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    Darum solltet ihr "Gemini Man" unbedingt in 3D schauen

    FILMSTARTS-Redakteur Tobias Tißen hält den 3D-Wahn im Kino eigentlich mehr für Geldmacherei als für einen sinnvollen Beitrag zum Filmerlebnis. Doch im Falle des Action-Thrillers „Gemini Man“ empfiehlt er: Zahlt auf jeden Fall die drei Euro mehr!

    Paramount Pictures

    +++ MEINUNG +++

    Ich bin absolut kein Fan des aktuellen 3D-Wahns: In den meisten Kinos bekommt man (gegen Gebühr) eine billige Plastik-Brille in die Hand gedrückt, die im besten Fall zwar ein paar plastische Effekte, gleichzeitig aber auch ein dunkles Bild und verschwommene Ränder liefert. Dafür dann noch drei Euro mehr bezahlen? Nicht mit mir. Da setze ich mich lieber Sonntagsmorgens um 11 Uhr in ein leeres, kleines Kino in eine der wenigen angebotenen 2D-Vorstellungen.

    Es gibt nur ganz wenige Fälle, in denen ich sagen würde, dass es sich wirklich lohnt, den 3D-Aufschlag zu bezahlen. Klar, „Avatar“ war 2009 einer davon – einfach, weil man so etwas vorher noch nicht gesehen hatte. Abgesehen davon fällt mir aber kaum ein Beispiel ein. Doch jetzt gibt es wieder so einen Film: Ang Lees futuristischer Action-Thriller „Gemini Man“ mit Will Smith.

    Eine technische Revolution

    Im Vorfeld wurde der Science-Fiction-Film als nicht weniger als eine Kinorevolution angepriesen – sogar in zweifacher Hinsicht. Zum einen weil Will Smith auf eine komplett aus dem Computer stammende, jüngere Version seiner selbst Jagd macht (was erstaunlich gut aussieht), zum anderen, weil Ang Lee („Life of Pi“) seinen Film in 4K-Full-HD-Auflösung und mit einer Bildfrequenz von 120 Bilder pro Sekunde (fps) gedreht hat. Normal sind sonst 24. Zwar gibt es kaum Kinos, die diese Bildrate darstellen können, 60fps schaffen aber die meisten – und auch das sorgt schon für eine ganz andere, hyperrealistische Optik. Man könnte fast meinen, man schaue ein Theaterstück.

    Zugegeben: Daran muss man sich gewöhnen. Kein Kinofilm sah zuvor aus wie „Gemini Man“, selbst die für ihren „Seifenoper-Look“ auch oft kritisierte „Der Hobbit“-Reihe drehte Peter Jackson „nur“ in 48fps. Auch ich war zunächst irritiert von der ungewohnten Bildästhetik, vor allem bei Tageslicht-Szenen. Aber worüber es keine zwei Meinungen geben kann, ist der extrem gut funktionierende 3D-Effekt des selbstverständlich in realem 3D gedrehten und nicht nachträglich konvertierten Films.

    Zahlt die drei Euro mehr!

    Und zwar überhaupt nicht in dem Sinne, dass dem Zuschauer ständig irgendwelche Gegenstände entgegenfliegen wie in einer Freizeitpark-Attraktion – ganz im Gegenteil, das passiert nur in einer Szene. Vielmehr funktioniert das 3D, weil es dem Film im Zusammenspiel mit der hohen Bildrate eine nie zuvor gesehene Tiefe verleiht. Man hat das Gefühl, tatsächlich einen dreidimensionalen Raum vor sich zu sehen und nicht verschiedene Schichten, die einfach nur voreinandergesetzt wurden, wie es bei lediglich in 3D konvertierten Filmen oft wirkt.

    Paramount Pictures.

    Aber noch viel wichtiger für mich: Es gibt keine verschwommenen Ränder, das Bild ist hell strahlend und überall gestochen scharf, egal welchen Bereich man gerade im Fokus hat.

    Deswegen kann ich in diesem Fall wirklich nur die Empfehlung aussprechen, sich im Kino nicht die drei Euro für den 3D-Aufschlag zu verkneifen und am besten auch die Vorstellung mit dem größten Kinosaal aufzusuchen. Denn selbst wenn euch die, zugegeben, nicht immer überzeugende Geschichte von „Gemini Man“ nicht gefallen sollte – Regisseur Ang Lee hat die Kino-Technik tatsächlich revolutioniert.

    Ben Gervais, Technical Supervisor bei „Gemini Man“ verriet uns im Interview, dass es Ang Lee den Zuschauern die Erfahrung schenken wollte „in einem Raum mit den Schauspielern zu sein. Eine voyeuristische Erfahrung.“ Und das ist dem Regisseur tatsächlich besser gelungen, als je einem anderen Filmemacher zuvor. Tut euch den Gefallen und überzeugt euch unter den bestmöglichen Voraussetzungen selbst davon.

    "Gemini Man" wird nicht weniger als eine Kino-Revolution: Am Set von Ang Lees Sci-Fi-Thriller

    Und darum geht’s in „Gemini Man“: Ex-Regierungsattentäter Henry Brogan (Will Smith) bekommt Wind von den üblen Machenschaften seines ehemaligen Vorgesetzten Clay Verris (Clive Owen), der daraufhin einen Killer auf ihn ansetzt – und der ist niemand Geringeres als sein eigener, deutlich jüngerer Klon (ein CGI-Will-Smith). Mit Hilfe der Agentin Danny Zakarweski (Mary Elizabeth Winstead) und seines Kumpels Baron (Benedict Wong) versucht Henry, die Angriffe seines ihm mindestens ebenbürtigen Klons zu überleben und ihn gleichzeitig davon zu überzeugen, dass Ziehvater Verris der wahre Böse ist.

    „Gemini Man“ läuft seit dem 3. Oktober 2019 in den deutschen Kinos.

     

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