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    Die neue Marvel-Serie auf Disney+ ist eine große Enttäuschung

    Man konnte damit rechnen, dass „Marvel Studios: Legends“ nur eine lahme Clip-Show wird. Doch FILMSTARTS-Redakteur Björn Becher hoffte auf mehr. Nicht nur deswegen ist er enttäuscht, denn selbst diese Material-Wiederverwertung liefert wenig...

    Walt Disney

    +++ Meinung +++

    Mysteriös kündigte Marvel kürzlich an, dass im Vorfeld der ersten MCU-Serien auf Disney+ („WandaVision“, „Loki“, „The Falcon And The Winter Soldier“) auch noch eine weitere Serie erscheine: „Marvel Studios: Legends“.

    Details gab es erst einmal keine. Mit der Ankündigung des Monatsprogramms für Januar schickte Disney dann eine Kurzbeschreibung:

    "Marvel Studios: Legends" ist eine spannende Auffrischung über die verschiedenen Helden und Bösewichte, die in den mit Spannung erwarteten Streaming-Serien, die auf Disney+ Premiere feiern, auftreten und bereitet den Weg für die kommenden Abenteuer vor. Die ersten beiden Folgen behandeln Wanda Maximoff und Vision.

    Seit dem heutigen 8. Januar 2021 ist „Marvel Studios: Legends“ auf Disney+ verfügbar.

    » "Marvel Studios: Legends" auf Disney+*

    Wie eine Serien-Clip-Show

    Schon die Formulierung „Auffrischung“ in der Ankündigung ließ mich ahnen, dass meine vorherigen Hoffnungen auf mehr als das Abspulen bekannter Szenen wohl zu optimistisch war. Die nun verfügbare „Serie“ bestätigt mich. Die zwei vorhandenen Episoden sind jeweils rund sieben Minuten lang und lediglich eine Aneinanderreihung von bekannten Szenen mit der im Zentrum stehenden Figur (Episode 1: Scarlet Witch alias Wanda Maximoff, Episode 2: Vision) bzw. von Szenen, in denen andere über diese Figur reden.

    Das erinnert an die sogenannten Clip-Shows, die als Füllepisoden das Budget teurer Serien gerne drücken, weil größtenteils nur alte Schnipsel wiederverwertet werden. Und ist leider wie meist auch da, auch hier ziemlich langweilig.

    Auffrischung? Ja! Spannend? Nein!

    Ich stelle mir die Frage: Will das jemand sehen? Fans kennen all das Material. Sie dürften der reinen Abfolge wenig abgewinnen können. Zumal in meinen Augen die Dramaturgie des Schnitts in mehreren Momenten nicht wirklich gelungen ist, es also nicht mal spannend aufbereitet wird.

    Für Neueinsteiger, die vor „WandaVision“ (ab 15. Januar auf Disney+) die Figuren kennenlernen wollen, taugt das Format ebenfalls nix. Trotz des Einbaus von Filmszenen, in denen andere Figuren wie Iron Man (Robert Downey Jr.) und Co. über Wanda und Vision sprechen, dürfte man aufgrund der Kürze und schnellen Abfolge nicht wirklich mitkommen. Denn zusätzlich erklärt wird nichts.

    So bleibt es wohl wirklich bei einer reinen Auffrischung. Wer sich nicht mehr sonderlich gut erinnern kann, sieht dann vielleicht noch die ein oder andere Szene und denkt sich: Stimmt, das ist ja auch passiert.

    Der Grund für meine Enttäuschung: Disney+ kann großartige Dokus

    Natürlich kann man jetzt einwenden: „Dann ist es halt nur eine Auffrischung. Ist ja nicht schlimm. Kann man auch ignorieren!“ Das stimmt natürlich. Enttäuscht bin ich aber, weil so viel mehr drin gewesen wäre – gerade wenn man sich einige andere Dokumentation auf Disney+ anschaut.

    Wofür ich den Dienst des Maushauses nämlich sehr schätze: Dass man Hintergrund- und Bonusmaterial wieder aufleben lässt, wo dieses im Streamingzeitalter doch gerade fast überall sonst hintenüberfällt (Ja, Netflix und Amazon. Ihr seid gemeint!). So gibt es bei Filmen (auch von Marvel) zusätzlich das Bonusmaterial der Blu-ray-Veröffentlichungen. Und zu unter anderem „The Mandalorian“ wurde sogar eine komplette, nicht immer gelungene, aber interessante Doku-Serie produziert: „Disney Galerie: Star Wars: The Mandalorian“!

    » "Disney Galerie: Star Wars: The Mandalorian" auf Disney+*

    Womöglich werden auch zu „WandaVision“ und Co. solche Doku-Serien kommen, doch gerade der Ansatz von „Marvel Studios: Legends“, jede Folge auf eine Figur aus dem MCU zu schauen, birgt so viele (nun ungenutzte) Möglichkeiten. Man hätte nicht nur mehr Details zum Hintergrund jeder Figur zeigen und Vergleiche zu den Comics anstellen können.

    In Interviews mit den Machern wären Erklärungen denkbar gewesen, warum sich Figuren in jene Richtung entwickelt haben und nicht in eine andere. Die vielen verworfenen Ideen, die bekanntlich zu all diesen Heldinnen und Helden existieren, wären ein weiteres Detail gewesen, das wirklich die Bezeichnung „spannend“ verdient hätte. Gerade bei Scarlet Witch, die sich schon im Verlauf ihrer kurzen MCU-Geschichte massiv entwickelt hat und deren Interpretation von Auftritt zu Auftritt stark verändert erscheint, könnte man richtig tief einsteigen und viele Hintergründe liefern.

    Disney-Plus-Tipp: "Die Imagineering Story"

    Spannend ist die Clip-Show-Serie dagegen nicht. Im Gegensatz zu einer anderen Hintergrund-Dokumentation auf Disney+, die ich an dieser Stelle ganz kurz empfehlen möchte – quasi als weiteren Beweis, wie gut selbstbezogene Disney-Dokus sein können: „Die Imagineering Story“!

    » "Die Imagineering Story" auf Disney+*

    Die von Leslie Iwerks entwickelte und inszenierte Doku-Mini-Serie wirft einen Blick auf die Entstehung der Disney-Themenparks, die Weiterentwicklung dieser und auch des gesamten Konzerns. Bei der Reise durch die Zeit stehen dabei vor allem jene Menschen, die mit immer neuen Ideen dafür verantwortlich sind, im Vordergrund.

    Was schnell zur Selbstbeweihräucherung hätte werden können, ist nicht nur ein in einzelnen Momenten sogar kritischer Blick auf den Konzern, sondern vor allem eine unglaublich informative und sogar sehr berührende Reise durch die Disney-Geschichte mit großartigen Bildern – unter anderem aus der Zeit von Walt Disney selbst. Vor allem die ersten beiden der insgesamt sechs Episoden sind richtig stark.

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