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    Zum Kinostart von „King Arthur: Legend Of The Sword“: Wie Guy Ritchie den mittelalterlichen Mythos und modernes Actionkino unter einen Hut bringt

    Am 11. Mai kommt „King Arthur: Legend Of The Sword“ von Guy Ritchie in die deutschen Kinos. Der Regisseur geht dabei sehr frei mit dem Sagenstoff um – wir haben den Mythos mit dem Film verglichen.

    Warner

    Dass Guy Ritchie sich nicht sklavisch an die Vorlagen seiner Filme hält, war zuletzt bei seiner vergnüglichen Agentenfilmparodie „Codename: U.N.C.L.E.“ zu sehen. Auch bei echten Klassikern wie den „Sherlock Holmes“-Abenteuern von Arthur Conan Doyle macht der Brite diesbezüglich keine Ausnahme. Statt einen gealterten Mann mit Mütze und Pfeife schickte Ritchie in seinen beiden Filmen mit dem Meisterdetektiv also den flotten Mittvierziger Robert Downey Jr. auf actionreiche Verbrecherjagd. Sein Holmes zeigte nicht nur in illegalen Untergrund-Boxkämpfen vollen Körpereinsatz, sondern begegnete überdies allen Herausforderungen mit einem sehr heutigen ironischen Humor.

    Die Frischzellenkur tat dem viktorianischen Helden nicht nur an der Kinokasse gut und so verwundert es kaum, wenn der Regisseur von „Bube, Dame, König, grAs“ sich auch der berühmten Artussage auf ganz eigene Weise nähert. Wie es Tory Tunnell, einer der Produzenten von „King Arthur: Legend Of The Sword“ treffend formuliert: „Wir sehen das Mittelalter durch die Augen von Guy Ritchie. Das ist überraschend und aufregend!“

    Doch wo hält sich Ritchie an die Überlieferung? Welche Elemente des Mythos hat er angepasst? Und in welchen Punkten haben der Filmemacher und seine Drehbuch-Co-Autoren Joby Harold (der zurzeit auch das Drehbuch zu „Robin Hood: Origins“ schreibt) und Lionel Wigram („Sherlock Holmes“) ihrer Fantasie vollständig freien Lauf gelassen?

    Um diese Fragen beantworten zu können, muss man zunächst wissen, dass es nicht DIE EINE Artus-Sage gibt. Erstmalig erwähnt wurde der legendäre König um das Jahr 840 in der Chronik „Historia Brittonum“ des walisischen Mönchs Nennius. Spätestens ab dem 11. Jahrhundert spann sich um die Figur ein umfassendes Mythen-Netz, verschiedenste Autoren führten die Geschichte in verschiedene Richtungen weiter – der grundlegende Kern blieb jedoch meist derselbe.

    Der wohl prägnanteste und offensichtlichste Unterschied zwischen Sage und Film betrifft die Persönlichkeit von Artus (= Arthur) selbst. Im Laufe der Zeit wurde er in der Überlieferung zum romantisierten Ebenbild des edlen und gütigen Ritters, zum höfischen Ideal. Doch in Ritchies Augen funktioniert eine solche Heldenfigur heutzutage nicht mehr, wie er gegenüber Entertainment Weekly erklärte: „Das ist nicht interessant. Luke Skywalker ist die langweiligste Figur in „Star Wars“, weil er der Gute ist. Gute Typen sind halt öde.“ Aus diesem Grund ist der von „Sons Of Anarchy“-Star Charlie Hunnam verkörperte Arthur auch ein vorlauter und draufgängerischer Schelm, der gerne mal „Fuck“ sagt und mit seiner Bande die Straßen von Londinium – dem heutigen London – unsicher macht: Aus dem schmucken Gentleman der Sage wird ein gewitzter Tunichtgut mit losem Mundwerk.

