton – mit Klebeband um den Mund und an einen Stuhl gefesselt. Lecter, der ein Messer in der Hand hält, fragt ihn: „Nun, Dr. Chilton. Sollen wir anfangen?“ Ende.

    Laut Drehbuchautor Ted Tally hat dieses Ende gleich drei Drehbuchentwürfe überlebt und wurde erst durch Regisseur Jonathan Demme schlussendlich verändert. Für Demme ging diese Szene zu weit, da Chilton zwar ein Ekelpaket, aber immer noch ein Mensch sei. Deswegen entschied man sich letzten Endes dazu, den bevorstehenden Untergang von Dr. Chilton weitaus subtiler in Szene zu setzen. Die Stärke des offiziellen Endes von „Das Schweigen der Lämmer“ liegt darin, dass die Phantasie des Publikums angeregt wird. Als Zuschauer*in ist man so in der Lage, sich eigene Vorstellungen davon zu machen, was Lecter mit Dr. Chilton tun wird.

    In der Romanvorlage von Thomas Harris wird die Geschichte ein wenig anders aufgelöst, kommt aber im Prinzip zum gleichen Ergebnis: Hannibal Lecter schickt Briefe an Clarice sowie an Chilton. Während er Clarice verspricht, dass er sie nicht verfolgt, macht er Chilton deutlich, dass er sich an seine Fersen heften wird. Das Buch endet schließlich damit, dass Clarice den Brief liest und friedlich einschläft. Die Lämmer schweigen. Ein starkes Ende für das Buch, aber eben auch ein Ende, welches aufgrund der Briefkorrespondenz nicht sonderlich filmreif gewesen wäre.

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