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    Neuauflage in Serie: Darum ist "Der Name der Rose" zeitlos und mehr als bloß Murder-Mystery

    Umberto Ecos „Der Name der Rose“ wurde bereits 1986 als Spielfilm adaptiert – im Serienformat soll die Geschichte nun mehr Raum bekommen. Wir haben Hauptdarsteller Damian Hardung („Das schönste Mädchen der Welt“) zum Interview getroffen.

    2019 Palomar/11 Marzo Film / Fabio Lovino

    Die Geschichte von Umberto Ecos „Der Name der Rose“ ist hinlänglich bekannt und wurde 1986 bereits schon einmal verfilmt, damals als Spielfilm mit James-Bond-Darsteller Sean Connery und Christian Slater („Mr. Robot“). In deutsch-italienischer Koproduktion entstand nun eine Serie um die mittelalterliche Kloster-Krimi-Geschichte, die für den 20-jährigen Damian Hardung weit mehr ist als simples Murder-Mystery.

    Wir haben den aus „Club der roten Bänder“ und „Das schönste Mädchen der Welt“ bekannten Hauptdarsteller, der in die Serie in die Rolle des Novizen Adson von Melk schlüpft, zum Interview getroffen und mal nachgefragt, wie er zum ersten Mal mit der Geschichte in Berührung kam, wie es war, mal mit Hollywood-Stars wie John Turturro, Rupert Everett und James Cosmo sowie erstmals auf Englisch zu drehen und was „Der Name der Rose“ eigentlich so zeitlos macht.

    Buch, Film & Serie

    FILMSTARTS: „Der Name der Rose“ ist ein vor allem in Italien verehrter Klassiker von Umberto Eco, auch die Verfilmung von 1986 hat unter Romanverfilmungen besonderen Status. Wie kamst du denn zum ersten Mal mit der Geschichte in Berührung? Ich musste das damals ja noch in der Schule lesen…

    Damian Hardung: Ach, das ist ja spannend! Ich bin tatsächlich zum ersten Mal damit in Kontakt gekommen, als ich über meine Agentur erfahren habe, dass ich für das Casting nach Rom fliegen soll. Ich habe im Urlaub dann gleich das Buch mehrfach gelesen, mich gleichzeitig aber bewusst dagegen entschieden, den Film zu schauen, weil ich einfach meine Version von Adson von Melk abliefern wollte.

    Ich habe dann erst bemerkt, was für eine monumentale Geschichte das eigentlich ist, die in meiner Generation einfach wenig Leute kennen. Deswegen fand ich es auch spannend, mich jetzt im Zuge der Serie so damit auseinandersetzen zu können.

    FILMSTARTS: Das heißt, du hast die Verfilmung mit Sean Connery und Christian Slater bis heute nicht gesehen?

    Damian Hardung: Genau. Ich hatte Angst, mir vorab selbst ein Gefängnis zu bauen, in dem ich drauf achte, wie Christian Slater die Rolle angelegt hat. Und danach habe ich ihn nicht geguckt, weil ich nicht einfach nur den Film schauen, sondern wohl nur drauf achten würde, was die damals anders gemacht haben und wie wir uns mit der Serie davon unterscheiden. Das wäre vermutlich eine reine Analyse, die dem Film auch nicht gerecht werden würde. Aber ich bin mir sicher, der Film ist großartig. Das habe ich von vielen Leuten gehört. Vielleicht werde ich ihn aber irgendwann mal sehen, wenn ich genügend Abstand zur Geschichte gefunden habe.

    Angelo Turetta/Fabio Lovino /Palomar/11 Marzo Film

    Ein besonderes Projekt für Damian Hardung

    FILMSTARTS: „Der Name der Rose“ war dein erstes fremdsprachiges Projekt. War das für dich eine besondere Herausforderung, nicht auf Deutsch zu drehen?

