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    Langeweile statt Schrecken: Die Monster in "A Quiet Place 2" sind ein Riesenproblem

    „A Quiet Place 2“ kann seinem Vorgänger nicht das Wasser reichen, findet FILMSTARTS-Redakteur Benjamin. Eine große Schwäche sind die Monster, die immer wieder demselben eintönigen Schema folgen.

    Paramount Pictures

    +++ Meinung +++

    A Quiet Place 2“ wird fast universell als gelungene Fortsetzung gelobt. Auf der Kritiken-Sammelseite Rotten Tomatoes kommt das Sequel auf knapp 91 Prozent positiver Rezensionen und auch unsere offizielle FILMSTARTS-Kritik zu „A Quiet Place 2“ fällt ein positives Fazit mitsamt der Wertung von 3,5 Sternen.

    Ich persönlich war von der Fortsetzung jedoch enttäuscht und das hat viele Gründe, die sich leicht zusammenfassen lassen: Beinahe alles, was „A Quiet Place 2“ macht, hat der Vorgänger besser gemacht. Ein wichtiges Element des Films hat mich aber besonders geärgert: Die Monster haben mich mit zunehmender Laufzeit des Horror-Schockers immer mehr gelangweilt.

    A Quiet Place 2

    Darum sind die Monster in "A Quiet Place 2" so langweilig

    Fangen wir mit etwas Positivem an, denn „A Quiet Place 2“ tut es ja auch: Wie schon im ersten Teil startet Regisseur John Krasinski mit einem fantastisch inszenierten Prolog. Zwar fand ich den Einstieg in „A Quiet Place“ ein wenig besser, allerdings lassen sich diese beiden Szenen auch nur schwer vergleichen. Während der erste Film noch auf bedächtige Stille setzte, um sein Konzept zu etablieren, dreht Krasinski in Teil 2 den Spieß um und serviert uns den panischen Untergang der Zivilisation auf cineastischem Blockbuster-Niveau.

    Das fetzt und zeigt die volle Zerstörungsgewalt der Monster, die im ersten Teil noch deutlich sparsamer eingesetzt wurden. Sie wüten und rasen durch die Stadt und vernichten alles, was sich ihnen in den Weg stellt. Wunderbar, am Einstieg habe ich wirklich nichts auszusetzen! Doch was danach folgt, offenbart das grundsätzliche Problem, eine Fortsetzung zu „A Quiet Place“ zu drehen. Die Aliens sind einfach nicht interessant genug für einen zweiten Film.

    In den kommenden rund 90 Minuten folgt nämlich immer wieder das gleiche Schema. Die Monster zerfleischen alles, was einen Ton macht, es sei denn Regan (Millicent Simmonds) packt ihre akustische Wunderwaffe aus und lähmt die mordenden Wesen, sodass ihre Köpfe verwundbar werden und sie wahlweise mit einer Shotgun oder einem spitzen Gegenstand erledigt werden können.

    Dass sich das anfühlt wie in einem Videospiel, bei dem immer und immer wieder derselbe Gegnertyp auf einen wartet, habe ich mit meinen Kollegen Sebastian und Pascal in unserem Podcast Leinwandliebe bereits genauer erörtert. Die Episode zu „A Quiet Place 2“ könnt ihr euch hier anhören:

    Darin haben wir auch darüber diskutiert, dass die Monster zu wenig Variation bieten und sind zu keinem befriedigenden Ergebnis gekommen, wie sich dieses Problem hätte lösen können, ohne generische Sci-Fi-Tropen wie beispielsweise eine Alien-Königin einzusetzen. Allein die Tatsache, dass wir die Monster eben zum zweiten und nicht zum ersten Mal sehen, stellt „A Quiet Place 2“ eben vor ein großes Problem.

    Darum waren die Monster im ersten "A Quiet Place" noch eine Stärke

    In „A Quiet Place“ waren die Monster und das Konzept des Films noch völlig neu und daher so faszinierend. Wie bei seinem großen Vorbild Steven Spielberg in „Der weiße Hai“ versteckte John Krasinski die Bestien lange Zeit vor den Augen der Zuschauer*innen und ließ die Spannung ins Unermessliche steigen. Als sie sich dann endlich enthüllten, präsentierten sie ihre seltsam geformten Köpfe mit ihren optisch beeindruckenden Gehörgängen. Das bedrohliche und befremdliche Klicken, das sie von sich gaben, trug noch mehr zum Horror bei.

