Anfang der 1980er erreichte ein jahrzehntelanger Streit seinen Höhepunkt: Eon Productions, das Studio hinter der langlebigen „James Bond“-Filmreihe, bekam Konkurrenz durch einen früheren Kollaborateur des Bond-Schöpfers Ian Fleming!
Denn Filmemacher Kevin McClory bekam die Gelegenheit, innerhalb eines eng gesteckten Rahmens einen 007-Film ohne Eon-Beteiligung auf die Beine zu stellen. Der sollte 1983 nach zahlreichen Verzögerungen in die Kinos kommen und als Startschuss für McClorys eigene Bond-Filmreihe dienen. Deshalb arbeitete Eon mit Hochdruck daran, dieser Attacke etwas entgegenzusetzen.
Eons Schachzug läuft heute im Free-TV: VOX zeigt am 23. Januar 2025, ab 22.55 Uhr „James Bond 007 – Octopussy“ – also den Agenten-Actioner, mit dem Roger Moore in einen Kino-Wettstreit mit Ur-James-Bond Sean Connery zog! Falls ihr Moores unter anderem in Indien und der DDR spielende Mission zeitlich flexibel erleben möchtet, könnt ihr sie via Amazon Prime Video als VOD beziehen:
"Octopussy": Purer Agenten-Zirkus
James Bond (Roger Moore) wird auf den zwielichtigen Kamal Khan (Louis Jourdan) angesetzt. Dem wird angelastet, an der Ermordung eines britischen Agenten 009 beteiligt zu sein. Zudem soll er mit dem sowjetischen General Orlov (Steven Berkoff) einen Raketenangriff auf eine US-Luftwaffenbasis auf deutschem Boden planen, um den dritten Weltkrieg auszulösen. Bonds Spur führt ausgerechnet über einen Zirkus, dem die ominöse Octopussy (Maud Adams) angehört und die mit dem Verschwörer befreundet ist...

Regisseur John Glen gelingt in „Octopussy“ ein kleines, tonales Wunder: Bond muss sich im Schlussakt als Clown (!) verkleiden, um rechtzeitig eine nukleare Bombe entschärfen zu können. Was in Standbildern ein peinliches Bild abgibt, ist im Gesamtkontext dank Moores jegliche Ironie abstreifendem, gebanntem Spiel, Glens Bildführung und einer effektiven Montage erstaunlich packend!
Auch zuvor hat „Octopussy“ einige denkwürdige Momente, darunter waghalsige Stunts auf einem fahrenden Zug sowie den flotten Einsatz eines Mini-Jets im Prolog. Dazwischen gerät der Film jedoch ins Schleudern, vor allem während eines Abstechers zu einer Art Amazonen-Kult: Da versuchte man offenbar, den Zauber des von Voodoo handelnden Moore-Debüts „Leben und sterben lassen“ zu wiederholen, landete aber eher in der Videokassetten-Grabbelkiste mit piefig-verkrampften Filmen, die sich als prickelnd und gewagt verkaufen.
So kam es zum Duell Bond Vs. Bond
Fleming werkelte in den frühen 1960ern mit Kevin McClory und Drehbuchautor Jack Whittingham an einem Skript für einen potentiellen Bond-Film. Als dieses aufgrund von Budgetsorgen aufgegeben wurde, verarbeitete der Schriftsteller Ideen aus dem Filmskript in seinem Bond-Roman „Feuerball“.
McClory beschuldigte Fleming daraufhin der Urheberrechtsverletzung – ein Rechtsstreit, der zwar vor Flemings Tod aus der Welt geschaffen wurde, aber alsbald neue Gestalt annahm: Eon musste sich mit McClory über die „Feuerball“-Verfilmung einig werden. Ein diffiziles Thema, das in weitere Rechtsstreitigkeiten mündete und in den 1970ern dazu führte, dass einst von McClory etablierte Elemente des 007-Mythos aus weiteren Eon-Filmen gestrichen wurden.
McClory wiederum erkämpfte sich das Recht, ein Remake von „Feuerball“ zu drehen – wenngleich mit einigen kreativen Einschränkungen, um nicht mit den Erkennungsmerkmalen der Eon-Reihe zu kollidieren. Da es ihm aber gelang, für den letztlich „Sag niemals nie“ betitelten Film Connery zu gewinnen, lastete trotzdem großer Erfolgsdruck auf Eon-Boss Albert R. Broccoli und seinem Star Roger Moore.
"Octopussy" markierte das Kino-Revier
Das hatte Einfluss auf die Moore-Mission. Beispielsweise setzte Komponist John Barry in seiner „Octopussy“-Filmmusik außergewöhnlich häufig auf die Bond-Erkennungsmelodie, die in „Sag niemals nie“ nicht auftauchen durfte. Und dass Rita Coolidge im von Tim Rice getexteten Titelsong von einem „All Time High“ sowie einer langen, intensiven Liebe trällert, dürfte auch kein Zufall sein.
Einen Allzeitrekord stellte der Film zwar nicht auf, aber er holte den ersehnten Sieg: Im Bond-Wetteifern legte „Octopussy“ mit einem weltweiten Einspielergebnis von 187,5 Millionen Dollar vor. Der ein paar Monate später gestartete „Sag niemals nie“ spülte hingegen 160 Millionen Dollar in die Kassen. Moores Film ging auch in Deutschland als Sieger hervor:
Für „Octopussy“ wurden hierzulande 4,33 Millionen Eintrittskarten gelöst, „Sag niemals nie“ lockte indes 3,6 Millionen Menschen in die deutschen Lichtspielhäuser. Im Ranking der FILMSTARTS-Community hat aber das „Feuerball“-Remake die Nase vorn. Falls ihr dennoch neugierig seid, was Moore getan hat, um alles in allem aus dem Schatten Sean Connerys zu treten, dann dürft ihr den folgenden Artikel nicht auslassen:
So hat sich 007-Star Roger Moore aus dem Schatten von Bond-Legende Sean Connery befreit*Bei den Links zum Angebot von Amazon handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diese Links oder beim Abschluss eines Abos erhalten wir eine Provision. Auf den Preis hat das keinerlei Auswirkung.