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    Einer der besten Filme von Quentin Tarantino hat eine starbesetzte Fortsetzung – und kaum jemand weiß es!
    Michael Bendix
    Michael Bendix
    -Redakteur
    Schaut pro Jahr mehrere hundert Filme und bricht niemals einen ab. Liebt das Kino in seiner Gesamtheit: von Action bis Musical, von Horror bis Komödie, vom alten Hollywood bis zum jüngsten "Mission: Impossible"-Blockbuster.

    „Jackie Brown“ ist einer der besten (und unterschätztesten) Filme von Quentin Tarantino – der sich eine Figur mit einem anderen 90er-Jahre-Kultfilm teilt.

    Jackie Brown“ geht in der Vita von Quentin Tarantino oft ein bisschen unter – zu Unrecht! Vielleicht liegt es daran, dass der lässige Gangster-Thriller in seiner Filmografie als Roman-Adaption eine Sonderstellung einnimmt und nach dem vergleichsweise knalligen, bis zum Rand mit ikonischen Sätzen und Momenten gefüllten Über-Kultfilm „Pulp Fiction“ ein paar Gänge zurückfährt. Doch nicht nur der Autor dieser Zeilen hält „Jackie Brown“ für einen der besten Filme des „Once Upon A Time... In Hollywood“-Regisseurs, gerade weil er die Erwartungen an eine Blaxploitation-Hommage (in der Titelrolle ist Genre-Legende Pam Grier zu sehen) so konsequent wie elegant unterläuft und ganz andere Seiten an Quentin Tarantino offenbart – wenn man so will, ist es sogar sein einziger romantischer Film.

    Doch hättet ihr gewusst, dass es zu „Jackie Brown“ eine Art Fortsetzung gibt, die nur ein Jahr später erschienen ist und mit Superstars wie George Clooney aufwartet? Der Grund dafür liegt in der literarischen Vorlage: „Rum Punch“ ist nur einer von mehreren Romanen des Schriftstellers Elmore Leonard, in denen die Figur des FBI-Agenten Ray Nicolette auftaucht, im Film gespielt von Michael Keaton („Batman“). 1998 nahm sich Steven Soderbergh mit „Out Of Sight“ ein weiteres Buch aus der ansonsten nur äußerst lose zusammenhängenden Reihe vor – und kam auf eine ungewöhnliche Idee: Wie wäre es, wenn er die Rolle des Ray Nicolette einfach mit demselben Schauspieler besetzen würde?

    Quentin Tarantino hat Michael Keaton mit Jägermeister abgefüllt, damit er zusagt

    Ein genialer Einfall, für den allerdings einiges an Überzeugungsarbeit nötig war. Denn ursprünglich hatte Keaton sogar Tarantinos Angebot abgelehnt, weil er der Meinung war, nicht der richtige Schauspieler für die Rolle zu sein. Der „Django Unchained“-Schöpfer musste ihn schließlich betrunken machen, damit er zusagt. Gegenüber Empire erinnerte sich Keaton wie folgt (via Hollywood.com): „Wir gehen auf dem Sunset Boulevard aus und Quentin füllt uns mit Jägermeister ab. Erstens: Wer trinkt schon Jägermeister? Wie auch immer, ich weiß nicht, was genau passiert ist, aber dann bin ich plötzlich auf dem Weg nach Hause und muss diesen Film machen.“

    Am nächsten Morgen befand er sich dann in der seltsamen Situation, seinem Agenten erklären zu müssen, dass er sich umentschieden hatte – ohne zu wissen, warum. „Ich sage zu ihm: ,Ich nehme an, ich mache es!'“, so der „Birdman“-Star. „Mein Agent ist ganz aufgeregt und fragt: ,Wirklich? Warum?' Und ich antworte: ,Ich weiß es nicht, ich bin erst vor einer Stunde aufgewacht und kann mich nicht daran erinnern.'“ So kam es schließlich, dass Keaton den prominenten Cast um Grier, Robert De Niro, Bridget Fonda, Samuel L. Jackson und Robert Forster vervollständigte – was sich natürlich als goldrichtige Entscheidung herausstellte.

    Doch wie kam es schließlich dazu, dass er den Part nicht nur ein-, sondern sogar zweimal übernahm? Soderbergh war so begeistert von Keatons Darstellung des Ermittlers, dass er ihn unbedingt ebenfalls engagieren wollte. Doch es gab ein Problem: „Jackie Brown“ war ein Projekt von Miramax, während „Out Of Sight“ von Universal produziert wurde – würde das damals noch von den Weinstein-Brüdern geleitete Studio zustimmen, dass ein konkurrierendes Unternehmen dieselbe Figur in einem seiner Filme verwendet? Tarantino, der Soderbergh unterstützen wollte, setzte seine gesamte Überredungskunst ein – und hatte Erfolg.

    Keaton selbst fand die Idee ebenfalls reizvoll, knüpfte seine Zusage aber an eine Bedingung, wie er im Interview mit Entertainment Weekly verriet: „Niemand hatte das [dieselbe Figur in einem ansonsten nicht verwandten Film zu spielen, Anm. d. Red.] jemals getan, und das hat mich gereizt, als Soderbergh anrief. Ich bin ein großer Fan von Steven Soderbergh, und das Drehbuch war so gut. Ich sagte: ,Ich mache es unter einer Bedingung. [Ray] muss zumindest die gleiche Garderobe, den gleichen Haarschnitt, den gleichen Look haben, damit man sagen kann: ,Oh, dieser Typ!' Die Vorstellung, dass eine Figur in einem ganz anderen Film von einem ganz anderen Studio und von einem anderen Regisseur wieder auftaucht, ist für mich der Spaß an der ganzen Sache.“

    Soderbergh ließ sich darauf ein – und „Out Of Sight“ wurde so zu einer Art Geheim-Fortsetzung von „Jackie Brown“, die zumindest im gleichen Universum zu spielen scheint. Heute gelten sowohl das Tarantino-Meisterwerk als auch die Crime-Komödie mit George Clooney und Jennifer Lopez als absolute 90er-Jahre-Klassiker. Übrigens: Auch Samuel L. Jackson ist in beiden Werken zu sehen, spielt aber jeweils unterschiedliche Rollen.

    Wer im Abspann von "Pulp Fiction" genau aufpasst, entdeckt einen gut versteckten Witz von Quentin Tarantino

    Ein ähnlicher Artikel ist zuvor bereits auf unserer französischen Schwesternseite AlloCiné erschienen.

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