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    Jede Zeit bekommt den Arthur, der zu ihr passt. Mal ist er Heerführer und Eroberer, mal passiver Herrscher und Inspirator. Mal ist er keusches, moralisches Vorbild, mal begeht er Ehebruch. Und in Guy Ritchies 2017er-Version wird er nun von Prostituierten aufgezogen, prügelt sich, flucht und will mit seinem königlichen Schicksal, von dem er zunächst nichts ahnt, eigentlich gar nichts zu tun haben. Für diesen generalüberholten Titelhelden gibt die Sage keinen so recht passenden Gegenspieler her. Also befördern die Filmemacher eine Nebenfigur zum großen Antagonisten: Der römisch-britische Warlord Vortigern (der trotz unzuverlässiger Quellenlage wahrscheinlich – wenn auch nicht unter diesem Namen – im 5. Jahrhundert wirklich existiert hat) hat in der Überlieferung des Stoffes nie eine große Rolle gespielt, aber in „Legend Of The Sword“ ist der von Jude Law verkörperte Tyrann als Bruder von König Uther Pendragon (Eric Bana) nicht nur Arthurs Onkel, sondern auch seine Nemesis.

    Die Figur, die im Vergleich zu den mittelalterlichen Sagen aber die wohl größte Transformation durchmachte, ist Mordred (Rob Knighton). Dieser tritt ganz zu Beginn des Films auf und ist ein mächtiger, bösartiger Magier, der – unter anderem mit der Hilfe von gigantischen Elefantenwesen – das ganze Land unterjocht. Übernommen wurde hier lediglich, dass es sich bei Mordred um einen der großen Antagonisten von Arthur handelt. In der Überlieferung ist er jedoch ein Nachfahre des Königs – zumeist sein Sohn, den Arthur mit seiner Halbschwester Morgana zeugte, teilweise aber auch sein Neffe –, der ihm entgegentritt, um die Herrschaft an sich zu reißen und damit letztlich das tödliche Schicksal beider besiegelt.

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    Guy Ritchie und seine Mitstreiter gehen sehr frei mit dem Stoff um, aber allen Anpassungen zum Trotz ist die DNA der Vorlage stets erkennbar. Es treten weitere bekannte Figuren wie Parzival (Craig McGinley) oder Sir Bedivere (Djimon Hounsou) auf, es gibt einen Verweis auf die Geschichte der Herrin vom See. Zudem führt die Reise des Helden selbstverständlich nach Camelot und das mächtige Schwert Excalibur, das nur der rechtmäßige König Arthur aus dem Stein ziehen kann, spielt eine ganz zentrale Rolle. Genau wie die Magie. Für die ist in der Sage hauptsächlich der berühmte Zauberer Merlin zuständig (der im Film immerhin ein kleines Gastspiel gibt), während das Fantastische im neuen „King Arthur“-Kinouniversum, das in den kommenden Jahren noch durch sechs weitere Filme ausgebaut werden soll, insgesamt eine noch sehr viel prominentere Rolle spielt.

    Die Filmemacher nutzen einerseits die neuesten technischen Möglichkeiten und kreieren wolkenkratzerhohe Kriegselefanten, Schlangen von der Länge eines Kreuzfahrtschiffes und noch viele weitere bedrohliche und optisch beeindruckende Kreaturen. Andererseits sorgen sie mit der effektvollen Visualisierung von Arthurs Albtraumvisionen und einigen gleichsam übernatürlichen Zeit- und Ortssprüngen für wahrhaft magische Momente.

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    Die größte Qualität von „King Arthur: Legend Of The Sword“ ist bei all dem, dass sich Mittelalter-Abenteuer, bombastisches Popcorn-Kino und die Persönlichkeit des Regisseurs ganz organisch gegenseitig ergänzen: Wenn die Jugend Artus‘ in einer atemlosen und mit einem treibenden Rock-Score unterlegten Montage zusammengefasst wird, wenn die Protagonisten sich in bester Guy-Ritchie-Manier flapsige Sprüche um die Ohren knallen oder wenn perfekt choreografierte Schwertkämpfe über die Leinwand beben, dann trifft der Film einfach den Nerv der Zeit. Und wenn es doch mal ein bisschen hakt, dann hilft ein Witz an der richtigen Stelle.

    „King Arthur: Legend Of The Sword“ kommt am 11. Mai 2017 in die deutschen Kinos!

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