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    Auch wenn dieser Film auf Netflix gerade ein Mega-Hit ist – schaut lieber das viel bessere Original!
    Daniel Fabian
    Daniel Fabian
    -Redakteur
    Fasziniert und berührt werden, aber auch ein stückweit über sich selbst erfahren – darin besteht für Daniel die Magie des Kinos.

    Mit „Leo“ landet Indien aktuell den nächsten internationalen Hit – den FILMSTARTS-Redakteur Daniel Fabian nach „Jawan“ & Co. sofort sehen musste. Sein Rat jedoch: Bleibt lieber beim Original mit „Herr der Ringe“-Star Viggo Mortensen.

    Warner Bros. / Netflix

    Ein Titel, zwei Filme – von denen es einen auch noch ein zweites Mal gibt. Ja, die aktuellen Netflix-Hits können einen durchaus verwirren! Wir klären auf. Und legen eine Empfehlung oben drauf. Eines gleich vorweg: In diesem Artikel soll es nicht um den neuen Animationsfilm „Leo“ (u.a. mit Adam Sandler) gehen, sondern um den ebenfalls – mit einem Trick – seit kurzem auf Netflix verfügbaren Action-Thriller „Leo“ aus Indien. Den musste ich nach den jüngsten indischen Highlights „RRR“, „Pathaan“ und „Jawan“, die mich allesamt begeisterten, natürlich ebenfalls direkt sehen – wie offenbar auch viele andere, die den Film aktuell zu einem Streaming-Hit machen:

    Mit 2,5 Millionen Views zählte „Leo“ in der vergangenen Woche weltweit zu den meistgeschauten Filmen auf Netflix – und belegt damit den aktuell dritten Platz bei den nicht-englischsprachigen Filmen auf der Plattform. Nachdem der Reißer im Kino bereits über 72 Millionen Dollar einspielen konnte und damit immerhin Rang zwölf der erfolgreichsten indischen Filme aller Zeiten belegt, geht der beeindruckende Erfolgslauf nun also im Streaming weiter.

    Und während Regisseur Lokesh Kanagaraj und dem bereits dritten Beitrag zum LCU (Lokesh Cinematic Universe) jener Triumph durchaus zu vergönnen ist, muss ich leider sagen, dass „Leo“ bei mir nur bedingt funktioniert hat – und er das Duell sowohl mit den eben erwähnten Blockbustern aus Indien, als auch mit dem amerikanischen Original, das Kult-Regisseur David Cronenberg mit „Herr der Ringe“-Star Viggo Mortensen in der Hauptrolle inszenierte, ohne Wenn und Aber verliert…

    "Leo" überspannt den Bogen …

    „Leo“ basiert auf John Wagners Graphic Novel „A History Of Violence“* und erzählt im Grunde dieselbe Geschichte wie auch schon Cronenbergs „A History Of Violence“: Ein netter Kerl (Joseph Vijay) führt ein bescheidenes Leben in der Idylle, bis eines Tages ein paar Gangster auftauchen – und es mit dem Frieden schnell vorbei ist. Denn die Verbrecher sind sich sicher, den vermeintlich unscheinbaren Cafe-Besitzer von früher zu kennen. Aber ist er auch wirklich der berühmt-berüchtigte und eiskalte Killer, den sie glauben vor sich zu haben?

    „Leo“ beweist, wie schwer die Gratwanderung zwischen aufrichtigem Drama und purem Over-the-Top-Spektakel ist. Während diese vor allem dem ebenfalls bei Netflix laufenden „RRR“ auf unvergleichliche Weise gelingt und auch „Jawan“ diese außergewöhnliche Mischung unglaublich stimmig meistert, überspannt „Leo“ den Bogen leider immer wieder maßlos – bis zur Lächerlichkeit und noch viel weiter.

    Die Actionszenen sind zwar auch hier stylisch inszeniert, wirken im Vergleich mit den jüngsten indischen Hits aber immer wieder unausgegoren. Dass auch ein (offensichtlich) animiertes Tier mitmischt, gehört im modernen Action-Kino aus Indien mittlerweile ja fast dazu – und verleiht auch hier dem einen oder anderen Action-Moment den gewissen Kick. Das große Problem ist allerdings Hauptdarsteller Joseph Vijay und die Art und Weise, wie Regisseur Kanagaraj ihn in Szene zu setzen versucht.

    Die Kunst des richtigen Castings ist in diesem Fall nämlich, einen Schauspieler zu finden, dem man sowohl den netten Kerl von Nebenan als auch den unberechenbaren Killer abkauft – wobei vor allem letzteres hier nie spürbar wird. Ganz im Gegenteil. Auch wenn Vijay reihenweise Schergen aus dem Weg räumt, am Ende wirkt er dabei ungemein verkrampft.

    Zu keiner Sekunde habe ich ihm abgekauft, eine Waffe auf zwei Beinen zu sein. Und das nimmt nicht nur jegliche Spannung aus der Story, sondern wird dann auch noch geradezu peinlich auf die Spitze getrieben, wenn seine Slow-Motion-Kloppereien auch noch mit englischsprachigen Songs unterlegt werden, deren Texte dann schon mal praktisch ausnahmslos aus „Leo is a badass“ bestehen. Als hätte der Regisseur ganz genau gewusst, dass sein Hauptdarsteller der Rolle nicht gerecht werden könnte – und alles Erdenkliche versucht, um ihn doch noch irgendwie cool und hart darzustellen. Ein Schuss, der aber mal sowas von nach hinten losging.

    … dann doch lieber "A History Of Violence"

    David Cronenbergs „A History Of Violence“-Verfilmung zählt hingegen zu den großen Thriller-Highlights der 2000er – und ist nicht einfach nur kurzweiliger (der Film geht eine knappe Stunde kürzer als das indische Pendant), sondern auch in allen Belangen schlicht besser.

    Einerseits gelang nämlich nicht nur mit Viggo Mortensen („Green Book“) ein echter Casting-Coup, sondern auch mit dem vierfach oscarnominierten Ed Harris („Apollo 13“, „The Rock“) – der wohl auch heute noch zu den coolsten Fieslingen in Hollywood zählt. Vor allem aber wird Cronenberg mit seinem Film dem Titel des Stoffes gerecht, in dem er eine schockierende Spirale der Gewalt entfacht, die den von Mortensen gespielten Tom Stall sowie dessen Familie regelrecht verschlingt – und so einen Sog entwickelt, dem man sich auch als Zuschauer*in kaum entziehen kann.

    „A History Of Violence“ ist auf DVD und Blu-ray sowie als Video-on-Demand erhältlich, derzeit jedoch in keinem Streaming-Abo enthalten.

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