    Damian Hardung: Das Problem war, dass ich davor mal ein Jahr in den USA war und dadurch einen sehr amerikanischen Akzent habe – den gab es in der Zeit, in der die Serie spielt, aber noch nicht. Anfangs habe ich es überhaupt nicht hinbekommen, den abzulegen. Mit Hilfe eines Coaches, den übrigens auch ein megaerfahrener Mann wie John Turturro hatte, haben wir dann sechs Monate an dem Akzent gearbeitet.

    FILMSTARTS: „Der Name der Rose“ ist eine echte Groß-Produktion. Hat sich das für dich auch während der Dreharbeiten bemerkbar gemacht? Hat sich deine Arbeit von deinen bisherigen Projekten unterschieden?

    Damian Hardung: Natürlich, das ist schon was anderes, auch mit so einem renommierten Cast zu arbeiten. Wir waren auch schon über ein halbes Jahr vorher in Kontakt und haben über das Drehbuch und die Dialoge gesprochen. Außerdem war ich auch ein paar Wochen in Rom und sogar eineinhalb Wochen in einem Kloster – man hat da schon deutlich mehr Zeit, um sich vorzubereiten.

    Ein zeitloser Stoff

    FILMSTARTS: Jetzt hast du Jean-Jacques Annauds „Der Name der Rose“ gar nicht gesehen. Glaubst du, die Serie wirkt nun anders als der Film? Eigentlich wird ja dieselbe Geschichte erzählt…

    Damian Hardung: Beides basiert natürlich auf demselben Buch, aber es ist klar, dass der Film irgendwo limitiert ist. In der Serie ist natürlich mehr Zeit, um auch wirklich alle Charaktere zu behandeln und alle Spannungsbögen im vollen Umfang zu erzählen. Das Tolle daran ist, dass man der Geschichte in acht Episoden wirklich gerecht werden und auch dem Theologischen sowie Philosophischen Raum gegeben werden kann – und nicht bloß ein Murder-Mystery erzählt wird, sondern auch Themen angesprochen werden, die zeitlos sind.

    FILMSTARTS: Du bist sicher gespannt, wie das deutsche Publikum auf die Serie reagieren wird. Hat man am Set gespürt, dass für die Italiener deutlich mehr auf dem Spiel steht? Umberto Eco hat da ja nochmal einen anderen Stellenwert…

    Damian Hardung: Ja, man hat von Anfang an gemerkt, dass alle Crew-Mitglieder mit der Geschichte großgeworden sind und deswegen auch voll hinter dem Projekt standen. Es war am Set deutlich zu spüren, dass es sich hier für die meisten um eine besondere Geschichte handelt, die es sich lohnt, zu erzählen.

    FILMSTARTS: Was macht „Der Name der Rose“ nun zu einem zeitlosen Stoff?

    Damian Hardung: Es ist einfach eine große Geschichte, in der jede Figur ganz unterschiedliche Aspekte darstellt. Bei Adson ist es für mich eine Geschichte des Erwachsenwerdens, darüber, was er mit seinem Leben anfangen möchte – ob er ein Mann der Welt mit Frau und Kind sein möchte oder ob er eben das kirchliche Leben wählt. Es spielen auch Aspekte der Gleichberechtigung rein, auch die Flüchtlingskrise wird thematisiert und dann ist da noch die Frage, wer eigentlich weltliche Macht besitzen sollte? Damals die Kirche? Wer besitzt heute wirklich Macht und wie ist diese legitimiert? Es sind einfach viele solcher Punkte, die dazu anregen, Dinge zu hinterfragen, die wir auch heute noch als manifest erachten.

    FILMSTARTS: Gleich in den ersten Minuten der Serie könnte man, wenn man das Setting sieht und das Intro ertönt, an „Game Of Thrones“ denken – und dann wird’s auch recht schnell freizügig. War Nacktheit vor der Kamera eine Hemmschwelle für dich, die du erst überwinden musstest?

