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    "Chernobyl": Der wahre Horror hinter der Katastrophen-Serie

    In der neuen Miniserie „Chernobyl“ wird der verheerende Reaktorunfall nahe der titelgebenden ukrainischen Stadt dramaturgisch aufbereitet. Zur besseren Einordnung der Geschehnisse wollen wir einen genaueren Blick auf die realen Hintergründe werfen.

    HBO / Sky

    Wenn man den Namen Tschernobyl hört, denkt man nach wie vor unweigerlich an die schreckliche Nuklearkatastrophe, die sich am 26. April 1986 in der Nähe der gleichnamigen ukrainischen Stadt ereignet hat. Den Machern der HBO-Sky-Co-Produktion „Chernobyl“ reicht dementsprechend dieser einfache Titel, um klar zu machen, worum es in ihrer Miniserie geht. In fünf Folgen werden die Geschehnisse für den Zuschauer, die damals zu einer der bis heute schlimmsten, vom Menschen herbeigeführten Katastrophen führten, aufbereitet.

    Gleichzeitig werden auch die Geschichten der Männer und Frauen erzählt, die ihr Leben riskierten, um die verheerenden Auswirkungen, so gut es ging, einzudämmen. Dass bei dieser inhaltlichen Fülle so manche Ereignisse und Entwicklungen im Sinne der Dramaturgie verdichtet oder verkürzt werden, ist normal. Und auch wenn man sich größtenteils an den realen historischen Fakten abarbeitet, lohnt es, sich zur Einordnung der Serienhandlung die damaligen Ereignisse noch einmal vor Augen zu führen.

    Was ist wirklich passiert?

    Ausgangspunkt für den Unfall im Kernkraftwerk Tschernobyl war ein simulierter Stromausfall, bei dem demonstriert werden sollte, dass das Kraftwerk auch in einem solchen Fall in der Lage war, genügend Energie zu produzieren, um die nötigen Reaktor-Kühlsysteme weiter zu betreiben. Im Laufe des Versuchs kam es jedoch sowohl zu mehreren Bedienfehlern als auch zur Missachtung wichtiger Sicherheitsvorschriften. So wurde nicht nur versäumt, das Notkühlsystem nach einer zwischenzeitlichen Abschaltung wieder in Betrieb zu nehmen, auch wurde die Reaktorleistung versehentlich auf einen zu niedrigen Wert heruntergefahren.

    Planmäßig wollte man die Leistung auf einen Wert von etwa 25 Prozent reduzieren, alles unter 20 Prozent würde die Leistungsfähigkeit und Sicherheit des Reaktors gefährden. Wahrscheinlich durch den Eingabefehler eines Mitarbeiters oder einen technischen Defekt (genau geklärt ist das bis heute nicht) fiel die Reaktorleistung in der Nacht vom 25. auf den 26. April 1986 aber plötzlich auf nur noch ein Prozent. Um dem entgegenzuwirken, wurden mehrere Steuerstäbe, die zur Kontrolle des Reaktors dienten, aus dem Kern entfernt – ohne das gewünschte Ergebnis. Obwohl damit sowohl die Anzahl der Steuerstäbe als auch das Leistungsniveau des Reaktors die zulässigen Werte deutlich unterschritten, sah man von einer Abschaltung ab und entschied sich stattdessen dafür, den Versuch fortzuführen. Dafür wurde sogar ein entsprechend eingerichtetes Signal für eine Notabschaltung blockiert.

    Sky UK Ltd / HBO

    Als im Zuge der Simulation die Ventile der Turbinengeneratoren geschlossen wurden, stieg die Temperatur im Reaktor schnell an, was letztlich auch eine plötzliche und unkontrollierte Steigerung der Reaktorleistung zur Folge hatte. Schließlich konnte das Unheil auch durch die nun versuchte Abschaltung nicht mehr abgewendet werden: Im Zusammenspiel mit Bauart-Eigenheiten des Reaktor-Typs, die den instabilen Zustand weiter begünstigten, wurden große Energiemengen freigesetzt, die schließlich zur Kernschmelze und zwei Explosionen führten. Diese waren so stark, dass sie sogar die mehrere Hundert Tonnen schwere Abdeckung des Reaktors und das Dach des Gebäudes darüber sprengten, woraufhin radioaktives Material freigesetzt wurde.

    Was waren die Folgen?

    Das Unglück im Kernkraftwerk Tschernobyl war der erste Vorfall dieser Art, der auf einer entsprechenden Bewertungsskala in die höchste Kategorie GAU (größter anzunehmender Unfall) eingestuft wurde. Die Auswirkungen waren verheerend, nicht zuletzt da die Bevölkerung in der unmittelbaren Umgebung der Städte Prypjat und Tschernobyl zunächst von der sowjetischen Regierung nicht darüber informiert und so erst Tage später evakuiert wurde – während der größte Teil der radioaktiven Strahlung in den ersten zehn Tagen nach der Kernschmelze aus dem Kraftwerk entwich.

    Als die Sache dann endlich publik gemacht wurde, bemühten sich Zehntausende Helfer unter Einsatz (und teilweise Verlust) ihres Lebens darum, die Folgen für den Rest Europas möglichst gering zu halten. Dennoch gelangten Teile der Strahlung, die an die Luft abgegeben wurden, über Wolkenbildung und Winde in weite Teile des Kontinents, wo sie als Niederschläge in den Boden übergingen. Stärkere radioaktive Konzentrationen waren (und sind mitunter bis heute) bis nach Skandinavien, Italien, Österreich und sogar Süddeutschland nachzuweisen. Am stärksten betroffen waren aber die umliegenden Gebiete der heutigen Länder Ukraine, Russland und Weißrussland. Tausende Quadratkilometer Land wurden dort kontaminiert und können auch heute noch nicht landwirtschaftlich (oder anderweitig) genutzt werden.

    Und natürlich waren auch die Menschen selbst von den Auswirkungen Tschernobyls betroffen. Während der WHO zufolge an akuter Strahlenerkrankung 50 Menschen starben, ist die Zahl derjenigen, die den weiteren Auswirkungen der freigesetzten Radioaktivität bereits zum Opfer fielen und wohl noch fallen werden, weitaus höher anzusiedeln. Da die Langzeitfolgen, etwa wie stark erhöhtes Krebsrisiko, noch immer nicht in ihrem vollen Ausmaß abzusehen sind, gehen die Schätzungen hier zum Teil weit auseinander. Während die WHO hier rund 4.000 Todesfälle für möglich hält, gehen andere Quellen von bis zu 60.000 Toten aus, die auf die Reaktorkatastrophe zurückzuführen sein werden.

    Wie all diese schockierenden und bis heute nachwirkenden Ereignisse in der Miniserie „Chernobyl“ aufbereitet wurden, ist hierzulande ab dem heutigen 14. Mai 2019 immer dienstags um 20.15 Uhr auf Sky Atlantic HD und über Abruf via Sky Ticket, Sky Go und Sky On Demand zu sehen.

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