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    "8 Tage" lohnt sich nicht: Wenn der Weltuntergang einfach nicht schnell genug kommen kann!

    Die Sky-Serienoffensive geht weiter: Nach „Babylon Berlin“, „Das Boot“ und „Der Pass“ versucht man sich mit „Acht Tage“ erneut an einem potenziellen Blockbuster-Stoff. In unserer Kritik zur Serie sind wir vom Weltuntergang jedoch schwer enttäuscht.

    Sky / Neuesuper / Stephan Rabold

    In einer Szene aus „8 Tage“ sehen wir, wie eine der unsäglich unsympathischen Hauptfiguren zum Zeitvertreib eine Reihe von Glückskekssprüchen vor sich ausbreitet. Und wir hegen den starken Verdacht, dass die simplen Sinnsprüche aus dem Süßgebäck auch sonst als zentrale Inspirationsquelle für die nichtssagenden Lebensweisheiten gedient haben könnten, die in der deutschen Sky-Event-Eigenproduktion an allen Ecken und Enden immer wieder aufploppen. Das würde zumindest erklären, warum die Dialoge und die Konflikte in der Serie jegliches emotionales Gewicht vermissen lassen, das man angesichts der dramatischen Endzeit-Prämisse eigentlich erwarten würde.

    Darum geht's in "8 Tage"

    Es geht um nicht weniger als den Weltuntergang! Ein gigantischer Asteroid rast auf die Erde zu und soll schon bald an der französischen Küste einschlagen. Auch Deutschland liegt damit in der sogenannten Kill-Zone, ein Überleben ist hier so gut wie ausgeschlossen. Nachdem ein amerikanischer Versuch, den Aufprall mithilfe von Atomraketen zu verhindern, fehlgeschlagen ist, bleiben den Menschen in den betroffenen Regionen nur noch die titelgebenden acht Tage bis zum Einschlag. Während manche – wie die im Zentrum stehende Familie von Uli (Mark Waschke) und Susanne (Christiane Paul) – die verzweifelte Flucht Richtung Osten antreten, hoffen andere auf einen der umkämpften Plätze in den Schutzbunkern oder ergeben sich sogar gleich direkt ihrem Schicksal...

    Dass die US-Rettungsmaßnahmen schon zu Beginn scheitern, ist nicht nur ein ausgestreckter Mittelfinger in Richtung solcher überzogener Katastrophen-Späße wie „Armageddon“. So ist auch von vornherein klar, dass es in „8 Tage“ eben nicht um abgefahrenen Heldenschnickschnack geht, sondern man anhand von Einzelschicksalen ein intimeres Drama über ganz normale Menschen in einer Extremsituation erzählen will, die sich plötzlich mit den ganz großen existenziellen Fragen auseinandersetzen müssen: Wie verhält man sich, wenn man mit dem sicheren Tod konfrontiert wird? Und was sagt das eigentlich über einen selbst aus? Ein eigentlich spannender Ansatz, der in „8 Tage“ jedoch weitestgehend im Sande verläuft.

    Apokalypse ohne Apokalypse

    Zu ihrem auf dem Papier so faszinierenden Gedankenexperiment haben die Macher selbst kaum einen faszinierenden, erhellenden oder packenden Gedanken. Potenziell aufwühlende Themen werden allenfalls oberflächlich angerissen (Stichwort: umgekehrte Flüchtlingsproblematik, Versäumnisse der Regierung) und in den meisten Fällen genauso schnell auch wieder fallengelassen. Hier wird auf apokalyptischer Sparflamme gekocht, nur selten geht man in die Vollen oder dahin, wo es wirklich wehtut. Diese Harmlosigkeit, die erst gegen Ende – und damit zu spät – ein wenig überwunden wird, ist der Todesstoß für ein solches Weltuntergangsszenario. Umgekippte Einkaufswagen, sich anrempelnde Menschen und ein paar leere Straßenzüge – der behauptete Ausnahmezustand ist hier schlicht nicht greifbar, vor allem wenn man sich als Schauplatz dann auch noch eine Großstadt wie Berlin aussucht. Verzweiflung, Panik und Untergangsstimmung kann man zweifellos auch ohne ausufernden Bombast und großes Budget eindringlicher veranschaulichen.

    Und selbst wenn es für kurze Zeit mal hart auf hart kommt, spielt das eine halbe Szene später schon so gut wie keine Rolle mehr. Da wird eine Mutter aus heiterem Himmel zur Zweifachmörderin, was nach ein paar Alibi-Tränen aber keinen weiteren Effekt auf sie hat. Kinder sehen mit an, wie Soldaten sich gegenseitig niedermähen und zucken höchstens mal kurz mit den Schultern. Die meisten Schicksalsschläge oder Hindernisse werden durch Ignorieren oder glückliche Fügungen im Handumdrehen überwunden, ein Gefühl wirklicher Bedrohung stellt sich überhaupt nur selten ein. Da macht selbst der Zombie-Dauerbrenner „The Walking Dead“ im müden neunten Jahr noch immer einen besseren Job, wenn es darum geht, die Konsequenzen des Handelns beim Zusammenbruch der Zivilisation nachvollziehbar abzubilden.

