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    "Things Heard And Seen" auf Netflix sorgt für Verwirrung: Wir erklären euch das Ende des Horrorfilms

    Der mit Amanda Seyfried besetzte „Things Heard And Seen“ ist ein Neo-Goth-Geisterfilm mit Okkult-Einschlag, der sich lange Zeit aber wie ein normales Ehedrama einfühlt. Deshalb überrascht (und verwirrt) das Ende auch so viele Zuschauer…

    Netflix

    Die „American Splendor“-Regisseure Shari Springer Berman und Robert Pulcini legen ihre Netflix-Produktion „Things Heard And Seen“ über weite Strecken wie ein ziemlich geradliniges Ehedrama mit nur leichten okkulten Einsprengseln an. Das kann man durchaus öde finden. Aber selbst wenn man drauf einsteigt, kommt das epische Hochsee-Ende ohne die eigentlich angebrachte Vorarbeit doch so ziemlich aus dem Nichts.

    Würden die Macher – wie etwa Guillermo del Toro in „Crimson Peak“ – schon viel früher und offensiver mit den Gothic-Horror-Motiven ihrer Geschichte vorpreschen, dann würde der Schluss ganz sicher auch nicht bei so vielen Zuschauer*innen für Verwirrung sorgen. Aber wie dem auch sei – wir erklären euch gerne, wie wir die finalen Minuten des Geister-Gruseldramas verstanden haben…

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    Achtung: Ab hier Spoiler zu "Things Heard And Seen"!

    In „Things Heard And Seen“ zieht die Kunstrestaurateurin Catherine (Amanda Seyfried) gemeinsam mit ihrem Professoren-Ehemann George (James Norton) und ihrer Tochter Franny (Ana Sophia Heger) aus Manhattan in ein neues Haus aufs Land. George hat dort eine Professur erhalten und Catherine ist bereit, ihren eigenen Job für seine Karriere erst einmal hintenanzustellen.

    Aber dann werden die Bruchstellen in der Ehe immer deutlicher – was vor allem an den vielen Lügen liegt, die George irgendwie vor seiner Frau und dem Rest der Welt verbergen muss, was aber immer schwieriger wird:

    •  George beginnt eine Affäre mit der Studentin Willis (Natalia Dyer aus „Stranger Things“)
    •  George hat die neue Stellung nur bekommen, weil er ein Empfehlungsschreiben seines Ex-Professors gefälscht hat; deshalb musste er auch eine Professur so weit weg von Manhattan annehmen, damit es nicht so schnell auffällt
    •  George hat die Bilder, die in seinem Büro hängen, gar nicht selbst gemalt – in Wahrheit hat er sie von seinem Cousin gestohlen, nachdem dieser bei einem Bootsunfall ertrunken ist
    •  George verschweigt Catherine, dass der vorherige Besitzer des Hauses erst seine Frau Ella (Emily Dorsch) und dann sich selbst umgebracht hat (und es wohl auch deshalb so günstig war)

    Vor allem letzteres spielt auch im Finale eine Rolle. Denn die damals ermordete Frau geht nun als Geist im Haus um. George erscheint sie als bösartige Entität, während Catherine ihre Anwesenheit als tröstend empfindet. Aber auch mit übersinnlicher Hilfe kann Catherine ihrem Schicksal nicht entgehen: Als sie ihn aufgrund seiner Lügen und Verbrechen gemeinsam mit Franny verlassen will, erschlägt George seine Ehefrau kurzerhand mit einer Axt …

    … und ab da beginnt dann der wahre Neo-Gothic-Abschnitt von „Heard And Seen“:

    Als es so aussieht, dass George tatsächlich mit seinen Morden durchkommen könnte, erwacht seine Uni-Kollegin Justine Sokolov (Rhea Seehorn), die er vorher mit dem Auto abgedrängt hatte, entgegen der ärztlichen Diagnose plötzlich aus dem Koma und beginnt damit, dem Sheriff die Wahrheit zu offenbaren. Draußen regnet und stürmt es – und die Tropfen am Fenster nehmen die Gestalt zweier Frauen an, die sich an den Händen halten.

    Es sind die Silhouetten von Catherine und Ella, die beide von ihren Ehemännern ermordet wurden. Es wird so zwar nicht ausgesprochen, aber zumindest angedeutet, dass sie etwas mit dem Erwachen von Justine zu tun haben – ihr Einfluss hat offenbar dafür gesorgt, dass sie nicht im Koma verharrt, sondern endlich die Wahrheit erzählen kann.

    (Höllen-)Feuer auf hoher See

    Aber damit nicht genug. Denn George soll nicht irgendwann vor Gericht, sondern möglichst direkt seine Strafe für sein verdammenswertes Verhalten erhalten. Nachdem er im stürmenden Regen mit einem kleinen Boot auf die hohe See geflohen ist, zucken auf einmal die Blitze am Horizont (und es sind dabei sogar umgekehrte Kruzifixe in den feuerroten Wolken zu sehen). Es sind epische Bilder, die an die kraftvollen Seefahrt-Gemälde von William Turner (1775 – 1851) erinnern.

    Gerade als das kleine Boot die nächste Welle erklimmt, sieht es aus, als ob es in einer Feuersbrunst aufgeht. Man kann sich zunächst nicht sicher sein, ob das Boot tatsächlich brennt, oder ob es sich nur um eine optische Illusion ob des feuerroten Horizonts handelt. Aber dann kann man vor allem an den Flammen, die sich an den Segeln hochfressen, ziemlich gut erkennen, dass das Feuer offenbar tatsächlich echt ist. George wird also wie sein Cousin, bei dem eine reelle Chance besteht, dass er ihn selbst damals aus Eifersucht getötet hat, ebenfalls im Meer ertrinken (wenn er nicht vorher verbrennt).

    Natürlich schwingt dabei eine gewisse Ambivalenz mit, die vom Film auch nicht endgültig aufgeklärt wird: Haben Catherine und Elle selbst für das Gewitter und das Feuer gesorgt? Oder ist es eine noch höhere Macht, die hier ins Schicksal der Menschen eingreift?

    Aber die genauen Hintergründe sind – wie in so vielen Gothic-Horror-Geschichten – auch hier gar nicht so wichtig. Es geht mehr um einen viszeralen Ausdruck der verhandelten Themen – in diesem Fall die Solidarität und den Zusammenhalt der weiblichen Opfer, notfalls auch über den eigenen grausamen Tod hinaus…

    Things Heard And Seen
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