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    Wir wussten nicht genau, wie diese Wesen auf Geräusche reagieren. Was sie sonst für Fähigkeiten haben und ob sie irgendwie besiegbar sind. Dieses Mysterium ist jedoch im zweiten Film schon gelöst. Was bleibt, sind eben geräuschempfindliche Killermaschinen, deren Handeln absolut berechenbar ist und die sich genauso berechenbar aus dem Weg räumen lassen.

    In „A Quiet Place“ war gar nicht die Zeit dafür da, uns an die Biester zu gewöhnen, weil diese ohnehin erst am Ende so richtig in Erscheinung traten. Stattdessen konnte sich der Film auf seine anderen Stärken besinnen: auf das Familiendrama und sein besonderes Konzept.

    "A Quiet Place 2" vernachlässigt die Stärken des Vorgängers

    Was mich am ersten Teil neben den damals noch innovativen Monstern beindruckt hat, waren die menschlichen Konflikte rund um die Familie Abbott. Die finden auch im zweiten Teil statt, sind dort allerdings deutlich abgeschwächt. Stattdessen fokussiert sich der Film auf Regan, die sich auf ihre eigene kleine Heldenreise begibt.

    Das ist zwar ein guter Einfall, reicht aber in Sachen Emotionalität nicht an die Momente heran, in denen Lee (John Krasinski) verzweifelt versucht, ein Hörgerät für seine Tochter zu basteln, die glaubt, von ihm nicht geliebt zu werden. Oder aber an die unfassbare Schuld, die auf Regan lastet, da sie für den Tod ihres kleinen Bruders mitverantwortlich ist. Ganz zu schweigen von einer Schwangerschaft, die Evelyn (Emily Blunt) in diesem Schreckensszenario bewältigen muss! A Quiet Place“ hat einen so unfassbar starken emotionalen Kern, dass es die Fortsetzung einfach von vornherein verdammt schwer hatte.

    Das ist aber keine Entschuldigung darfür, dass „A Quiet Place 2“ in einem anderen wichtigen Aspekt sehr viel Potential liegen lässt. Der Vorgänger sprühte vor Einfallsreichtum, wenn es darum ging zu zeigen, wie sich die Menschen mit der neuen Situation zurechtfinden, wie sie Überlebensstrategien entwickeln, Monopoly mit zurechtgeschnittenen Spülschwämmen spielen, kleine Sauerstoffkisten für schreiende Säuglinge entwerfen oder ein geräuschloses Alarmsystem entwickeln.

    Alle paar Minuten gab es solche Aha-Momente, die in der Fortsetzung bis auf wenige Ausnahmen komplett fehlen. Stattdessen werden die Sandpfade verlassen und Emmett (Cilian Murphy) beweist, dass man auch problemlos auf normalem Untergrund mit Stiefeln laufen kann, ohne die Viecher anzulocken.

    Hier wird die vielleicht größte Stärke des Vorgängers sträflich vernachlässigt. Schade, denn genau das hätte auch der Schlüssel dazu sein können, um nicht unter der Langeweile durch die Monster zu leiden, die in Teil 2 viel zu sehr in den Fokus rücken. Denn das erzählerische Potential dieser außerirdischen Invasoren liegt eben nicht darin, sie immer und immer wieder alles über den Haufen rennen zu lassen, sondern in den Auswirkungen, die diese mächtige Bedrohung auf das alltägliche Leben der Menschen hat.

    "A Quiet Place 2"-Regisseur John Krasinski verrät uns seine Spin-off-Pläne

    Die Monster hätten in den Hintergrund rücken und der Menschheit mit ihrem Erfindungsreichtum das Rampenlicht überlassen sollen. Stattdessen bekommen wir einen Emmett, dessen Überlebensstrategien kaum über das Platzieren von Bärenfallen hinausreichen.

    Für mich war das leider zu wenig und so war „A Quiet Place 2“ trotz all seiner handwerklichen Finesse, der grandiosen Schauspielleistungen und des einen oder anderen Thrills insgesamt leider eine Enttäuschung.

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