    Sky / Neuesuper / Stephan Rabold

    Figuren, die auf der Stelle treten

    Der Großteil der Figuren macht in „8 Tage“ keine spürbare Entwicklung durch. So bleiben sie bis zum Ende nur klischeehafte Stereotype: Der korrupte Politiker denkt auch ganz am Ende immer einen Moment zu spät nicht mehr nur an sich, der psychopathische Bauunternehmer darf auch im Finale noch psychopathisch sein und die besorgten Eltern sind in der ersten Folge genauso flach wie in der letzten. Eine vertane Chance, dem Ensemble mehr Profil zu verleihen (da helfen auch die Mini-Rückblenden zu Beginn der Folgen nichts).

    Selbst der Versuch, dem ganzen so seltsam fernbleibenden Geschehen zumindest mit der Brechstange noch etwas Gefühl abzutrotzen, geht nach hinten los. Wenn in halbwegs emotionalen Momenten plötzlich – und das immer wieder – opernhaft-melodramatischer Gesang einsetzt, wähnt man sich eher in einer Parodie als in einem ernstgemeinten Drama. Unfreiwillig komisch wird es auch, wenn versucht wird, einen Ex-Knacki (David Schütter) als modernen Heiland zu etablieren (grundsätzlich keine schlechte Idee), der zwar keinen einzigen normalen Satz hervorbringt, aus völlig unerfindlichen Gründen aber eine Schar buntzusammengewürfelter Anhänger um sich versammelt, obwohl die ihn kurz zuvor noch für einen ausgemachten Spinner gehalten haben.

    Highlight Devid Striesow

    „8 Tage“ ist ungemein dröge. Aber das gilt nicht für Devid Striesow. Der Ex-„Tatort“-Kommissar agiert mit seinem leidenschaftlichen Spiel zwar bisweilen an der Grenze zur Karikatur, hat dabei aber sichtlich Spaß. Als diabolischer Witwer und Bunkerbauer Klaus, der fröhlich manipuliert, ausnutzt und Leuten mit Kettensägen den Bauch aufschlitzt, dreht er immer wieder völlig frei, schafft dabei aber trotzdem den Spagat zwischen unterhaltsamem Szenendieb und verachtungswürdigem Bösewicht. Der Rest des Ensembles wirkt gerade dagegen weitestgehend blass. Da können selbst so tolle Darsteller wie Christiane Paul, Mark Waschke oder Henry Hübchen nicht viel ausrichten. Der von Hübchen gespielte Ex-NVA-Soldat ist nach der wiederholt-plumpen Betonung seiner Liebe zur untergegangenen DDR aber immerhin eine der wenigen Figuren, die im Verlauf der Serie noch eine zusätzliche überraschende Facette offenbaren dürfen.

    Sky / Neuesuper / Stephan Rabold

    Trotz aller inhaltlicher Unzulänglichkeiten will man am Ende aber natürlich trotzdem wissen, wie das Ende aller Enden denn nun wirklich aussehen wird: Und tatsächlich kann sich „8 Tage“ in den letzten Minuten noch einmal etwas aufbäumen und endlich mit akut spürbarer Gefahr für ein wenig mehr beklemmende Stimmung sorgen – nur kommt das leider viel zu spät. Immerhin findet die Serie einen starken Schlusspunkt, der mit einer fantastischen (fast) finalen Einstellung gekrönt wird. Ob es sich dafür allerdings lohnt, sich durch die vorangehenden 360 Minuten zu kämpfen, würden wir jedoch verneinen.

    Fazit

    Es ist erfreulich, dass solche großgedachten Konzepte wie „8 Tage“ heutzutage auch in Deutschland umgesetzt werden. Umso bedauerlicher ist es aber, wenn diese faszinierenden Ideen in einem solch oberflächlichen und wenig aussagenden Ergebnis versanden. „8 Tage“ ist leider der bisherige Tiefpunkt in der zuletzt so ambitionierten deutschen Serienoffensive von Sky.

    Die acht Episoden von „8 Tage“ laufen ab dem heutigen 1. März 2019 immer Freitagabend bei Sky 1. Zum Auftakt gibt es ab 20.15 Uhr direkt die ersten beiden Folgen am Stück, in den kommenden Wochen wird jeweils um 21.00 Uhr eine einzelne Episode gezeigt. Schon jetzt kann die komplette Staffel zudem flexibel über Sky Ticket abgerufen werden.

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