    Damian Hardung: Lustig, dass du das ansprichst. [lacht] Anfangs geht es ja noch, aber da Adsons Liebesbeziehung später eine große Rolle spielt, wird das natürlich auch intensiver. Während „Game Of Thrones“ aber oft der Vorwurf gemacht wird, nur der Nacktheit wegen freizügig zu sein, sind jene Szenen in unserer Serie auch von inhaltlicher Bedeutung. Aber es ist natürlich ein sehr intimes Thema, deswegen war es anfangs schon etwas komisch, eine Liebesszene vor dem ganzen Team zu spielen. Da dachte ich schon mal kurz: „Was machst du hier eigentlich? Ich hätte doch lieber Arzt werden sollen.“ [lacht]

    Das Schöne war, dass ich mich beim Regisseur [Giacomo Battiato] aber sehr gut aufgehoben gefühlt habe und auch ein sehr gutes Verhältnis zu Nina [Fotaras], mit der ich die Szenen gespielt habe, hatte. Das hat das Ganze einfacher gemacht, aber ich hatte schon Respekt davor.

    2019 Palomar/11 Marzo Film / Fabio Lovino

    FILMSTARTS: Für Adson geht es in der Geschichte um Glauben und darum, seinen Weg zu finden. Was ist denn Glaube für dich?

    Damian Hardung: Ich glaube, es ist menschlich, das Verlangen zu haben, an etwas zu glauben – wie auch immer man das betitelt, ist eigentlich egal. Ich will das für mich auch gar nicht in Worte fassen, weil ich das Ganzen damit direkt wieder konzeptualisieren würde. Ich bin auf jeden Fall ein spiritueller Mensch, der gerne meditiert und sich auch gerne Zeit für sich nimmt.

    FILMSTARTS: Was erwartet die Zuschauer denn nun in „Der Name der Rose“?

    Damian Hardung: Man sollte sich nicht nur auf eine visuell ansprechende und spannende, sondern auch auf eine anspruchsvolle Serie einstellen, die ihre komplexe Thematik nicht unter den Tisch kehrt, in der großen Konflikten Raum gegeben wird und in der versucht wird, ohne Klischees auf den Kern vieler philosophischer Gedanken zu kommen. Es ist eine intellektuell anspruchsvolle Serie, in der deutlich wird, wie viel Wissen Umberto Eco auch schon in sein Buch steckte.

    Was kommt nach der Serie?

    FILMSTARTS: Siehst du die Serie für dich auch als Chance, in Zukunft vielleicht mehr englischsprachige Filme und Serien zu drehen? Ist das ein Ziel von dir?

    Damian Hardung: Also, wenn jemand mit einer guten Geschichte kommt, sag‘ ich nicht nein. [lacht] Es kommt letztendlich auf den Inhalt und die Rolle an, aber ich habe total Lust drauf, im Ausland zu arbeiten. Es war ein absolut bereicherndes halbes Jahr in Rom. Natürlich würde ich mich freuen, wenn die Serie auch in den USA gut anläuft und ich vielleicht schon bald dort arbeiten könnte.

    FILMSTARTS: Wie geht’s bei dir denn weiter? Worin gibt’s dich neben „Der Name der Rose“ demnächst noch zu sehen?

    Damian Hardung: Am 31. Mai kommt eine neue Netflix-Serie, „How To Sell Drugs Online (Fast)“, in der ich eine Hauptrolle spiele und am 5. Dezember kommt dann „Auerhaus“ ins Kino, der auf einem sehr schönen Coming-Of-Age-Roman von Bov Bjerg basiert.

    „Der Name der Rose“ ist ab dem heutigen 24. Mai 2019 auf Sky 1 zu sehen. Jeden Freitag wird jeweils eine neue Folge ausgestrahlt. Über Sky Ticket, Sky Go und Sky On Demand stehen direkt alle acht Folgen zum Start auf Abruf bereit. Ab dem 15. Juni (digital) bzw. 18. Juni (DVD & Blu-ray) ist „Der Name der Rose“ auch auf dem Heimkinomarkt erhältlich.

     

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