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    "Er hat tote Augen": Mit diesen Worten ließ Hollywood-Saubermann Tom Hanks einen Kollegen aus der Hit-Serie "Band Of Brothers" feuern
    Oliver Kube
    Oliver Kube
    -Freier Autor und Kritiker
    Oliver Kube liebt clever gemachte Serien – von "The West Wing" über "The Wire" und "True Detective" bis "Better Call Saul"; von "Black Mirror" bis "Ted Lasso" oder "Archer" und natürlich "Star Trek".

    Nicht nur in seinen Filmen, sondern auch in Talkshows und bei anderen öffentlichen Auftritten wirkt Tom Hanks immer liebenswürdig und herzensgut. Offenbar kann der Oscargewinner aber auch mal auf gedankenlose Weise gemein und gefühlskalt sein.

    Tom Hanks gilt gemeinhin als der netteste Kerl im Filmgeschäft. Ob Co-Stars, Regisseur*innen oder Produzent*innen, nicht einmal die Jungs und Mädchen vom Catering – niemand hat auch nur ein schlechtes Wort über den „Forrest Gump“- und „Der Soldat James Ryan“-Superstar zu sagen. Wen auch immer man fragt: Hanks scheint zu allen, die er trifft und mit denen er zusammenarbeitet, ausgesprochen freundlich, zuvorkommend und großzügig zu sein. Zu wirklich allen? Nein, denn zumindest Komiker und Schauspieler Connor Ratliff hat eine ganz andere Geschichte über Hanks zu erzählen (wie auch ein späterer Tarantino-Star – doch dazu mehr am Ende dieses Artikels)...

    Der im US-Bundesstaat Missouri geborene und aufgewachsene Ratliff ging nach seinem Highschoolabschluss nach England, wo er am Liverpool Institute of Performing Arts studierte. Danach blieb er dort und hoffte, eine Karriere als Schauspieler starten zu können. Eines Tages ging er zu einem Vorsprechen für ein neues Projekt, das sich als die von Tom Hanks gemeinsam mit Steven Spielberg kreierte und produzierte, später von Fans und Kritikern gefeierte Weltkriegs-Miniserie „Band Of Brothers“ herausstellte.

    Ratliff sprach für den Part des Private John S. Zielinski Jr. vor, der in einer kurzen Szene der fünften Folge mit den Stars der Serie, Damian Lewis und Ron Livingston, dabei sein sollte und erhielt tatsächlich den Zuschlag. Ratliff war überwältigt und erzählte allen, die er kannte, von seinem Glück. War er doch fest davon überzeugt, dass dieser kleine Auftritt ihn seinem Lebenstraum, eines Tages mit der Schauspielerei sein Brot verdienen zu können, sehr viel näher bringen würde.

    "Tote Augen"

    Am Tag bevor der Dreh seiner Szene dann über die Bühne gehen sollte, erfuhr er von seinem Agenten, dass Tom Hanks selbst bei der Episode Regie führen würde. Der habe sich allerdings ein Video von Ratliffs Vorsprechen angesehen und Zweifel bekommen. Der junge Mann möge doch bitte umgehend zu einem erneuten Vorsprechen – dieses Mal direkt vor Hanks – erscheinen. Denn der sei der Meinung, Ratliff würde jeglicher Ausdruck fehlen und dass er „tote Augen“ habe.

    Panisch eilte der Anfänger zum Produktionsgebäude, traf dort auf Hanks und sprach für ihn noch einmal vor. Im Anschluss wurde Ratliff dann kurz und bündig von einem Assistenten mitgeteilt, dass man beschlossen habe, die Rolle neu zu besetzen. Private Zielinski wurde daraufhin von Adam Sims verkörpert, der danach noch unter anderem im Sci-Fi-Thriller „Narcopolis“ zu sehen war und heutzutage hauptsächlich als Synchronsprecher für Videospiele wie zuletzt „RoboCop: Rogue City“ arbeitet.

