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    "Rogue One" heute im TV: Ein überraschend langweiliger "Star Wars"-Film
    Tobias Mayer
    Tobias Mayer
    -Redakteur
    Tobias liebt „Star Wars“ so sehr wie keine andere Filmreihe, von „Die dunkle Bedrohung“ bis zu „Der Aufstieg Skywalkers“ und mit allen Macken.

    Viele Fans mögen „Rogue One: A Star Wars Story“ am liebsten, was die neuen Filme angeht – ich aber mag nur den Anfang und das Finale.

    Lucasfilm Ltd. / Jonathan Olley

    +++ Meinung +++

    Das Spin-off „Rogue One: A Star Wars Story“ läuft am Sonntagabend auf ProSieben und beginnt mit einer dramatischen Entführung: Der imperiale Orson Krennic (Ben Mendelsohn) zwingt den Wissenschaftler Galen Erso (Mads Mikkelsen), an einer Massenvernichtungswaffe zu arbeiten. Ich mag diesen Einstieg, in dem Mendelsohn und Mikkelsen mit wenigen Worten und Blicken von einer Freundschaft erzählen, die eine brutale Wende nimmt.

    Ich mag auch das letzte Drittel von „Rogue One“: Eine kleine Gruppe Rebellen kämpft unter Zeitdruck gegen das übermächtige Imperium und die verdammte Technik, um Dateien ins Weltall zu übertragen, von denen das Schicksal der Rebellion abhängt. „Star Wars“ war nie mitreißender – nur leider war es auch nie öder als im Mittelteil des Spin-offs.

    Überraschend langweilig

    Bis die Rebellen sich auf dem Tropenplaneten Scarif mit dem Mut der Verzweiflung ins große Gefecht gegen das Imperium werfen, muss erstmal das Team zusammengetrommelt werden und sich in ersten Einsätzen bewähren. Das mag als Idee interessant klingen, nach einem klassischen „Männer (und eine Frau) auf Mission“-Abenteuer. Aber im Film werden dann nur Stationen abgeklappert.

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    Man merkt der Dramaturgie von „Rogue One“ deutlich an, dass sie als Hinführung aufs dramatische letzte Drittel hin konstruiert wurde (oder vielleicht war das letzte Drittel der einzige Teil, der in den umfangreichen Nachdrehs gerettet werden konnte). Schwung und spürbare Gefahr jedenfalls kommen erst auf, als das kleine Rebellen-Team abgeschnitten von den anderen auf Scarif kämpft – aber da sind halt schon ca. anderthalb Stunden des Films rum.

    Es hilft nicht, dass das Rebellen-Team um Jyn Erso (Felicity Jones) aus sechs Personen besteht (den Droiden K-2SO mitgezählt), die alle erst eingeführt werden müssen. Zwar finde ich wirklich jedes der Mitglieder für sich genommen interessant, allen voran den desillusionierten Rebellenspion Cassian Andor, dessen tragische Geschichte Diego Luna mit wenigen Blicken perfekt zum Ausdruck bringt.

    Doch die potentiell spannenden Dynamiken zwischen den Rebellen bleiben völlig unterbelichtet. Es wirkt, als liefen die sechs Rebellen eher so nebeneinander her, als dass sie wirklich miteinander agieren würden.

    „Rogue One“ ist der erste Film einer „Star Wars“ betitelten Reihe, der als Kriegsfilm gilt. Aber weder ist er über weite Strecken wirklich spannend, noch wird der Krieg in seinen moralischen Schattierungen dargestellt.

    Pseudo-Kriegsfilm

    „Rogue One“ ist nur dem Gebaren nach ein Kriegsfilm: Er spielt unter Soldaten und wann immer gekämpft wird, wackelt die Kamera in bester „Der Soldat James Ryan“-Tradition. Gut und Böse aber sind dennoch sauber getrennt, weil alle Grautöne maximal angedeutet werden:

    Jyn Erso ist eine Kriminelle, der die Rebellion am Arsch vorbeigeht? Nun ja. Tatsächlich werden ihre beachtlichen Vorstrafen nur kurz vorgelesen, anstatt dass wir etwas davon sehen würden. Und es dauert nicht lange, bis sie ihre große „Wir Rebellen schaffen das“-Rede hält.

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    Die Rebellen haben einen extremistischen Arm, der brutale Methoden anwendet und zeigt, dass es auch böse Leute auf Seiten der Guten gibt? Nun ja. Wir sehen zwar, wie Bodhi Rook (Riz Ahmed) von ihnen gefoltert wird, aber damit hat es sich dann auch. In der großen Schlacht auf dem Tropenplaneten spielen die Terror-Rebellen keine Rolle.

    Ohne Frage ist „Rogue One“ derjenige unter den neuen „Star Wars“-Filmen seit „Star Wars 7: Das Erwachen der Macht“ (2015), der sich stilistisch und das Ensemble betreffend am deutlichsten von allen anderen Teilen unterscheidet. Vielleicht ist das der Grund, warum er auf IMDb und Rotten Tomatoes zu den beliebtesten der neuen Filme gehört, denen ja oft vorgeworfen wird, zu viel Bekanntes zu zeigen.

    Doch weder halte ich Andersartigkeit für ein Qualitätsmerkmal an sich, noch kann ich erkennen, dass „Rogue One“ den eigenen Ambitionen wirklich gerecht werden würde.

    „Rogue One: A Star Wars Story“ läuft am 3. April ab 20:15 Uhr auf ProSieben. Aus diesem Anlass haben wir diesen Artikel erneut veröffentlicht, er erschien erstmals 2020.

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