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    Streaming-Tipp: In diesem Action-Thriller voll sinnloser Gewalt dreht ein Marvel-Star völlig durch
    Sidney Schering
    Sidney Schering
    -Freier Autor und Kritiker
    Ob athletische Kampfkunst, die ehrfürchtig-ruhig gefilmt ist, oder explosiv-lärmender Hollywood-Bombast: Im Action-Kino ist er flexibel – eine konsequente Umsetzung ist für ihn aber stets ein Bonus.

    Stress, Schweiß und sinnlose Gewalt: „Falling Down - Ein ganz normaler Tag“ ist wie ein Wutanfall im brüllend heißen Sommer. Aktuell könnt ihr den Action-Thriller mit Michael Douglas als Wutbürger bei Amazon Prime Video streamen.

    Erdrückende Hitze, eine ätzende Situation und eine Flut an Ereignissen, die am Ego kratzen: Das ist eine Kombination, die selbst aus einem ruhigen Gemüt ein wandelndes Pulverfass machen kann. Es braucht also wenig Fantasie, um sich vorzustellen, was passiert, wenn durch diesen stressenden Dreiklang ein echter Zorngiebel zur Weißglut gebracht wird.

    Aber es braucht einen cleveren, dreist-komisch-beißenden Ansatz, um dieses Szenario zu einem bös-spannenden Film zu formen. Genau das ist geschehen – und lässt sich derzeit im Streaming finden: Falling Down - Ein ganz normaler Tag“ mit Michael Douglas als stinkwütender Zankapfel ist bei Amazon Prime Video im Abo enthalten.

    "Falling Down": Eben doch kein normaler Tag

    Los Angeles leidet unter einer Hitzewelle. Der Straßenverkehr stockt mal wieder. Und einem Mann wird es zu viel: Der geschiedene William Foster (Michael Douglas) versauert im Stau, statt den Geburtstag seiner Tochter zu feiern. Ruckartig verlässt er sein Auto und beschließt, den restlichen Weg zu Fuß zurückzulegen. Als er sich bei einem Zwischenstopp mit einem Ladenbesitzer in die Haare kriegt, dreht Foster endgültig durch:

    Er zerdeppert den Laden mit einem Baseball-Schläger, verprügelt zwei Gangster und macht einen gewaltigen Aufstand in einer Burgerbude. Sein Handeln wird immer aggressiver und unberechenbarer, weshalb Kriminalpolizist Sergeant Martin Prendergast (Robert Duvall) die Fährte aufnimmt. Für ihn ist es ein unnötig stressiger, letzter Tag vorm Ruhestand...

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    In den „Ant-Man“-Filmen bekamen wir Michael Douglas als zwar schnippischen, doch selten ausfallenden Mentor präsentiert, der selbst dem sonderbarsten Trubel trocken begegnet. Er befehligt voller Selbstverständlichkeit eine Armee an Ameisen, verflixt – und das in unterschiedlichster Größe!

    Mit seinem derzeitigen Image vor geistigem Auge, macht die Rückkehr in Douglas' ungestüme Karrierephase direkt noch mehr Spaß. Sei es als schmieriger Finanzspekulant im Drama „Wall Street“ von 1987 (eine Performance, die ihm einen Oscar eingebracht hat). Oder halt als impulsiver Wutbürger im sechs Jahre später veröffentlichten „Falling Down“!

    Nicht, dass auch nur einer dieser beiden Filme vom Reiz der Retrospektive abhängig wäre. Einer der Clous sowohl hinter Douglas' Schauspiel in diesem Action-Thriller als auch hinter dessen Erzählstruktur ist die Weise, wie sich sukzessive das Ausmaß des Ganzen enthüllt...

    Kurze Zündschnur, viel Sprengstoff

    Eingangs ist es durchaus möglich, mit Foster mitzufühlen. Sein Frust mit der Hitze und dem ihn aufhaltenden Stau mag überspitzt sein, doch er ist lebensnah. Wer hat sich noch nie an einem schlechten Tag unnötig über Dinge außerhalb der eigenen Kontrolle aufgeregt?

    Douglas spielt diese sinnlose Wut zunächst mit einer guten Prise an Gewitztheit, als situationsbedingten, nachzuvollziehenden Ärger, der aus einem erschöpften Mann heraussprudelt. Aber nach und nach fügt Drehbuchautor Ebbe Roe Smith dem Geschimpfe seines Protagonisten vorurteilsbehaftete Aspekte hinzu, die suggerieren, dass es vielleicht doch nicht die ungünstigen Umstände sind, die ihn aufbringen.

    Ebenso verschieben sich die Anlässe, die William Foster als Ausrede nutzt, sich wie die Axt im Walde aufzuführen. Aus einem frustrierten Menschen wie du und ich wird ein selbstgefälliger, kleinlicher Hanswurst, der sich aufspielt – und leider an die Waffen gelangt, um sein Gegenüber mit mehr zu gefährden als mit Haarspalterei, Ungeduld und einer weltfremden Sicht der Dinge.

    Diesen gleitenden Wandel rockt Douglas als Schauspieler: Praktisch stufenlos spielt er Foster immer cholerischer, menschenverachtender, kleinkarierter und hasserfüllter, bis er nichts anderes ist als eine jämmerliche, beleidigte Leberwurst. Eine jämmerliche, beleidigte und extrem gefährliche Leberwurst, um genau zu sein.

    Der Gedanke „So fühle ich mich manchmal“ verschwindet, schafft Platz für „Solchen Idioten bin ich auch schon begegnet“ und schlussendlich für ein pathetisches (daher unterhaltsames) Abziehbildchen eines Actionfilm-Schurken. Rückwirkend wird deutlich: Foster war nie ein Normalo, der durch einen richtig üblen Tag bis zum Äußersten getrieben wird. Foster war schon lange völlig unhaltbar. Insbesondere, wenn man ihn mit dem besonnen vorgehenden Prendergast vergleicht.

    Der bremst diesen irren Wut-Trip von einem Film zwar gelegentlich aus, bereichert ihn als wandelnde Gegennote aber schlussendlich und ermöglicht ein spannendes Finale, das weit über den kurzlebigen Adrenalinrausch hinaus wirkt. Es ist aber auch Joel Schumachers effektive Regieführung, dank der „Falling Down“ so gut funktioniert:

    Der „Nicht auflegen!“-Regisseur macht die Backofenhitze eines Großstadtsommers spürbar und inszeniert die kleinen Ärgernisse des Alltags gekonnt als anstrengende Sticheleien. Ebenso vereint er bitterkomische Satire über selbstgefällige, sich stets als Opfer inszenierende Kleinbüger mit brachialen Knalleffekten und Thrills, sobald der Action-Anteil des Films an Raum gewinnt. Das heizt zu jeder Jahreszeit ein!

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