    "Wir haben keine Kraft mehr": Steven Spielberg schickte die Darsteller seiner Kriegs-Serie durch die Hölle

    Ratliff hingegen war raus aus „Band Of Brothers“ und entsprechend am Boden zerstört. Nach einigen Jahren und diversen weiteren Negativerfahrungen war er – mittlerweile in New York City – kurz davor, seinen Traum endgültig aufzugeben. Ein Freund empfahl ihm jedoch, es mal mit Improvisationstheater und Stand-Up-Comedy zu probieren. Bei einem solchen Auftritt erzählte Ratliff eines Tages spontan und sich selbst auf die Schippe nehmend von seiner Begegnung mit Tom Hanks. Die Geschichte kam beim Publikum so gut an, dass er damit weitermachte und das Ganze zu einer richtigen Kabarettnummer entwickelte.

    Nicht zuletzt dank dieser bekam Ratliff schließlich doch noch einen Fuß in die Tür des Film- und TV-Geschäftes. So erhielt er stetig größer werdende Gastrollen in populären TV-Serien wie „Search Party“, „The Blacklist“, „Unbreakable Kimmy Schmidt“ und „The Marvelous Mrs. Maisel“. Dabei lernte er prominente Kolleg*innen à la Jon Hamm, D'Arcy Carden oder Zach Woods kennen, die seine Nummer ebenfalls witzig fanden und ihn dazu ermutigten, noch mehr daraus zu machen. Ratliff entschloss sich, einen Podcast um seine frühen Erfahrungen zu produzieren und nannte diesen, nach den Worten von Tom Hanks, „Dead Eyes“.

    Wiedersehen nach 22 Jahren

    „Dead Eyes“ stellte sich schnell als großer Hit heraus – auch weil Ratliff in der Podcast-Reihe nicht nur über seine eigenen Erfahrungen im Filmbusiness sprach, sondern zudem Interviews mit unter anderem Hamm, Carden und Woods sowie weiteren Stars vom Kaliber Rian Johnson, Seth Rogen und Judd Apatow über deren ebenfalls nicht gerade einfachen Anfänge führte. Als besonderen Clou schaffte Ratliff es im Laufe der insgesamt drei Staffeln zudem auch den einen oder anderen an „Band Of Brothers“ beteiligten Kollegen vor sein Mikro zu bekommen. Zu diesen zählen der Mann, der ihn damals ersetzte, Adam Sims, Ron Livingston und sogar Tom Hanks‘ Sohn Colin Hanks.

    Überraschenderweise stellten sich Colin sowie seine Schwester Elizabeth Hanks als große Fans von „Dead Eyes“ heraus. Sie waren es schließlich, die ihren Vater auf den populären Podcast aufmerksam machten. Der konnte sich nicht mehr an den Vorfall in England erinnern, war aber offenbar ehrlich entsetzt, davon zu hören. „Ich war fassungslos“, gestand er. „Ich war – mir wurde tatsächlich heiß und kalt. Mein Herzschlag schoss in die Höhe und ich sagte: ‚Ich habe – ich habe was? Ich habe was getan?‘“

    Das Ganze ließ Hanks keine Ruhe mehr. Über sein Management nahm der Superstar bald darauf Kontakt mit Connor Ratliff auf, um sich nach all den Jahren für sein wenig einfühlsames Verhalten und seine gemeinen Worte zu entschuldigen. Schließlich stimmte er sogar zu, im großen Serienfinale des Podcasts als Gast aufzutreten. In einer 90 Minuten langen Sendung kamen die beiden Männer so zum ersten Mal nach 22 Jahren wieder zusammen und sprachen ausführlich über alles.

    Die daraus resultierende Episode wurde von Fans und Kritikern gefeiert. So nannte das renommierte Time Magazine sie „überraschend witzig und einfühlsam“ und nahm „Dead Eyes“ sogar in seine Liste der besten Podcasts des Jahres 2022 auf. Eine schmerzhafte Erfahrung führte für Connor Ratliff also nicht nur zu einem ungewöhnlichen Karrierestart, sondern obendrein noch zu einer neuen, komplett unerwarteten Freundschaft.

    Ob es irgendwann auch ein Aufeinandertreffen zwischen Tom Hanks und Uma Thurman kommt? Der „Kill Bill“-Star hat in der Vergangenheit nämlich ebenfalls eine unangenehme Erfahrung mit dem zweifachen Oscar-Preisträger gemacht, wie ihr im folgenden Artikel nachlesen könnt:

    "Wäre besser im Schultheater aufgehoben": So ekelte Tom Hanks einen Tarantino-Star aus einem seiner größten Flops

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